Energiekrise Aschersleben stellt Weihnachtsbeleuchtung auf LED um: 1.800 Mal Glühbirnentauschen

22. Oktober 2022, 12:29 Uhr

Aschersleben sollte in diesem Jahr die Innenstadt eigentlich weitestgehend ohne Weihnachtsbeleuchtung bleiben. Wegen der Energiekosten. Das fanden die Kaufleute in der Stadt eher nicht so toll. Schließlich soll´s ja trotzdem stimmungsvoll sein. Inzwischen hat man sich geeinigt. Auf sparsame Beleuchtung. LED statt Glühlampe. Dafür mussten aber rund 1.800 Glühbirnen von Hand ausgetauscht werden. Per Hand.

Tom Gräbe
Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Ließe sich dieses heimelige Weihnachtsgefühl festlich beleuchteter Innenstädte einlagern, hätte es wohl auch Platz in den Regalen der Halle auf dem Gelände der Stadtwerke in Aschersleben. Tannengrüne Lichterketten liegen hier. Geordnet nach Straßen. Die Weihnachtsdekoration für die Innenstadt.

Auf einem Gestell hat jemand einen Lichtschlauch mit Kabelbindern befestigt. Der Schlauch formt den Schriftzug "Frohes Fest". Davor stehen Bierbänke. Arbeitstische für fleißige Helfer, die hier in Handarbeit die Lichterketten aus den Regalen modernisieren wollen. Aus dem Handy von Kaufmannsgilde-Chef Martin Lampadius dudelt "Driving Home For Christmas". "Zur Weihnachtsbeleuchtung gehört natürlich auch die passende Weihnachtsmusik. Das bringt die richtige Stimmung in die Werkhalle. Die können wir gut gebrauchen", stellt er fest.

Warmweißes Licht wird heimelige Stimmung verbreiten

In drei Grüppchen wird hier gearbeitet: Glühlampen auspacken und vorbereiten, alte Lampen raus, neue rein. Die neuen Birnen verbrauchen nur einen Bruchteil Energie. Sie strahlen warm-weiß – und gefühlt irgendwie sogar ein bisschen kräftiger als die alten Birnen mit ihren Glühfäden.

"Von der Lichtfarbe her ist es durchaus vergleichbar", sagt Martin Lampadius. Etwa 1.800 Glühbirnen wechselt hier eine spontan einberufene Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Stadtwerke, einem Sparkassenmitarbeiter, einer Boutiquen-Besitzerin, einem Versicherungsmakler, dem Kulturchef, dem Oberbürgermeister und Veranstaltungsfachmann Martin Rote. "Seitdem wir die Energiekrise haben, sind wir doch alle am Lampen wechseln, oder?", sagt er.

Kompromiss wurde gesucht und gefunden

Dass sie hier gemeinsam in einer Hauruck-Aktion die Weihnachtsbeleuchtung zukunftsfest machen, das ist ein Kompromiss. Eigentlich sollte hier in Aschersleben ein ganz großer Teil der Beleuchtung im Depot bleiben. Aus Kostengründen. Mit Geld der Salzlandsparkasse konnten allerdings energiesparende LEDs angeschafft werden. Und es hängen weniger Lichterketten in der Stadt. Aber, es soll weihnachtlich leuchten.

"Eine Beleuchtung an sich schafft immer Emotionen und dieses Jahr oder die letzten Jahre sind sowieso sehr emotional", sagt Martin Rothe. Ihm ist wichtig zu zeigen, dass man trotz der schwierigen Zeiten etwas machen könne. "Dass wir so ein kleines Hoffnungslicht in die Stadt bringen und einfach Weihnachten Weihnachten sein lassen."

Auch der Stadtchef tauscht Glühbirnen

Auch Ascherslebens Oberbürgermeister Steffen Amme (Wählerinitiative "Die Ascherslebener Bürger") schraubt mit: "Es wichtig, dass wir ein paar Lichtpunkte setzen in der Innenstadt. Das gehört zu Weihnachten dazu. Wir haben gesagt, wir wollen uns nicht gänzlich von der Beleuchtung verabschieden. Wir wollen einen Kompromiss finden", sagt Steffen Amme. Und dazu gehört eben auch, neue LED-Lampen einzusetzen.

Im Prinzip ist das hier eine Rettungsaktion. Eine Rettungsaktion für die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr. Und so geht das hier: Glühbirne raus, Leuchtmittel rein. Kette für Kette. Die Abläufe spielen sich schnell ein. Die leeren Schachteln für die LED-Leuchten stapeln sich.

Schon jetzt weihnachtliche Stimmung

"Wir sind richtig gut dabei", sagt Anne-Katrin Blisse. Sie betreibt Boutiquen in der Innenstadt. Nach ein paar Stunden ist es vollbracht. Bald soll die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt hängen. Vielleicht nicht ganz so üppig wie in den vergangenen Jahren. Aber dafür lichtstark und sparsam.

Und wenn hier beim Glühbirnenschrauben auch noch "Driving Home For Christmas" aus dem Handy dudelt, dann ist das hier mit der ganzen Deko und den Lichtern fast schon ein bisschen weihnachtlich.

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MDR (Tom Gräbe, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 21. Oktober 2022 | 17:30 Uhr

2 Kommentare

Basstian am 22.10.2022

Es ist oder wäre Verschwendung, funktionsfähige Glühbirnen wegzuschmeißen. Hoffe, daß man sie wenigstens in Innenräumen (wo sie dann heizen) ihr Leben aushauchen läßt.
Wenn sie kaputt sind, kann man sie gerne durch LED ersetzen. So machte ich es zu Hause.
Aber dieses Klimaschützen mit der Brechstange erinnert mich fatal an die Unweltprämie (funktionsfähige Autos in die Schrottpresse geben).

wolter108 am 22.10.2022

...die Leuchten ohne Strom ;-)

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