Kriminalität JVA-Beamter soll Gefangene in Chemnitz sexuell missbraucht haben

28. April 2023, 13:00 Uhr

Sex zwischen Justizbeamten und weiblichen Gefangenen hat in Chemnitz schon in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt gibt es erneut einen Fall. Im Raum steht der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs. Ab Mittwoch wird vor dem Amtsgericht Chemnitz verhandelt.

Ein früherer Chemnitzer Justizbeamter muss sich ab Mittwoch vor dem Chemnitzer Amtsgericht verantworten. Wie eine Gerichtssprecherin mitteilte, wird dem Mann aus dem Erzgebirge vorgeworfen, während seiner Zeit in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Chemnitz eine Gefangene sexuell missbraucht zu haben.

Reinigungsarbeiten als Vorwand

Den Angaben zufolge war er von Januar 2022 bis April 2022 in der JVA tätig. An zwei nicht mehr genau bestimmbaren Tagen im März vergangenen Jahres habe er eine Insassin der Anstalt aufgefordert, ihn zu Reinigungsarbeiten in die Kellerräume zu begleiten. Dort soll er die Frau aufgefordert haben, sich auszuziehen. Anschließend habe er mit ihr oralen Geschlechtsverkehr ausgeführt, teilte die Sprecherin mit. Der 53 Jahre alte Mann ist angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs von Gefangenen, behördlich Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedürftigen in Einrichtungen.

2013 Sex zwischen JVA-Beamten und Insassin

2013 war bekannt geworden, dass ein JVA-Beamter außerhalb der Gefängnismauern Sex mit einer Insassin hatte und diese später schwanger war. Als Konsequenz aus den sexuellen Kontakten kündigte das Justizministerium damals an, die Zahl der Männer in der Einrichtung schrittweise zu reduzieren. 73 der 136 Bediensteten in der JVA Chemnitz waren zu dieser Zeit Männer. Zum Stichtag 1. April 2023 haben laut Justizministerium 192 Bedienstete in der Chemnitzer JVA gearbeitet, davon 68 Männer. Dabei orientiere sich die JVA an anderen Einrichtungen im Bundesgebiet, in denen zu einem Drittel Männer tätig sind.

Ministerium will nicht auf männliche Bedienstete verzichten

Ein vollständiger Verzicht auf männliche Bedienstete widerspreche den Grundsätzen des Vollzugs, hieß es. Um eine "Angleichung der Lebensverhältnisse" an die Realität außerhalb des Gefängnisses zu ermöglichen, dürfe die "männliche Komponente" nicht fehlen. Andernfalls würden Rollenvorbilder im Gefängnis nur einseitig vorkommen. "Auch in der Bewertung des Stationslebens von Gefangenen ist es immer bereichernd, wenn hier männliche Sichtweisen mit einbezogen werden können", teilte ein Sprecher mit.

MDR (sth)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 28. April 2023 | 15:30 Uhr

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