Raise Up Academy Chemnitz Ex-Niners-Profi holt mit Basketball Kinder "aus ihrer Blase"
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18. Februar 2023, 09:30 Uhr
Kindern Zugang zum Basketball und dabei auch noch neue Erfahrungen ermöglichen: Das ist das Ziel der "Raise Up Academy" in Chemnitz. 2018 hat der damalige Kapitän der Niners Chemnitz, Malte Ziegenhagen, das erste Basketballcamp organisiert. Als eines der ersten sogenannten Mikroprojekte der Kulturhauptstadt bekam die Idee eine Förderung und wächst seitdem immer weiter.
- Die Basketballcamps der "Raise Up Academy" sollen mehr sein als nur ein reines Sportangebot.
- Auch außerhalb der Camps wollen die Organisatoren Streetball-Turniere anbieten.
- Die gewonnene Kulturhauptstadtbewerbung hilft nach Meinung von Ex-profi Malte Ziegenhagen allen in der Stadt Chemnitz.
Entspannt sitzt Malte Ziegenhagen im Büro seiner "Raise Up Academy". Fast sieben Jahren lebt der ehemalige Kapitän der Niners Chemnitz nun in der Stadt und scheint selbst noch manchmal etwas verblüfft davon zu sein. "Ursprünglich wollte ich gleich wieder weg", gesteht er mit einem Lächeln. Doch schon bald habe er bemerkt, dass in der Stadt "was geht".
Mit seinem Team den Aufstieg in die erste Basketballbundesliga zu schaffen, wurde sein großes Ziel. "Mir war klar, wenn ich bleibe, dann für viele Jahre", blickt er zurück. Seine Profikarriere hat Ziegenhagen inzwischen beendet. Was bleibt, ist sein Engagement für Chemnitz. Bereits 2018 hat er das erste Basketballcamp für Kinder organisiert. "Ich wollte, dass die Kids etwas haben, auf das sie stolz sein können", sagt er. 30 Kinder waren beim ersten Camp dabei, 2020 waren es bereits 80.
Mehr als nur Sport
"Natürlich gibt es auch Camps der Vereine", sagt Ziegenhagen. "Ich wollte aber, dass alle Kinder teilnehmen und in den Sport reinschnuppern können. Egal, ob sie in einem Verein spielen oder nicht." Doch bei der "Raise Up Academy" geht es nicht allein um Sport. "Es geht darum, gemeinsam zu wachsen." In den drei Tagen der Camps sollen gemeinsames Erleben und Empathie genauso wie die Verbesserung der sportlichen Fähigkeiten im Fokus stehen. "Aber auch der Umgang mit Konflikten und Emotionen nimmt viel Raum ein", sagt Ziegenhagen.
Neben den sportlichen Übungen gibt es in den Camps auch immer einen Kulturtag. "Dabei geht es darum, etwas Neues zu erleben", sagt Ziegenhagen. So konnten die Kinder in den letzten Jahren unter anderem Skateboardfahren oder Rollstuhlbasketball ausprobieren. Im Sommer 2022 haben sie gemeinsam ein Basketballfeld auf einem alten Fabrikgelände gestaltet. "Zuerst waren die Kinder etwas irritiert", erinnert sich Ziegenhagen. "Aber dann waren sie sehr stolz darauf, selbst etwas geschaffen zu haben." Ihm gehe es bei diesem Baustein der Camps auch darum, die Kinder herauszuholen aus ihrer jeweiligen "Blase".
Zum Abschluss der Camps gibt es immer ein internes Basketballturnier. Dabei wird allerdings nicht mit fünf gegen fünf gespielt, sondern die Streetballform 3x3 genutzt. "Der Ball wird dadurch viel mehr gepasst und jedes Kind hat öfter den Ball in der Hand", sagt Ziegenhagen. Seit 2021 ist 3x3 auch eine olympische Disziplin.
Streetball-Turniere auch außerhalb der Camps geplant
Tobias Georgi organisiert für die "Raise Up Academy" die 3x3 Turniere, die in Zukunft auch öfter außerhalb der Camps stattfinden sollen. "Die Idee von 3x3 ist es, draußen zu spielen, was gleichzeitig auch mehr Öffentlichkeit für den Sport schafft", sagt Georgi. Beim Kosmos-Festival im vergangenen Jahr fand das Turnier mitten auf einer Straßenkreuzung statt und fand viele Zuschauer. "Das schöne ist, dass 3x3-Turniere für jeden zugänglich sind und man dafür nicht in einem Verein spielen muss." Basketball als Sport könne nur wachsen, wenn es auch genug Breitensport gebe.
"Wir planen gerade ein Osterturnier", verrät Georgi. Anmelden könne sich dabei jeder, auch wenn der Fokus auf Kindern und Jugendlichen liege. "Und es ist natürlich auch für Mädchen offen", betont Georgi. Leider würden sich oft nur wenige Mädchen-Teams anmelden. "Bis zum Alter von 13 Jahren spielen wir in gemixten Teams, danach spielen dann Frauen gegen Frauen und Männer gegen Männer", sagt er.
Kulturhauptstadt macht viel möglich in Chemnitz
Für Ziegenhagen ist Chemnitz längst Heimat geworden. Ein Umzug scheint für ihn nicht mehr auf dem Plan zu stehen. Schuld daran ist auch die gewonnene Kulturhauptstadtbewerbung. "Ich bin damals von der Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig gefragt worden, ob ich die Bewerbung unterstütze", erinnert er sich. "Das hat etwas bei mir ausgelöst." Dass die Bewerbung erfolgreich war, helfe jedem in der Stadt. "Es wird viel saniert und gebaut und auch sonst viel gemacht", sagt Ziegenhagen. Für ihn könnte der Sport noch einen größeren Teil in den Plänen für 2025 einnehmen. Er könne sich auch selbst eine aktive Zusammenarbeit der Kulturhauptstadt mit der "Raise Up Academy" vorstellen, die als eins der ersten Mikroprojekte gefördert wurde.
Chemnitz ist meine Heimat geworden.
Vier Camps plant Ziegenhagen für 2023 mit seiner "Raise Up Academy". Das erste findet in den Winterferien statt, es sollen Camps zu Ostern, im Sommer und im Herbst folgen. "Die Kreativtage erfordern immer viel Organisationsaufwand", sagt Ziegenhagen. Deshalb sollen sie nur im Winter- und Sommercamp stattfinden. Die Anmeldung für das Ostercamp ist bereits gestartet.