Acht Filialen Magdeburger Fleischer insolvent – Geschäft läuft vorerst weiter
Hauptinhalt
19. April 2024, 10:09 Uhr
Seit mehr als 60 Jahren produziert und verkauft "Delikata" in Magdeburg Fleisch- und Wurstwaren. Nun ist das Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten, hat Insolvenz angemeldet. Die Sanierungschancen werden als gut bewertet.
Der Magdeburger Fleischereibetrieb "Delikata" hat Insolvenz angemeldet, führt seine Geschäfte aber vorerst fort. Das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit. Löhne und Gehälter aller 70 Beschäftigten seien für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert, hieß es. Nun würden die Optionen geprüft, das Unternehmen zu sanieren.
Verändertes Kaufverhalten, gestiegene Kosten
Als Grund für die Schieflage beim Unternehmen erklärte die Insolvenzverwaltung: "Wie auch viele andere produzierende Unternehmen steht 'Delikata' derzeit wegen massiv gestiegener Rohstoff-, Energie- und Personalkosten unter Druck. Zudem leidet das Unternehmen unter dem veränderten Kaufverhalten der Verbraucher; der Fleischkonsum in Deutschland geht seit Jahren zurück". Aus Flöthers Sicht erfüllt das Unternehmen jedoch wichtige Voraussetzungen für eine mögliche Sanierung. Er verwies unter anderem auf "eine hochmoderne Produktionsstätte" oder das etablierte Filialnetz.
Der Fleischkonsum in Deutschland geht seit Jahren zurück
Wer ist Lucas Flöther? Der Hallenser Flöther ist einer der bekanntesten Insolvenzverwalter Deutschlands. Der Jurist wurde überregional mit dem Fall Air Berlin bekannt. In Sachsen-Anhalt war er unter anderem Insolvenzverwalter beim Fahrradhersteller MIFA und bei der Stahlbau Brehna GmbH. Außerdem begleitete Flöther die Sanierung des Bahnunternehmens Abellio, der Bonbonfabrik Bodeta und des Anlagenbauers FAM Magdeburg.
"Delikata" seit über 60 Jahren im Raum Magdeburg
"Delikata" produziert und vertreibt in der Region Magdeburg Fleisch- und Wurstwaren. Nach eigenen Angaben hat die Firma acht Filialen und betreibt einen Partyservice. "Delikata" war 1962 als Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) gegründet worden. Zu DDR-Zeiten hatte das Unternehmen 28 Filialen mit 220 Beschäftigten, Mitte der Neunziger noch 21 Filialen mit 180 Mitarbeitern.
dpa, MDR (Susanne Liermann, André Plaul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. April 2024 | 21:00 Uhr
Magdeburger Jung vor 32 Wochen
Es ist traurig, das heute so etwas passiert. Allerdings gibt es auch andere Beispiele, das es besser geht! Ein Fleischer in Meitzendorf bei Magdeburg bietet beste Qualität zu etwas höheren Preisen als im Discounter. Aber hier steht man generell an. Definitiv müssen Qualität und Frische stimmen,dann sind die Leute auch bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen! Und das war leider bei „Delikata“ nicht immer so in den letzten Jahren……
forsa vor 33 Wochen
Nein, Leute wie Sie die immer nur billig wollen und dann nicht auf Qualität sondern Quantität schauen und Billigfleisch und -Wurst aus dem Discounter holen.
Horst vor 33 Wochen
"ist schade, aber Ausdruck 'moderner Zeiten'."
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese alteingessenen Handwerksbetrieben - zumindest in der Tier-/Fleischverarbeitung - auch manch Supermarkt in der Region beliefert. Also da, wo die meisten potentiellen Kunden zu finden sind.
Deshalb auch meine Vermutung: Ladengeschäft wird weiter reduziert oder gar aufgegeben; Produktion bleibt.