Fahnen wehen vor dem Eingang bei der Eröffnung des Europäischen Zentrums für Bildung und Kultur in Zgorzelec (Polen).
Der Verein Meetingpoint Memory Messiaen e.V. veranstaltet nur noch ein Konzert statt ein dreitägiges Festival. Bildrechte: picture alliance / dpa | Pawel Sosnowski

Deutsch-polnisches Festival Bedauern in Görlitz: Was die Absage der Messiaen-Tage bedeutet

11. Januar 2024, 19:15 Uhr

Das Bedauern ist Sachsen und Görlitz ist groß: Kurz vor den Messiaen-Tagen wurde der Großteil des Programms aus Finanzierungsgründen abgesagt. Stimmen aus Politik und Kultur äußern sich betroffen über diese Entwicklung, denn das dreitägige Festival sei ein wichtiges Zeichen für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen.

Vertreter aus Politik und Kultur bedauern, dass die Internationalen Messiaen-Tage in Görlitz und Zgorzelec in diesem Jahr fast komplett ausfallen. Geplant war die Kultur- und Erinnerungsveranstaltung eigentlich vom 13. bis 15. Januar 2024. Kurz vor Weihnachten wurden die Festtage jedoch überraschend abgesagt.

Gemeinsame Erinnerung in Görlitz

Der Kulturbürgermeister der Stadt Görlitz, Benedikt Hummel, sagte MDR KULTUR, man lege in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec sehr viel Wert auf eine gemeinsame Erinnerungskultur. Ein wichtiger Bestandteil davon seien natürlich die Messiaen-Tage.

"Deshalb bedauern wir es auch sehr, dass diese in der angedachten Form dieses Jahr nicht zustande kommen", so Hummel. Die Finanzierung sei verhältnismäßig kurzfristig nicht zustande gekommen, so dass es nicht möglich gewesen sei, noch eine gute Lösung zu finden.

Der Kulturkonvent für die Kreise Görlitz und Bautzen hatte abgelehnt, das deutsch-polnische Festival zu unterstützen, da der Verein Meetingpoint Memory Messiaen e.V. bereits eine institutionelle Förderung des Freistaates Sachsen erhalte. Dieses Geld reiche jedoch nicht, um alle Kosten abzudecken. Außerdem, so heißt es in der Begründung, befinde sich das Gedenkzentrum des ehemaligen Gefangenenlagers auf polnischem Gebiet.

Blick auf eine Stadt mit Kirche, durch die ein breitere Fluß verläuft.
Die Messiaen-Tage werden in Görlitz organisiert, aber vor allem in Zgorzelec veranstaltet. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Leuchtpunkt der Kultur in Sachsen

Der Direktor der Kulturstiftung Sachsen, Manuel Frey, nannte die Veranstaltung einen Leuchtpunkt der kulturellen und künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Polen, der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen. Dieses grenzüberschreitende Projekt habe eine besondere Bedeutung, weil es sich gerade mit einer Zeit beschäftige, die besonders schwierig sei: die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges.

"Und daran zu erinnern, an diese schreckliche Kriegszeit, und wie wir sie überwunden haben durch Kultur als gemeinschaftsbildende Maßnahme, ist ein sehr wichtiger Punkt. Und der wird durch dieses Projekt sehr schön unterstrichen", so Frey im Gespräch mit MDR KULTUR.

Gerade angesichts des Kriegs in der Ukraine sei das ein wichtiges Symbol gewesen, betont das Organisationsteam der Messiaen-Tage. "Das ist bitter", sagte Alexandra Grochowski, Geschäftsführerin des Meetingpoint Memory Messiaen e.V., zur Absage. "Denn noch nie war das Programm aktueller und noch nie war der Blick zu unseren östlichen Nachbarn prägender, als in diesem Festivalprogramm."

Schwarz-Weiß-Bild von Olivier Messiaen: Ein Mann stützt sich auf einen geschlossenen Flügel.
Als der Komponist Olivier Messiaen während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft war, komponierte er sein berühmtes "Quartett für das Ende der Zeit". Bildrechte: imago/ZUMA Press

Musik im Angesicht des Krieges

Die Messiaen-Tage erinnern an den französischen Komponisten Olivier Messiaen. Er hatte 1941 im Kriegsgefangenenlager im heutigen Zgorcelec eines der herausragenden Werke des Zwanzigsten Jahrhunderts vollendet und uraufgeführt.

DIeses sogenannte "Quatuor pour la fin du temps" ("Quartett für das Ende der Zeit") wird am Montag in Görlitz erklingen. Außerdem werden im Rahmen des Konzerts auch die Kompositionen "Après, le Silence" von Dahae Boo (2022) sowie "Stalag VIII A" vom Messiaen-Schüler Tristan Murail (2018) vom französischen Ensemble Ecoute gespielt. Das Konzert wird von einer Lichtinstallation des Spaniers Juan Ignacio Guerra begleitet. Alle anderen Veranstaltungen fallen aus.

Quelle: MDR KULTUR
Redaktionelle Bearbeitung: Raik Steingasser, tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Januar 2024 | 07:30 Uhr

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