Umweltschutz Freiberg startet eigenes Pfandsystem für Mehrweggeschirr
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08. Februar 2024, 19:01 Uhr
Müllkörbe, die vor lauter leeren Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen überquellen, sind Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger ein Dorn im Auge - und nicht nur ihm. Das City-Management hat deshalb ein stadteigenes Mehrwegspfandsystem entwickelt, um diesen Abfall deutlich zu verringern. Die Resonanz ist zum Start bei Händlern und Gastronomen noch zurückhaltend, obwohl sie gesetzlich zum Anbieten von Mehrwegverpackungen verpflichtet sind.
- Die Stadt Freiberg bietet ein eigenes Sortiment an Mehrweggeschirr an.
- Teilnehmende Händler sparen die Gebühren für Systemanbieter.
- Ziel der Stadt ist ein flächendeckendes, einheitliches und kundenfreundliches Mehrwegpfandangebot.
Freiberg will mit stadteigenem Mehrweggeschirr die große Abfallmenge von Einwegverpackungen vor allem im Stadtzentrum verringern. Es wird seit Donnerstag an alle interessierten Gastronomen und Händler ausgegeben, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen verkaufen. Diese sind seit Anfang 2023 gesetzlich dazu verpflichtet, Kunden dafür Mehrwegbehälter anzubieten. Freiberg stellt nach Angaben von City-Managerin Nicole Schimpke dafür zunächst jeweils 1.000 Kaffeebecher, Suppenschüsseln sowie große, kleine und zweigeteilte Menüschalen bereit - alle in einem mit den Gastronomen abgestimmten einheitlichen Design: silbergrau mit einem Herz-Logo und dem Aufdruck "Silberstadt Freiberg - mehr wert".
Das Einweggeschirr hat in den vergangenen Jahren unsere Müllkörbe immer wieder überlaufen lassen. Das stört ganz sicher nicht nur mich. Um diesen Müll und damit auch Kosten zu reduzieren, haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.
Günstiges Angebot für Gastronomen
Das Pfand beträgt zwei Euro pro Becher und fünf Euro für die Schalen und Schüsseln. Mehr müssen auch die teilnehmenden Händler nicht bezahlen, wenn sie das Mehrweggeschirr von der Stadt beziehen. Sie würden damit unter anderem die Gebühren bei Systemanbietern sparen und es gebe keine Mindestabnahmemengen, wirbt Schimpke für das stadteigene System. Dennoch machen zum Auftakt zunächst nur drei Läden mit: das Campuscafé, die Bäckerei Schmieder und der Suppenladen.
Geringe Kundennachfrage lässt Händler zögern
Die City-Managerin hofft, dass es bald mehr werden und hat dabei auch die Döner-Bistros und andere Imbissanbieter in Freiberg im Blick. Sie sagte MDR SACHSEN, in Vorabgesprächen hätten durchaus viele Gastronomen Interesse gezeigt, dann aber doch abgewinkt. Der Grund: die fehlende Nachfrage. Die meisten Kunden würden weiter lieber zu Wegwerfverpackungen greifen. Wegen hygienischer oder gesundheitlicher Bedenken wäre das beim stadteigenen Freiberger Mehrweggeschirr nicht nötig: Es ist ohne gefährliche Weichmacher, spülmaschinen-, gefrier- und mikrowellengeeignet, lebensmittelecht und bruchsicher. Und die Becherdeckel sind bewusst weiter Einwegartikel, werden aber nur auf Nachfrage aufgesetzt.
Einfach mitnehmen, aufessen, tauschen
Das Mehrweggeschirr kann von den Kunden bei jedem teilnehmenden Anbieter beim nächsten Besuch wiederverwendet oder gegen frisches getauscht werden - wenn es nicht gerade Wochen später mit angeschimmelten Resten abgegeben wird, wie City-Managerin Schimpke mit einem Augenzwinkern sagt. Auf ein Angebot von Mehrwegbesteck wurde nach ihrer Aussage bewusst verzichtet, weil hier die Nachfrage noch geringer sei als bei Mehrwegverpackungen.
Ziel der Stadt ist, dass ihr Mehrwegpfandangebot flächendeckend genutzt wird. Im Vergleich zu vereinzelten und konkurrierenden Systemen würde das für die Kunden Tausch und Rückgabe wesentlich vereinfachen. Deshalb könnten sich interessierte Gastronomen und Händler beim Freiberger City-Management melden, betont Schimpke und ergänzt, eine höhere Kundennachfrage würde ihnen den Griff zum Telefon sicher leichter machen.
MDR (stt)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 08. Februar 2024 | 16:30 Uhr
kleinerfrontkaempfer vor 49 Wochen
In dieser Woche Mehrweg von REGOOD gekauft. Kaufen müssen weil meine Schüsseln und Töpfe zum Abfüllen nicht gut genug, nicht akzeptabel für den Caterer waren.
Und wie ich jetzt lese hält die Kleinstaaterei, die (Produkt)Vielfalt auch mit dem Mehrwegsystem Einzug in die doitschen Lande.
Stimme voll zu. Wachstum braucht das Land (das Mehrwegsystem).
Sventblau vor 49 Wochen
Der Staat sollte Einwegprodukte mit höheren steuern belegen und Mehrweg dafür von Abgaben befreien.
Das ist mehr als fair,da die Kosten für Einweggeschirr der Allgemeinheit auferlegt werden,da Müll und Umweltverschmutzungen bezahlt werden müssen.