Die Einwohner von Hartau bei Zittau kämpfen um einen Radweg. Mit Transparenten und gelb gestrichenen Rädern als Wegweiser stehen sie am Straßenrand.
Mit einer Menschenkette haben die Hartauer am Wochenende für den Bau eines Rad- und Fußweges demonstriert. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Verkehrssicherheit Hartau kämpft seit 130 Jahren für einen Fußweg

02. Mai 2024, 06:00 Uhr

Hartau hat gut 500 Einwohner und liegt idyllisch gleich an der tschechischen Grenze. Die Menschen wohnen gerne in dem Zittauer Ortsteil, haben aber ein Problem: Die kleine Straße, die von Zittau zu ihrem Dorf führt, hat keinen Fuß- und Radweg. Es sind nur 405 Meter, aber die führen bei den Hartauern zu viel Frust. Deshalb haben sie vor wenigen Tagen mit einer Menschenkette auf den fehlenden Weg aufmerksam gemacht.

Eine gut 200 Meter lange Menschenkette steht am Sonnabendvormittag bei strahlendem Sonnenschein an der schmalen Straße vor dem Ortseingang von Hartau. An ihr fahren immer wieder Autos vorbei, wenn zwei sich begegnen, wird es ziemlich eng. Genau das ist der Grund, warum die Einwohnerinnen und Einwohner von Hartau die Nase voll haben, dass seit Jahrzehnten in Sachen Fuß- und Radweg nichts passiert. Auch Ortsbürgermeisterin Carola Zimmer ist mit dabei. "Sie sehen ja selber, was auf der Straße los ist. Stellen Sie sich vor, unsere Kinder würden hier mit dem Fahrrad fahren, dazu noch Fußgänger."

Die Einwohner von Hartau bei Zittau kämpfen um einen Radweg. Mit Transparenten und gelb gestrichenen Rädern als Wegweiser stehen sie am Straßenrand.
Mit gelbgestrichenen Fahrrädern machen die Hartauer auf den fehlenden Radweg aufmerksam. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Die Straße führe direkt zu einem Reiterhof, der von den Hartauer Kindern gerne besucht werde, sagt Carola Zimmer. Auch für andere Wege werde sie viel genutzt. Dana Hentschel hat sich ebenfalls in die Menschenkette eingereiht. Sie erzählt, dass auf diesem Abschnitt sogar Tempo 100 erlaubt sei, manche Autofahrer würden das auch ausnutzen. "Die Sicht ist im Sommer außerdem sehr eingeschränkt, wenn die Wiese hier ein Meter hoch gewachsen ist." Sie habe deshalb immer ein mulmiges Gefühl, wenn ihre beiden Kinder auf der Straße unterwegs sind.

Wir schicken unsere Kinder mit einem mulmigen Gefühl die Straße entlang, auch weil die Autofahrer hier 100 Stundenkilometer fahren dürfen.

Dana Hentschel Anwohnerin
Die Einwohner von Hartau bei Zittau kämpfen um einen Radweg. Mit Transparenten und gelb gestrichenen Rädern als Wegweiser stehen sie am Straßenrand. 2 min
Bildrechte: MDR/Viola Simank
2 min

In Hartau sorgt ein nicht vorhandene Fuß- und Radweg an einer viel befahrenen Straße für Frust. Seit Jahrzehnten kämpft der Ort um den 405 Meter langen Weg. Viola Simank berichtet.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 30.04.2024 16:30Uhr 02:18 min

https://www.mdr.de/sachsenradio/programm/audio-hartau-zittau-radweg-protest100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Radwegplanung war schon beschlossen

Das geht nicht nur Dana Hentschel so. Schon seit 130 Jahren kämpfe Hartau um diesen Fußweg, sagt Ortschefin Carola Zimmer. So stehe es in den alten Akten, in denen der Ortschronist nachgeforscht habe. In den letzten Jahrzehnten sei das Thema fast jede Wahlperiode im Stadtrat gewesen. Auch diesmal: "Soweit wie der Radweg diesmal war, war er noch nie, deswegen hatten wir wirklich Hoffnung geschöpft. Die Planungskosten waren im Stadtrat beschlossen." Doch dann sei das Projekt wieder auf später verschoben worden. Dabei gehe es doch nur um ganze 405 Meter, die gebaut werden müssten.

Soweit wie der Radweg diesmal war, war er noch nie, deswegen hatten wir wirklich Hoffnung geschöpft. Die Planungskosten waren im Stadtrat beschlossen.

Carola Zimmer Ortsbürgermeisterin Hartau

Baukosten noch nicht gesichert

Auf den ersten Blick geht es erst einmal nicht um eine große Summe: 26.000 Euro waren für die Planungskosten laut Stadt angesetzt. Doch Stadtsprecher Kai Grebasch gibt zu bedenken, dass die Baukosten noch nicht abgesichert seien: "Wir bringen nur die Dinge auf den Weg, die wir auch bezahlen können und für die die Finanzierung gesichert ist." Würde man jetzt planen und erst in ein paar Jahren bauen, dann müsse man wahrscheinlich das Projekt noch einmal umplanen. Für die Stadt würde das nur unnötige Kosten verursachen. Um das zu verhindern, prüfe die Verwaltung aktuell noch einmal die Bedingungen verschiedener Förderprogramme für den Radwegbau, um es auch wirklich bauen zu können. Das Projekt sei nicht vom Tisch.

Wir bringen nur die Dinge auf den Weg, die wir auch bezahlen können und für die die Finanzierung gesichert ist.

Kai Grebasch Stadtsprecher Zittau

Die Einwohner von Hartau bei Zittau kämpfen um einen Radweg. Mit Transparenten und gelb gestrichenen Rädern als Wegweiser stehen sie am Straßenrand.
Begegnen sich zwei Autos auf der Hartauer Straße, wird es eng. Für Fußgänger oder Radfahrer ist kaum noch Platz. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Mehr Sicherheit nicht nur für Hartauer

Auch Ortsbürgermeisterin Carola Zimmer weiß, dass das Geld in der Stadt knapp ist und andere Projekte eine höhere Priorität haben. Trotzdem sei es für die Hartauer ein sehr wichtiges Thema. Das zeige auch die Menschenkette, an der sich viele beteiligt hätten: "Auch wenn wir so wenig Einwohner sind, machen wir uns weiter dafür stark."

Denn, ergänzt ihre Tochter Linda, der Weg würde nicht nur den Hartauern mehr Sicherheit bieten. Schließlich sei Hartaus Umgebung ein beliebtes Ausflugsziel. "Wir haben wirklich viele, die aus Zittau mit den Fahrrädern kommen, die ins Dorf hochwollen oder über die grüne Grenze nach Tschechien an den Kristýna-See." Hartau sei ein wirklich schöner Platz. Sie hofft, dass nicht erst wieder Jahrzehnte ins Land gehen, damit dieser Platz sicherer wird.

 

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 30. April 2024 | 16:30 Uhr

Mehr aus Görlitz, Weisswasser und Zittau

Mehr aus Sachsen