Keine Förderung Cunewalde hat kein Geld mehr für Veranstaltungshaus Blaue Kugel
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29. November 2024, 21:48 Uhr
Die Blaue Kugel in Cunewalde bei Bautzen ist eine Institution in der Region. In dem Veranstaltungshaus finden jährlich rund 100 Konzerte, Abschlussbälle, Weihnachtsfeiern, Theateraufführungen oder Tagungen statt. Doch damit könnte 2026 Schluss sein, denn Cunewalde fehlt das Geld. Auch, weil eine dauerhafte Förderung durch den Kulturraum bisher ausblieb. Das wird sich wohl auch nicht ändern. Zumal den anderen Kulturbetrieben auch Kürzungen ins Haus stehen.
Für Sachsens Kulturbetriebe wird es eng. Der Bund halbiert seine Mittel und auch im Landeshaushalt stehen für diesen Bereich Kürzungen an. Gerade im ländlich geprägten Sachsen werde das zu spüren sein, prognostiziert Kirstin Zinke, Chefin vom Landesverband Soziokultur.
Landesverband Soziokultur: Wir werden uns von Teilbereichen trennen müssen
"Es wird sicherlich dazu kommen, dass Initiativen darüber nachdenken müssen, sich von Teilbereichen zu trennen oder bestimmte Bereiche auch zu schließen." Solidarität zwischen den Einrichtungen sei da ganz wichtig. "Wir müssen spartenübergreifend sehr viel enger zusammenstehen." Doch ändere das nichts an der Situation der Kommunen, sagt Zinke auf Anfrage von MDR SACHSEN zum Hilferuf aus Cunewalde.
Wir müssen spartenübergreifend sehr viel enger zusammenstehen.
Cunewaldes Bürgermeister sendet Hilferuf
Aus Cunewalde hat der Bürgermeister Thomas Martolock zur Solidarität unter den Kultureinrichtungen aufgerufen. Hintergrund ist die finanziell schwierige Situation des örtlichen Veranstaltungshauses Blaue Kugel. Martolock ist ein Mann der klaren Worte: Er wisse, sagt er, dass er sich mit seinem Vorschlag zur Kulturraumförderung keine Freunde machen werde. Aber es gehe um die Zukunft der kulturellen Einrichtungen in Cunewalde, vor allem um die Blaue Kugel. Denn der Eigenbetrieb Kultur, der das Veranstaltungshaus und andere Kultureinrichtungen der Gemeinde betreibt, hat kein Geld mehr.
"Wir haben die Situation, dass die Rücklagen des Kulturbetriebes praktisch völlig aufgebraucht sind, der Kassenstand ist bei Null", erklärt Thomas Martolock. Deshalb müsse der Gemeinderat einen außerplanmäßigen Zuschuss genehmigen. Doch dafür fehle eigentlich das Geld.
Wir haben die Situation, dass die Rücklagen des Kulturbetriebes praktisch völlig aufgebraucht sind, der Kassenstand ist bei Null.
Kulturraum lehnt dauerhafte Förderung bisher ab
Die Lösung wäre eine Förderung durch den Kulturraum Oberlausitz Niederschlesien. Er verteilt das Geld, dass er vom Freistaat für Kultureinrichtungen der Region erhält. Auch die Blaue Kugel hat davon schon etwas bekommen, für neue Veranstaltungstechnik zum Beispiel.
Doch das Geld gab es immer nur für einzelne Projekte, nie für den gesamten Betrieb der Einrichtung. Diese sogenannte institutionelle Förderung hatte der Eigenbetrieb Kultur von Cunewalde mehrfach beantragt, doch nie erhalten. Sie ging nur an Museen, Theater, Bibliotheken, Musikschulen, Tierparks und Soziokulturelle Zentren.
Warum keine institutionelle Förderung?
Kulturraumsektretärin Annemarie Franke erklärte auf Anfrage von MDR SACHSEN, die Blaue Kugel in Cunewalde erfülle die Anforderungen an regional bedeutsame Kultureinrichtungen bislang nicht. "Nicht jedes Museum oder jede Bibliothek in den Landkreisen Görlitz und Bautzen erfüllt diese Kriterien." Bezogen auf die Blaue Kugel gebe es sogar ein Ausschlusskriterium: "Der Kulturraum fördert grundsätzlich keine multifunktionalen Veranstaltungshäuser." Daraus folge, dass in Cunewalde einzelne Projekte der Kulturvermittlung oder Kulturproduktion gefördert werden können, aber nicht die laufenden Personal- und Betriebskosten.
Die Leitlinien für diese Förderung würden aber derzeit in den Fachgremien mit dem Ziel einer Weiterentwicklung diskutiert. "Das Engagement von Bürgermeister Martolock für den Erhalt der kulturellen Infrastruktur in seiner Gemeinde durch den Eigenbetrieb Kultur wird von allen gesehen und geschätzt."
Auch die Facharbeitsgruppe Soziokultur betonte auf eine Anfrage, multifunktionale Veranstaltungshäuser seien von einer institutionellen Förderung ausgeschlossen, gleiches gelte für touristische Einrichtungen. "Förderungen von kulturraumrelevanten Teilbereichen oder Projekten sind möglich." Einzelne angefragte Soziokulturelle Zentren wollten sich nicht dazu äußern, ob sie zugunsten von Cunewalde auf Gelder der Kulturraumförderung verzichten würden.
"Wichtige kulturelle Basiseinrichtungen"
Martolock betont, dass er deren Förderung nicht infrage stellt. Aber Cunewalde sei ein Dorf mit nur knapp 5.000 Einwohnern, dass mit seinen Einrichtungen wie der Blauen Kugel, dem Umgebindehauspark, einem kleinen Industriemuseum und der Touristinfo ein wichtiges Angebot für die Region vorhalte.
Damit das alles finanziert werden könne, bräuchte die Gemeinde einen dauerhaften Zuschuss von rund 95.000 Euro jährlich. "Auch das sind für den ländlichen Raum wichtige kulturelle Basiseinrichtungen. Das wird immer vergessen", sagt der Bürgermeister. Er fordert deshalb mehr Solidarität anderer geförderter Einrichtungen.
Auch das sind für den ländlichen Raum wichtige kulturelle Basiseinrichtungen. Das wird immer vergessen.
Bürgermeister wünscht sich mehr Solidarität
Die Einrichtungen - bis auf die Theater als Sonderfall - könnten prüfen, wo sie sparen oder auch mehr einnehmen könnten. Denkbar sei auch die Erhöhung der Eintrittspreise oder das Akquirieren von Fördermitteln aus anderen Fördertöpfen. Gerade bei den Soziokulturellen Zentren gebe es im sozialen Bereich eine Vielzahl von Förderprogrammen, findet Thomas Martolock. Da müsse man nicht immer den einfachsten Weg über die Kulturraumförderung nehmen.
Mit dem so eingesparten Geld könnten Kultureinrichtungen wie in Cunewalde regelmäßig gefördert werden. "Wir sollten dafür sorgen, dass wir die Angebote in der Fläche aufrechterhalten", betont der Bürgermeister. Der gesamte Kulturraum sei deshalb gefragt: "Solidarität aller vor Schiffbruch Einzelner ist das Gebot der Stunde".
Man verhalte sich unter den Einrichtungen schon immer solidarisch, sagt dazu Zinke vom Landesverband Soziokultur. Aber man müsse sich selbstverständlich bei der Kulturraumförderung an die Förderkriterien halten. "Vor allem auch in Zeiten, wie diesen." Auch wenn die Blaue Kugel nicht als Ganzes gefördert werden kann, so bleibt die Möglichkeit projektbezogen Gelder zu erhalten. "So wie das andere Kulturbetriebe auch machen." Zinke nennt hier die Zoo, Kultur und Bildung gGmbH aus Hoyerswerda als Beispiel.
Verträge für 2026 in der Schwebe
Der Blauen Kugel in Cunewalde droht wegen klammer Kassen nun im Jahr 2026 die Schließung. Zwar sei auch im kommenden Jahr das Geld schon knapp, aber da gelte es noch Verträge für Veranstaltungen zu erfüllen, sagt Simone Bergmann, die dort den Eigenbetrieb Kultur leitet.
Für 2026 sei die Situation schwierig, weil die Agenturen beispielsweise bei Deutschlandtourneen manchmal schon ein, zwei oder drei Jahre im voraus Termine abstimmen. Bis keine Lösung gefunden sei, sei aber alles in der Schwebe. Bergmann und Martolock hoffen deshalb auf Dezember. Dann beraten die Verantwortlichen des Kulturraumes Oberlausitz Niederschlesien noch einmal über die Förderung der Einrichtungen. Bergmann ist zuversichtlich, dass am Ende eine Lösung gefunden wird. "Die Zeit stehen wir jetzt durch."
MDR (vis/kbe/ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 02. Dezember 2024 | 16:30 Uhr