Eine Frau mit Helm und orengefarbener DRK-Jacke führt einen Hund durch Trümmerberge.
Für die Rettungshunde ist das Training ein Spiel, das im Ernstfall Menschenleben retten kann. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

DRK Nur eine Übung: Rettungshunde spüren bei Aue Vermisste auf

29. Oktober 2022, 20:31 Uhr

Die Rettungshundestaffeln in Sachsen werden immer dann von der Polizei angefordert, wenn Menschen in unwegsamen Gelände oder in Trümmern eingestürzter Gebäude gesucht werden sollen. Das muss häufig trainiert werden.

Trümmer - nichts als Trümmer. Irgendwo hier, zwischen Bergen von Schutt und Steinen, liegt eine hilflose Person. Rettungshund Lilli wird losgeschickt. Er nimmt Witterung auf, läuft suchend zwischen den Schuttbergen hindurch und klettert zielsicher auf einen der Hügel. Nach knapp einer Minute bellt Lilly laut von ganz oben: gefunden!

Zum Glück ist das "Opfer" unverletzt, denn die Suche war nur eine Übung der DRK-Rettungshundestaffel Aue-Schwarzenberg. Auch die Trümmer sind nur Schuttberge eines Wildbacher Recycling-Unternehmens für Baustoffe, das sein Gelände am Sonnabend für die Trümmersuche zur Verfügung gestellt hat.

Rettungshundestaffel ist rund um die Uhr in Bereitschaft

Obwohl alle Rettungshundeführerinnen und -führer auch bei der Übung einen Helm tragen - den Hut hat am Sonnabend Sarah Unger, die stellvertretende Staffelleiterin der DRK-Rettungshundestaffel Aue-Schwarzenberg, auf. "Die Rettungshundestaffeln sind rund um die Uhr in Bereitschaft. Bei uns sind das zehn Leute mit elf Hunden."

Sie würden immer dann von der Polizei angefordert, wenn eine vermisste Person auf einer unzugänglichen Fläche, zum Beispiel in einem Wald, vermutet werde. "Dann werden alle 15 sächsischen Rettungshundestaffeln alarmiert". Geringer sei die Wahrscheinlichkeit, zu einem Zugunglück oder einaem anderen Großschaden gerufen zu werden. "Aber die Trümmersuche hilft auch als Vorbereitung für die Suche auf der Fläche, sagt Unger. "Fünf der Staffeln gehörten zum DRK, die anderen zu anderen Organisationen." Sie seien über den "Verbund sächsischer Rettungshunde" zusammengeschlossen. "Das macht die Arbeit viel effektiver." Man spare sich dadurch mehrfache Strukturen bei den einzelnen Organisationen.

Ehrenamt fordert Einsatz und Verständnis

Zu etwa 30 bis 50 Einsätzen pro Jahr werden die sächsischen Rettungshundestaffeln angefordert. Die Rettungshundeführerinnen und -führer arbeiten ehrenamtlich, sagt Unger. "Auch die Hunde gehören uns privat." Das erfordere nicht nur den eigenen einhundertprozentigen Einsatz, sondern auch Verständnis und Entgegenkommen von Familie und Arbeitgeber. "Das ist auch organisatorisch ziemlich fordernd", lacht sie. "Wenn wir zwei Uhr in der Nacht zum Einsatz fahren, wollen die Kinder ja früh trotzdem zur Schule." Auch die Arbeitgeber müssten Verständnis aufbringen. "Trotzdem ist es ein toller Job." Für die Rettungshunde sei es ein Spiel. "Aber wir wissen, dass wir Menschenleben retten."

Wir wissen, dass wir Menschenleben retten.

Sarah Unger stellvertretende Staffelleiterin der DRK-Rettungshundestaffel Aue-Schwarzenberg

Mitstreiter seien immer willkommen, sagt Unger. "Ganz gleich, ob mit oder ohne Hund. Gerade bei größeren Einsätzen brauchen die Hundeführer auch logistische Unterstützung."

Bianca Naumann hat das Feuerwehr-Gen

Rettungshundeführerin Bianca Naumann sagt lachend von sich selbst, dass sie das "Feuerwehr-Gen" in sich trage. "Meine Eltern sind bei der freiwilligen Feuerwehr, ich bin schon von klein auf dabei. Ich wusste, dass ich Rettungshundeführerin werden will." Ihren Labrador Buddy habe sie angeschafft, weil die Rasse besonders geeignet ist als Rettungshund. "Sie arbeiten gern mit Menschen und sind freundlich", sagt sie.

Immer auf der Suche nach Trainingsmöglichkeiten

Auf die Idee, ausgerechnet bei dem Bau- und Abbruchzentrum in Wildbach für das Hundestaffel-Training anzufragen, ist Bianca Naumann "im Vorübergehen" gekommen. "Ich bin jeden Tag hier vorbeigefahren und habe die gelagerten Schuttberge gesehen. Da musste ich einfach anfragen." Es habe etwas gedauert, bis ein passender Termin gefunden worden sei. "Aber ich bin sehr dankbar, weil das Gelände optimal für das Trümmer-Training ist."

"Wir trainieren zwei Mal pro Woche", sagt Naumann. "Mehr als vier Mal sollten die Hunde aber nicht am gleichen Ort üben, damit sie nicht den Spaß verlieren und sich dort auskennen. Also freuen wir uns immer über Angebote zum Training. Ob es ein Waldstück ist oder ein altes Haus, das bald abgebrochen wird - wir freuen uns über jedes Angebot."

Buddy, Wilma, Lily und die anderen Hunde der Rettungshundestaffel hatten sichtlich Spaß am Training. Sie werden auch im Ernstfall helfen, Menschenleben zu retten.

MDR (tfr)

SACHSENSPIEGEL

Mehr aus Annaberg, Aue und Schwarzenberg

Mehr aus Sachsen