Akku-Zug in Chemnitz fährt ein auf dem Chemnitzer Hbf. Schaulustige fotografieren die Einfahrt.
Am Montag wurde der erste der elf Akkuzüge in Chemnitz vorgstellt. Die vielen Akkus verstecken sich auf dem Dach des Zuges. Bildrechte: Harry Härtel

Elektrifizierung Akkuzug rollt erstmals in Chemnitzer Hauptbahnhof ein

21. August 2023, 20:22 Uhr

Bislang rumpeln Reisende zwischen Chemnitz und Leipzig noch in alten DDR-Reisewagen über die Gleise. Das soll sich ab 2024 ändern. Ab Sommer sollen dort statt der dieselbetriebenen Loks Akku-Züge fahren. Am Montag wurde der erste Zug in Chemnitz vorgestellt.

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Auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof ist am Montag der erste der elf neuen Akkuzüge vorgestellt worden. Die elektrischen Züge sollen ab kommendem Jahr auf der Strecke nach Leipzig im Linienverkehr rollen. Angeschafft wurden sie vom Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS), der sie zur Nutzung an das Verkehrsunternehmen Transdev (Mitteldeutsche Regiobahn) vermietet. Dieses betreibt die Strecke. Gebaut werden die Züge von der Firma Alstom in Salzgitter.

"Umsatteln auf moderne Akkutechnologie"

Bislang verkehren auf der Strecke noch alte Reichsbahnwagen aus DDR-Zeiten. "Zurzeit fahren zwischen Chemnitz und Leipzig Dieselloks mit fünf Hängern dran. Das ist nicht mehr ganz Stand der Zeit", sagt VMS-Sprecher Falk Ester. "Und wir haben uns dann entschlossen, auf moderne Akkutechnologie umzusatteln." Man wolle elektrisch fahren, obwohl die Strecke bislang noch nicht elektrifiziert sei.

"Da sind wir an Akkuzügen hängengeblieben, die auf dem Dach viele, viele Akkus haben. Die sieht man von unten kaum", so Ester. Mit diesen Akkus sei es möglich, Strecken von 120 Kilometern zu überbrücken. Die Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig beträgt rund 80 Kilometer. "Die Akkuzüge von Coradia Continental sind die ersten, die im getakteten Schienennahverkehr in Ostdeutschland zum Einsatz kommen", sagt Ester.

Nach der Elektrifizierung, die voraussichtlich 2030 fertiggestellt sein soll, können diese Akku-Triebwagen auch weiterhin unter Strom aus der Oberleitung fahren. Solange werden die Züge in Chemnitz und Leipzig an den Hauptbahnhöfen an den Oberleitungen aufgeladen. Dort halten die Züge jeweils rund 40 Minuten, bevor sie zurückfahren. "In der Zeit hat man genug Zeit, den Zug wieder aufzuladen", sagt Jochen Slabon, Vertriebsleiter von Alstom. Für die Nachladung der Akkuzüge in Chemnitz hat der VMS im Chemnitzer Hauptbahnhof das Gleis am Bahnsteig 5 elektrifiziert.

Vorstellung Akku-Zug - Technik Detail
Die Akkus werden bei jedem Halt im Chemnitzer und Leipziger Hauptbahnhof über die Oberleitungen aufgeladen. Bildrechte: Harry Härtel

Nur 62 Prozent des Schienennetzes in Deutschland elektrifiziert

Bundesweit sind laut Bundesverkehrsministerium von den rund 33.500 Kilometern Schienennetz nur etwa 62 Prozent elektrifiziert. Für die anderen Strecken müssen Alternativen zum Diesel gefunden werden. Neben Akkuzügen können das auch Züge mit Wasserstoffantrieb sein. In den vergangenen Monaten und Jahren waren in mehreren Bundesländern bereits Akkuzüge zu Testfahrten im Einsatz. In Schleswig-Holstein sollen voraussichtlich bereits ab Oktober Akkuzüge im Linienbetrieb zum Einsatz kommen.

Akku-Zug probt das Aufladen in Annaberg-Buchholz

In Sachsen wird in weiteren Regionen der Einsatz von Akkuzügen vorbereitet. So sollen sie ab Dezember 2026 auch zwischen Leipzig und Döbeln verkehren. Dazu seien 16 Züge bei Siemens bestellt worden, so Bernd Irrgang, Geschäftsführer des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig. Der in Chemnitz vorgestellte und noch im Zulassungsverfahren befindliche Akkuzug wird außerhalb der Hauptverkehrszeiten auch bis Annaberg-Buchholz fahren. Dort rollte er am Montag ebenfalls ein, um an einer mobilen Ladestation vorzuführen, wie der Ladevorgang abläuft.

Akkuzug steht im Bahnhof Annaberg
Der Akkuzug machte auch in Annaberg-Buchholz Station und führte dort den Aufladevorgang vor. Bildrechte: Lausitznews

MDR (ali/mvo)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | SACHSENSPIEGEL | 21. August 2023 | 19:00 Uhr

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