Sanierung wegen Wasserschaden Görlitzer Theater will vorerst in Güterbahnhof einziehen

03. Januar 2024, 19:00 Uhr

Vor gut einem Jahr war die Bühne des Görlitzer Theaters durch einen Fehler in der Brandmeldeanlage auf einen Schlag mit 30.000 Litern Wasser geflutet worden. Mittlerweile ist der provisorische Spielbetrieb möglich, doch für eine Dauerlösung benötigen das Haus eine Sanierung und Schauspieler und Musiker eine Interimsbühne. Die Pläne dafür liegen bereit.

  • Um Wasserschäden zu sanieren, plant das Gerhart-Hauptmann-Theater den Umzug.
  • Trotz aller Katastrophen zieht das Theater eine positive Bilanz.
  • Der Theaterintendant blickt mit Sorge auf die Landtagswahl.

Daniel Morgenroth, der neue Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau 7 min
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MDR KULTUR - Das Radio Mi 03.01.2024 05:41Uhr 07:24 min

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Das Gerhart-Hauptmann-Theater plant, während der Sanierung seines Stammhauses in Görlitz in eine Ausweichspielstätte zu ziehen. Dafür soll eine Halle des früheren Güterbahnhofs in der Neißestadt umgebaut werden. "Die Pläne stehen", sagte Intendant Daniel Morgenroth. Man rechne noch in diesem Monat mit dem Fördermittelbescheid.

Bahnhof wird später Proberaum und Sporthalle

Mit rund acht Millionen Euro soll die Bahnhofshalle umgestaltet werden und dann Platz für 400 Gäste bieten. Geplant sei, das Gebäudedach auf der gesamten Länge um drei Meter anzuheben und damit eine Raumhöhe von neun Metern zu gewinnen, sagte Morgenroth. "Wir wollen nicht nur ein Provisorium schaffen, sondern streben eine nachhaltige Lösung an." 

Wir streben eine nachhaltige Lösung an.

Daniel Morgenroth Theaterintendant

Der Intendant ist optimistisch, die Ausweichspielstätte ab Anfang 2026 nutzen zu können. Dann folgen die Renovierungsarbeiten im Hauptmann-Theater. Morgenroth rechnet frühestens Ende 2028 mit einer Rückkehr. Die umgebaute Halle soll als Probenraum für die Neue Lausitzer Philharmonie und Mehrzweckhalle für eine Schule dienen.

Hinter einer Tür läuft Wasser in einen Raum
Wie ein starker Regenguss: Die Sprinkleranlage sprang im November 2022 an und setzte binnen Minuten die Bühne unter Wasser. Bildrechte: MDR/Gerhart-Hauptmann-Theater

Im November 2022 war die Bühne des Görlitzer Theaters unter Wasser gesetzt worden, nachdem ein Brandmelder die Sprühflutanlage ausgelöst hatte. Auf der provisorisch wieder ertüchtigten Bühne ist ein Spielbetrieb mit zeitlich befristeter Ausnahmegenehmigung möglich.

Intendant drängt auf mehr Kulturraummittel

Laut Intendant hat das Theater mit der Corona-Pandemie und dem anschließenden Wasserschaden harte Jahre meistern müssen. Die aktuelle Situation sei gut: "Das Publikum ist wieder da. Die Leute kommen wieder ins Haus. Und das ist eine sehr gute Nachricht, trotz aller Katastrophen."

Dabei machten die Ticketeinnahmen mit rund 15 Prozent relativ wenig von den Gesamteinnahmen aus, erklärte Morgenroth. Kultur und Theater müssten zu Recht subventioniert werden, gerade in finanzschwachen Regionen: "Denn ich glaube, es ist unsere zentrale Aufgabe, wirklich Theater und Kultur für jede und jeden anzubieten sind", betont der Intendant.

Es ist unsere zentrale Aufgabe, wirklich Theater und Kultur für jede und jeden anzubieten.

Daniel Morgenroth Theaterintendant

Das sächsische Kulturraumgesetz, das hier greift und Kulturstätten fördert, bezeichnet Morgenroth als "Fluch und Segen". Es habe viele Vorteile, indem es die Kultur auch in in sehr schwierigen Zeiten lange absichere, gleichzeitig sei jedoch der Verteilungsmechanismus und Verteilungsschlüssel sehr komplex. "Vor allem ist es leider statisch angelegt, sodass die die Beiträge auch von Landesseite gleichbleiben und damit faktisch jedes Jahr eigentlich durch die Inflation sinken." Die Kulturraummittel müssen nach Ansicht von Morgenroth dringend dynamisiert werden.

Besorgter Blick auf die Landtagswahl

Mit ein wenig Bauchschmerzen blickt der Theaterintendant auf die Landtagswahl im Herbst. Würde die AfD die Landesregierung stellen, werde es für die Theater schwierig, meinte er.

Ich glaube, dass die AfD ein ganz anderes Verständnis von Kultur und von der Aufgabe von Theatern hat.

Daniel Morgenroth Theaterintendant

"Wenn ich mit AfD-Politikern spreche, merke ich sehr oft, wie es nur um Zahlen geht und wie teuer etwas sei." Welchen Beitrag zur kulturellen Bildung einer Zivilgesellschaft das Theater leiste, werde nicht gesehen. "Da würde ich mir durchaus wünschen, dass viele Kolleginnen und Kollegen von der AfD doch mal öfter zu uns ins Theater kommen."

MDR (ama)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Januar 2024 | 05:41 Uhr

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