
Teures Vergnügen Mutter und Sohn sparen das ganze Jahr für fünf Tage Martinimarkt in Klötze
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25. Oktober 2024, 15:28 Uhr
Melanie Mühl und ihr Sohn Luk haben eine gemeinsame Leidenschaft: den Martinimarkt im altmärkischen Klötze. Jedes Jahr im Herbst verwandelt sich der Ort für fünf Tage in einen bunten Rummelplatz mit Fahrgeschäften, Essens-Ständen und bunter Bühnenshow. Doch für die alleinerziehende Verkäuferin Mühl ist der Besuch dieses Volksfestes finanziell eine Herausforderung. Damit ist Mühl nicht allein, aber sie und ihr Sohn haben einen ungewöhnlichen Weg gefunden, um sich das Vergnügen zu ermöglichen.
- Fünf Tage auf dem Martinimarkt in Klötze kosten Melanie Mühl und ihren Sohn Luk mindestens 200 Euro.
- Für dieses Vergnügen sparen sie das ganze Jahr ihr Flaschenpfand-Geld.
- Für die beiden ist nicht nur der Besuch auf dem Fest ein Ritual, sondern gemeinsam darauf zu sparen.
Es sind diese fünf Tage im Herbst, die die 42-jährige Melanie Mühl und ihr 15-jähriger Sohn Luk auf keinen Fall verpassen wollen. Deshalb sammeln sie das ganze Jahr über Flaschen und sammeln das Pfandgeld in einer Spar-Dose. "Wir gehen erstmal über den Martinimarkt und halten wahrscheinlich als erstes an einer Glühwein-Bude an", erzählt Mühl lachend. "Dann suchen wir die anderen Buden auf, wo wir was essen können, machen uns einen schönen Abend und später gehen wir eigentlich auch mal zum Pferderennen."
Das alles ist ganz schön teuer. Ein halber Meter Bratwurst kostet auf dem Martinimarkt in Klötze 8 Euro, Fischbrötchen 7 Euro und Glühwein 3,50 Euro. Ganz bewusst verzichtet Mühl selbst verzichet auf Fahrgeschäfte. Diese Freunde überlässt sie ihrem Sohn Luk. Aber sie schlemmt sich fünf Tage über den Martinimarkt. Diese besondere Kulinarik möchte sie sich einfach ohne schlechtes Gewissen gönnen. Das geht am besten durch sparen.
200 Euro für fünf Tage Martinimarkt in Klötze
Melanie Mühl hat die Kosten gut im Blick. Mindestens 200 Euro hat sie für die fünf Tage Martinimarkt eingeplant. Sicherheitshalber hat sie zusammen mit Luk dieses Mal 500 Euro über das Jahr gesammelt. Neben dem Glühwein und den Essens-Buden gehört für ihren Sohn Luk auch der Adrenalin-Kick der Fahrgeschäfte fest dazu. "Am meisten gefallen mir die Karussells, besonders die Zeitmaschine, die sich dreht und überschlägt", erzählt Luk. Die Kosten für Fahrten in Rund-Fahrgeschäften und Loopings liegen bei bis zu 8 Euro pro Durchgang. Natürlich dürfen auch Autoscooter und Riesenrad nicht fehlen, aber all das kostet.
Der Martinimarkt in Klötze
Den Martinimarkt in Klötze gibt es seit mehr als 200 Jahren. Damit ist er nach Angaben der Stadt das größte und traditionsreichste Innenstadtfest der Altmark.
An fünf Tagen im Herbst präsentieren sich mehr als 90 Schaustellerinnen und Schausteller in Klötze.
In diesem Jahr findet der Martinimakrt vom 24. bis 28. Oktober statt.
Pfandflaschen sammeln für Glühwein, Bratwurst und Riesenrad
Diese Ausgaben möchte Mühl nicht einfach aus ihrem Einkommen finanzieren. Sie arbeitet als Verkäuferin und alles wird stetig teuerer. Doch für sie steht fest: Der Martinimarkt ist Tradition und die soll bewahrt werden. Die Idee, Pfandflaschen zu sammeln und das Geld in einer Spar-Dose zu sparen, kam Melanie vor einigen Jahren. Seitdem halten sie und Luk konsequent an dieser Strategie fest. "Wir lassen uns immer die Pfandbons auszahlen und sammeln das Geld in einer Spar-Dose", erklärt Melanie. "Da gibt es keine Ausnahme. Am Ende des Jahres kommt da ordentlich was bei rum."
Auch Luk unterstützt die Sammelaktion seiner Mutter tatkräftig. "Ich sammle das Pfand mit und wir bringen es dann gemeinsam weg", erzählt er stolz. Ein Beispiel zeigt, wie ernst er das Ganze nimmt: "Luk war auf Klassenfahrt und kam mit einer vollen Reisetasche zurück, weil alle Kinder ihre Pfandflaschen weggeschmissen hatten", erzählt Melanie schmunzelnd. "Am Ende hatten wir 8 Euro nur von dieser Aktion." Für Luk ist gemeinsam zu sammeln mehr als nur eine Notwendigkeit – es ist eine Möglichkeit, gemeinsam auf etwas hinzu sparen und sich auf das Ziel zu freuen. "Die Idee, ein ganzes Jahr über zu sammeln, ist cool, weil man dann am Ende mehr erleben kann", erklärt er. Der Aufwand und früh zu sparen, lohne sich, denn so bleibt mehr Geld für die besonderen Dinge des Festes.
Ein Jahr sparen: "Die Freude ist am Ende umso größer"
Für Melanie Mühl und Luk ist der Martinimarkt mehr als nur ein Ausflug. "Das ist Tradition", sagt Melanie bestimmt. "Ich weiß gar nicht, wie viele Jahre wir das schon machen. Solange ich lebe, gehen wir immer von Donnerstag bis Montag auf den Martinimarkt." Früher begleiteten ihre Eltern sie, heute geht sie gemeinsam mit ihrem Sohn. Die Vorfreude und die Atmosphäre sind für beide einzigartig. "Das faszinierende am Martinimarkt ist, dass man Leute trifft, die man sonst nie sieht", erklärt Melanie. "Da kommen sie von überall, von jedem Dorf. Es ist einfach schön."
Ein festes Ritual, das verbindet: Die soziale Bedeutung von Innenstadt-Festen wie dem Martinimarkt ist nicht zu unterschätzen, wird aber für viele immer unerschwinglicher. Melanie Mühl und ihr Sohn Luk sind daher Vorbilder: "Das ist für uns beide etwas besonderes", sagt Melanie. "Wenn wir das ganze Jahr über das Pfand sammeln, ist die Freude am Ende umso größer." Der Martinimarkt ist für Melanie und Luk eine feste Institution, ein Ort, der Erinnerungen und Verbundenheit schafft. Die Vorfreude beginnt bei den beiden schon viele Monate vorher und das Jahr über hilft es ihnen dabei zu sammeln, ihrem Ziel immer näher zu kommen.
MDR (Carina Emig, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 24. Oktober 2024 | 11:30 Uhr
noiartig vor 23 Wochen
Mehrere Quellen bestätigen die weltweit steigenden Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren. Der OECD-Bericht zu Konsumentenpreisen zeigt, dass vor allem wirtschaftlich fortgeschrittene Länder betroffen sind – besonders durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Economist Intelligence Unit (EIU) berichten von globalen Trends, die Verbraucher weltweit belasten. Für genauere Einblicke können Berichte der OECD, EIU und des IWF hilfreich sein. Ein Blick in mehrere Quellen hilft oft, das vollständige Bild zu sehen, am besten mal selber googlen!
Ich hoffe, ich muss nicht auch Belege für den Krieg in der Ukraine liefern -hier gibt es ebenfalls eine allgemein anerkannte Einschätzung zur aktuellen Weltlage.
Letztlich darf aber jeder denken und meistens auch sagen, was er oder sie möchte; auch das ist ein Vorteil in unserem Land. Schönen Tag für Sie noch!
ElBuffo vor 23 Wochen
Bequemlichkeit, die man sich leistet. So wie man bei aufgdrehter Heizung und Fenster dauerhaft auf kipp heizt oder jeden Meter mit dem Auto fährt. Und dann vielleicht noch lautstark rumheulen, dass man beim Geld zum Fenster rausschmeißen verarmt. Die hier beschriebene Familie hat lediglich einen Weg für sich gefunden, wie sie Geld anspart. Selbst diese Disziplin fällt vielen unglaublich schwer, weil immer alles und sofort sein muss. Das betrifft längst nicht nur Arme, wobei man durch dieses Verhalten sich dazu beitragen kann. Mit Sparen ist lediglich der Verzicht auf den sofortigen vollständigen Konsum der vorhandenen Knete gemeint, um das dann eben später zu tun. Zum Martinimakt in Klötze zum Beispiel. Oder für die dann mietfreie Wohung oder sonstwas.
ElBuffo vor 23 Wochen
Selbstverständlich steigen die Kosten nur in Deutschland. Alles andere würde ja bedeuten, dass nicht ausschließlich rot-grün dran schuld wäre.
Wo im Artikel wird etwas vorgegaukelt? Ich lese da nicht mal, dass die umherziehen und überall nach Pfandflaschen suchen.