Advent Internationale Händler bringen die Welt auf den Chemnitzer Weihnachtsmarkt

17. Dezember 2022, 06:00 Uhr

Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt lockt jeden Tag Hunderte Besucher. Manche der Händler haben eine besonders weite Anreise auf sich genommen, um ihre Waren in Chemnitz anzubieten. Was bewegt sie dazu und wie gefällt ihnen die Stadt?

Juha Sahlstein begrüßt die Kunden fröhlich am Stand mit finnischem Honig. Bereits seit 2009 kommt er regelmäßig für vier Wochen nach Chemnitz, um auf dem Weihnachtsmarkt zu arbeiten. "Hauptberuflich arbeite ich in Finnland als Deutschlehrer", erklärt er lachend, warum er so gut Deutsch spricht. "Ich nutze die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt als eine Art Sprachreise und um meine deutschen Freunde zu sehen."

Finnischer Deutschlehrer fühlt sich als Tourismusbotschafter

An Chemnitz gefalle ihm die Mischung aus DDR-Bauten und Moderne sowie die großen Dimensionen. "Und die Leute sind sehr nett", so Sahlstein. Neben dem Verkauf von Honig fühlt er sich auch als eine Art Tourismusbotschafter für sein Heimatland. "Viele fragen mich nach Reisetipps in Finnland oder erzählen von ihren eigenen Reisen", sagt er.

In den Jahren auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt hat sich der Honigstand auch viele Stammkunden erarbeitet. "Sie freuen sich, dass wir in diesem Jahr wieder dabei sind", sagt Sahlstein. "Allerdings sind viele durch Covid mit dem Probieren des Honigs vorsichtiger geworden."

Geborener Chemnitzer reist jedes Jahr aus Tirol an

Auch Marcus Richter hat eine lange Anreise hinter sich. Er kommt seit zehn Jahren aus Tirol in Österreich auf den Weihnachtsmarkt. "Eigentlich bin ich aber geborener Karl-Marx-Städter", verrät er. Er sei zum Studium vor 20 Jahren nach Österreich gegangen. "Dort habe ich die Kiachl kennen gelernt und wollte sie den Chemnitzern nicht vorenthalten", sagt er. Kiachl sind ein Tiroler Gebäck, das Ähnlichkeit mit dem ungarischen Langos hat.

Richter lässt sein Geschäft als Immobilienmakler vier Wochen im Jahr ruhen und steht rund 15 Stunden am Tag in seiner Weihnachtsmarktbude. "Urlaub ist das nicht", sagt er lachend. "Aber ich nutze es auch, um meine Freunde hier zu treffen." Außerdem gebe es viele Stammkunden und es mache ihm Spaß. Insgesamt beschäftigt er auf dem Chemnitzer und auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt fast 30 Mitarbeiter.

Die Bude lässt er das ganze Jahr über eingeräumt in Chemnitz. "Die Bude selbst ist von der Stadt Chemnitz geliehen, aber wir lassen auch alles andere hier in der Bude", erzählt Richter. Es sei zu teuer, alles nach Österreich und zurück zu transportieren und jedes Jahr neu einzurichten. "Ich verkaufe Kiachl ja nur auf dem Weihnachtsmarkt", sagt er. Vielleicht komme im nächsten Jahr auch noch ein Stand beim Chemnitzer Weindorf dazu.

Die deutschen Weihnachtsmärkte sind authentischer und die Atmosphäre ist schöner als in Tschechien.

Eliška Hodcová aus Tschechien

Böhmisches Gebäck hält auch Weihnachtsmarktbude warm

Eliška Hodcová ist aus Tschechien angereist, um für rund zehn Tage mit ihren Kollegen Tredlnik, ein traditionelles böhmisches Gebäck, zu verkaufen. "In Tschechien kennt jeder Tredlnik", erzählt sie. Für Deutschland könne sie das nicht mit Sicherheit sagen. Deswegen hängt an der Bude auch ein erklärendes Schild, das die Zutaten auflistet: Hefeteig, Vanillezucker, Karamell, Nüsse, Mandeln und Zimt.

Von der Stadt selbst hat sie nicht viel gesehen. "Aber die Menschen sind sehr nett und an unserem Stand ist es auch schön warm", sagt Hodcová. "Die deutschen Weihnachtsmärkte sind authentischer und die Atmosphäre ist schöner als in Tschechien."

MDR (ali)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR um Zwei | 05. Dezember 2022 | 14:00 Uhr

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