Stallmeister mit jungen Pferd in der Außenbox
"Auch Zureden und Streicheleinheiten helfen in der Silvesternacht die Tiere zu beruhigen", sagt Mario Henschel vom Görlitzer Rosenhof. Bildrechte: Uwe Walter

Jahreswechsel Silvester in der Stallgasse

30. Dezember 2023, 17:47 Uhr

Die Raketen und Böller sind für viele Menschen eine Freude. Doch bei den meisten Tieren sorgen der Lärm und die Lichtblitze für Angst oder Stress. Pferde sind Fluchttiere und können deshalb panisch reagieren. Im Görlitzer Rosenhof werden deshalb Vorbereitungen getroffen, damit die Pferde hier den lautstarken Jahreswechsel in der Nachbarschaft unbeschadet überstehen.

Der Görlitzer Rosenhof ist eines der Reitsportzentren in der Oberlausitz. Im Sommer waren Reiterinnen und Reiter, die von Deutschland für Olympia nominiert sind, nach Görlitz auf den Rosenhof gekommen, um an dem hochdotierten Reitturnier "Sommerweeks" teilzunehmen. Wie damals herrscht auch jetzt auf dem Rosenhof emsige Betriebsamkeit. Doch die Mitglieder vom Reit- und Fahrverein (RSV Rosenhof) und die Pferdebesitzer treibt kein Turnier an, sondern der Jahreswechsel.

Liegendes Pferd in der Box
Noch liegen einige Pferde ganz entspannt in ihren Boxen, aber in der Nacht zum Neujahr ändert sich das. Bildrechte: Uwe Walter

Kein Pferd bleibt im Freien

Neben den alltäglichen Aufgaben sei im Moment noch einiges zu tun, meint Stallmeister Mario Henschel: "Wir holen sogar Pferde, die sonst ganzjährig auf der Koppel stehen, für diese Nacht in den Stall." Pferde sind Fluchttiere. Wenn Pferde sich erschrecken, können sie durchgehen. "Da sind selbst massive Koppel- oder starke Elektrozäune kein Hindernis mehr", sagt der Stallmeister. Bei einem derartigen Ausbruch können sich die Tiere schwer verletzen.

Pferd auf der Koppel mit Görlitzer Südstadt
Der Görlitzer Rosenhof lässt zum Jahreswechsel kein Pferd auf der Koppel. Zu groß ist die Gefahr, dass die Tiere durchgehen. Bildrechte: Uwe Walter

Der Görlitzer Rosenhof liegt auf einem Hügel im Görlitzer Stadtteil Biesnitz in Sichtweite der Görlitzer Südstadt. Deshalb sind Böller gut zu hören und das Feuerwerk gut zu sehen. Der Lärm dringt in die Ställe und die ungewohnten Lichtblitze stressen auch Pferde. "Deshalb werden die Fenster im Pferdestall mit Decken abgedunkelt. Der Lärm dringt damit ebenfalls nur gedämpft nach drinnen", erklärt Mario Henschel, während er eine Decke in einem Boxenfenster befestigt.

Zwei Männer ein einer Pferdebox
Vor dem Jahreswechsel werden in den Pferdeställen die Fenster zugehangen, um Lärm und Lichtblitze an Silvester zu dämpfen. Bildrechte: Uwe Walter

In der Box daneben hat Laila Steinbrich ihren 18 Jahre alten Wallach geputzt. "Dancer macht zu Silvester keine Probleme, der bleibt ruhig", sagt das Mädchen.

Mädchen mit Pferd in der Stallgasse
"Dancer bleibt in der Neujahrsnacht ganz gelassen", sagt Laila Steinbich über ihren 18-jährigen Wallach. Bildrechte: Uwe Walter


Leckerli zum Jahreswechsel

Im Gegensatz zu Laila lassen andere Stallmieter ihre Pferde in der Nacht zum Neujahr nicht allein. "Es kann mal laut werden, es kann unruhig werden und dann fühlt sich einer nicht zu gut", sagt Sylvia Otto, deren Pferd in der Boxengasse gerade zum Training aufgesattelt wird. Deshalb feiert die Pferdefrau den Jahreswechsel immer zusammen mit ihrem Vierbeiner und seinen behuften Nachbarn. "Wir haben das Licht im Stall und das Radio an. So in der Stunde vor Mitternacht drehen die Musik etwas lauter", lächelt die passionierte Reiterin vom RSV Rosenhof.

Blick in die Stallgasse mit Pferd von hinten
In der Silvesternacht bleibt das Licht im Stall an und das Radio wird lauter gedreht. Reiterinnen und Reiter beruhigen dann ihre Pferde mit Äpfeln, Möhren oder einer Sonderration Heu. Bildrechte: Uwe Walter

Die Zweibeiner bringen sich ihren Sekt zum Anstoßen mit. Auf Vierbeiner warten prall gefüllte Taschen mit Leckereien. "Wenn dann einer unruhig wird, gibt es Äpfel, Möhren oder auch ein wenig Heu", meint Sylvia Otto. Weiterhin sorgen einige Streicheleinheiten samt viel Zureden dafür, dass sich die Pferde in ihren Boxen wieder beruhigen. Wenn die Aufregung in den Boxen verflogen ist, können endlich die anwesenden Zweibeiner in der Stallgasse auf das neue Jahr anstoßen.

Wiehern und Stampfen zum Jahreswechsel

Auf dem Lärm durch Böller und Raketen reagieren die Pferde ganz unterschiedlich. "Da ist kein Unterschied zwischen Turnier- und Freizeitpferd erkennbar", meint der Mario Henschel. "Der Lärm auf einem Turnier ist eben nicht vergleichbar mit dem Krach in der Silvesternacht. Es kommt eben ganz auf den Charakter der Tiere an." Einige krempeln vor Aufregung ihre Box um. Andere Pferde bleiben gelassen. Wieder andere wiehern, schnauben oder stampfen vor Aufregung, erzählt Sylvia Otto bevor es auf den Reitplatz geht.

Da sind sich also die Vier- und Zweibeiner auch beim Jahreswechsel ähnlich: Die einen regt die Böllerei zum Jahreswechsel auf und die anderen nehmen es gelassen. Einen gravierenden Unterschied gibt es allerdings zwischen Pferd und Reiter: Die Vierbeiner wünschen ihren Besitzern zu Mitternacht kein Prosit Neujahr.

MDR (uwa)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Nachmittag | 29. Dezember 2023 | 15:20 Uhr

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