Landschafts- und Porträt-Arbeiten des Malers Max Pechstein sind am 11.04.2014 in der neuen Dauerausstellung der Kunstsammlungen Zwickau (Sachsen) zu sehen.
In der Dauerausstellung der Kunstsammlungen Zwickau sind Landschafts- und Porträt-Arbeiten des Malers Max Pechstein zu sehen. Bildrechte: picture alliance/dpa

Festwochenende in Zwickau Max-Pechstein-Museum feiert zehnjähriges Jubiläum

12. April 2024, 14:51 Uhr

Zwickaus berühmtester Sohn ist Robert Schumann. Seit einiger Zeit macht ihm diese Position jedoch der ebenfalls in der Stadt geborene "Brücke"-Maler Max Pechstein streitig. So ist es vor nunmehr zehn Jahren gelungen, mit großem Kraftaufwand ein eigenes Max-Pechstein-Museum in den Kunstsammlungen Zwickau zu etablieren. Dieses wird nun mit einem ganzen Festwochenende gefeiert – bevor sich die Kunstsammlungen ab Juli in eine mehrjährige Umbauphase verabschieden.

Das Max-Pechstein-Museum hat über 50 Werke des Expressionisten, die im Verlauf von sieben Jahrzehnten entstanden sind. Darunter sind sowohl Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken als auch illustrierte Briefe wie Postkarten und angewandte Arbeiten. Um das zehnjährige Bestehen zu feiern, findet in Zwickau nun ein Festwochenende statt: mit Filmen, Führungen und Filmen. Auch Max Pechsteins Enkelin Julia wird anwesend sein.

Die Entstehung der Pechstein-Sammlung

Leuchtend rote Äpfel liegen auf geometrisch blaugrün gemustertem Stoff. Davor eine weiße Schale mit weiteren Früchten sowie ein großer Henkelkrug – alles auf einem grünen Tisch vor grüner Wand. Max Pechsteins "Stillleben mit Fruchtschale" von 1912 stammt direkt aus seiner "Brücke"-Zeit und verweist auf Vorbilder wie Gauguin und Cézanne. Heute hängt es in Saal 1 des Max-Pechstein-Museums innerhalb der Kunstsammlungen Zwickau.

Zu sehen ist ein expressionistisches Gemälde von Max Pechstein: eine Obstschale steht auf einem Tisch, auf diesem ist auch ein Krug und ein Tuch
Das Gemälde "Stillleben mit Fruchtschale" von 1912 ist in der Ausstellung zu sehen. Bildrechte: Kunstsammlungen Zwickau

Direktorin Petra Lewey wird andächtig, wenn sie auf das Bild schaut. Daneben befinden sich aus Pechsteins Spätwerk die "Sonnenblumen". 1948 kamen sie aus Geraer Privatbesitz ans Haus. "Das war der einzige Gemäldebestand, der hier 1990, nach der Wende, da war", erzählt Petra Lewey. "Dann haben wir im Museum angefangen, die Pechstein-Sammlung aufzubauen. Die ersten Erwerbungen waren schon Mitte der 90er-Jahre möglich, und so ist die Sammlung langsam, sukzessive gewachsen. Wir haben mittlerweile zehn eigene Gemälde", betont Petra Lewey stolz. Dazu kommen für die Dauerschau im Max-Pechstein-Museum viele Leihgaben, betont Petra Lewey. Oft sind diese aus der Familie Pechstein, zu der sie kurz nach dem Mauerfall Kontakt aufnahm – und ihn auf's Sorgfältigste pflegt.

Petra Lewey, Direktorin vom Pechstein-Museum in Zwickau
Petra Lewey ist Direktorin im Max-Pechstein-Museum in Zwickau. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Natur als Inspiration

Pechsteins Frühwerk, seine Wandmalereien und Glasfenster, sind nun in Zwickau zu erleben, experimentelle Stillleben des "Brücke"-Malers, seine Porträts und natürlich die farb-und formgewaltigen Zeugnisse seiner Inspirationsorte Nidden, Leba und Rowe an der Ostsee sowie Palau in der Südsee. Allesamt von Pechstein erwählt wegen ihrer Ursprünglichkeit, erzählt Petra Lewey. Die Sehnsucht nach Natur und nach Einfachheit ziehe sich durch alle Schaffensphasen. So sei er nach Nidden gefahren, auf die Kurische Nehrung, und habe die Fischer beobachtet. Das sei auch bei seiner Südseereise so gewesen. "Er hat auch die Palauerinnen und Palauer dargestellt, weil er vom Einssein mit der Natur fasziniert ist", so Lewey.

Diese Sehnsucht nach Natur und nach Einfachheit zieht sich bei Pechstein durch alle Schaffensphasen.

Petra Lewey, Direktorin Max-Pechstein-Museum

Präsentation der jüngsten Neuerwerbungen

Auch der Grafikbestand zu Pechstein konnte über die Jahre erweitert werden: Über 200 Papierarbeiten und 500 Briefe fasst die Sammlung heute. Anlässlich des Gründungsjubiläums werden im Vorraum drei Neuerwerbungen der letzten Jahre präsentiert. Darunter eine "Brücke" von 1921, sowie Pechsteins Porträt "Bäuerin" von 1909, welches letztes Jahr mit Hilfe der Zwickauer Energieversorgung für knapp 170.000 Euro gekauft wurde.

 Zu sehen ist ein expressionistisches Gemälde von Max Pechstein: eine Bäuerin mit einem gelben Tuch über dem Kopf
Das Gemälde "Bäuerin" ist eine der drei Neuerwerbungen der Kunstsammlungen Zwickau. Bildrechte: Kunstsammlungen Zwickau

Ein freundliches Gesicht, das seinen Preis wert ist, wie Annika Weise, Kuratorin am Max-Pechstein-Museum in Zwickau, betont. Schließt es doch eine Sammlungs-Lücke: "Das Gemälde der Bäuerin repräsentiert in Pechsteins künstlerischer Entwicklung einen Zwischenschritt: Schon hin zu diesen sehr größer werdenden Farbflächen und dieser stärkeren Abstrahierung. 1910 sind ja diese berühmten 'Brücke'-Werke entstanden, an den Moritzburger Teichen. Aber trotzdem sieht man bei der 'Bäuerin' noch diesen Züngel-Strich, gerade auch wenn man sich den Hintergrund anschaut, von van Gogh."

Pechsteins Familienstammbuch als kurioses Zeitzeugnis

In einer kleinen Sonderschau zum zehnjährigen Museums-Jubiläum mit Grafik sowie Dokumenten von Pechstein verweist Annika Weise auf eine Kuriosität: das Familienstammbuch der Pechsteins. Auf die Rückseite jener Urkunde, die seine Ehe mit Lotte beglaubigt, skizzierte Pechstein in Ermangelung von Papier die Hochzeitsfeier mitsamt Lotte und zwei Gästen am Tisch: "Es verrät nicht nur über den Menschen Pechstein viel, es ist auch ein tolles Dokument, weil sonst von der Hochzeit und der Hochzeitsfeierlichkeit nichts überliefert ist. Und gleichzeitig ist die Skizze natürlich ein tolles Kunstwerk, das 1911 – damals war Pechstein noch Brücke-Mitglied – natürlich ganz unter diesem Einfluss, mit ganz flüchtigem, aber sehr aussagekräftigem Strich, steht."

Bis zum 1. Mai kann das Publikum nun in der Sonderschau sowie bis Ende Juni in der Dauerausstellung Max Pechstein, Zwickaus Wegbereiter der Moderne, nachspüren. Und sollte es auch: Danach verabschieden sich Kunstsammlungen und Pechstein-Museum in eine mehrjährige Umbauphase.

Mehr Informationen (zum Ausklappen):

Jubiläumswochenende vom 12. bis 14. April
Auftaktveranstaltung am Freitag, den 12. April, um 18 Uhr

Adresse:
Kunstsammlungen Zwickau, Max-Pechstein-Museum
Lessingstraße 1
08058 Zwickau

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11:30 bis 17 Uhr

Eintritt:
frei

Barrierefreiheit:
Die Plastikhalle und Sonderaustellung sind über einen separaten Eingang zugänglich. Mineralogie und Wechselausstellung sind über einen Treppensteiger zugänglich.

Redaktionelle Bearbeitung: as

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. April 2024 | 17:30 Uhr

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