Fahrräder stehen in Reihe
Fahrräder sind am beliebtesten bei den Versteigerungen. Bildrechte: Colourbox.de

Interview Vom Fahrrad bis zum Bademantel: Fundsachenversteigerung in Dresden

17. Juli 2022, 14:00 Uhr

Im Rathaus in Dresden fällt viermal im Jahr der Hammer. Dann gehen bei Versteigerungen Fundsachen und Erbstücke über die Theke. Im Jahr sind es durchschnittlich etwa 12.000 Dinge. Verantwortlich für diese Auktionen ist Rico Rißmann, der Leiter der Stadtkasse. MDR SACHSEN fragte ihn, wie die Versteigerungen vorbereitet werden und was man als Mitbieter beachten sollte.

Herr Rißmann, Sie gucken sich die Fundstücke genau an und auch in die Rucksäcke und Taschen rein?

Ja, wir gucken natürlich rein. Wir gehen ja bei Fundgegenständen davon aus, dass die doch eine Weile bei uns bleiben. Und die Taschen und Rucksäcke werden darauf kontrolliert, ob zum Beispiel verderbliche Ware drin ist, ob Ausweispapiere drin sind, die wir einer Person zuordnen können und ob gefährliche Gegenstände drin sind. Das wird dann alles herausgenommen und separiert, immer mit dem Ziel, das Fundstück lagerfähig zu machen.

Wenn die sogenannte Mindestliegezeit nach sechs Monaten um ist, wird dann vor der Auktion der Wert der Gegenstände geschätzt oder starten Sie bei einem Euro?

Nein, der Wert wird geschätzt. Da orientieren wir uns am Zustand des Gegenstandes, an der aktuellen Marktlage und dann wird ein sehr niedriger Mindestgebotswert festgelegt. Aber der liegt nicht bei einem Euro.

Was sind denn so klassische Versteigerungsgegenstände?

Sehr beliebt bei einer Versteigerung sind Fahrräder. Da haben wir immer so 20 Stück im Angebot und dort gibt es die meisten Nachfragen. Auch Schmuckgegenständen aus Nachlässen sind gefragt. Wir versteigern ja nicht nur Fundsachen, sondern auch Nachlässe. Also da, wo die Landeshauptstadt Dresden Dinge geerbt hat. Und das sind im Regelfall persönliche Gegenstände - spezielle Ohrringe, Halsketten oder ein spezielles Armband. Das hat schon ein Alleinstellungsmerkmal, das ist dann kein gewöhnlicher Gegenstand.

Ist Ihnen da ein besonderes Schmuckstück in Erinnerung geblieben?

Wir hatten einmal eine Halskette mit einer schönen Zuchtperle. Die ist mir schon in Erinnerung geblieben.

Was waren denn so die höchsten Summen, die bei den Versteigerungen im Rathaus erzielt worden sind?

In der Tat sind es die Fahrräder, wo es die Marktlage einfach hergibt, das da am meisten geboten wird. Wir haben mal zwei Fahrräder für fast 200 Euro versteigert. Da war ein richtiger Bieterwettstreit entstanden.

Fahrräder sind also beliebt. Welche Schnäppchen kann man denn noch machen?

Hauptsächlich ist es der Schmuck aus den Nachlässen. Das ist etwas ganz Individuelles sind. Das sind manchmal Sets dabei, zum Beispiel wo eine Kette zu Ohrringen passt. Da kann man schon mal ein Schnäppchen machen.

Kann jeder zu so einer Versteigerung gehen?

Wir haben in unserer Landeshauptstadt vier Versteigerungen im Jahr und man kann einfach zum Termin kommen. Da gibt's eine Stunde vor Beginn der Versteigerung eine Art Besichtigungsrunde. Dort kann man sich alle Gegenstände anschauen. Und dann setzt man sich einfach ins Publikum und bietet mit.

Gibt es denn eine Strategie, wie man am besten vorgehen sollte bei so einer Versteigerung? Vielleicht erst lieber ein bisschen abwarten?

Abwarten ist ein schlechter Ratschlag. Man sollte sofort mitbieten, weil der Auktionator vorn relativ schnell runterzählt und die Gebote auch ganz schnell nach oben schießen. Da sollte man wirklich hellwach sein und sofort mit die Hand heben. Und wenn man einen speziellen Betrag im Kopf hat, den man gerne für einen Gegenstand bieten würden, dann kann man den auch uns zurufen und dann geht es dann ab da weiter.

Gibt es ein Umtauschrecht, falls einem das Ersteigerte doch nicht gefällt?

Nein. Das ist eine Versteigerung und da gibt es kein Rückgaberecht und auch keinen Funktionstest. Das macht man alles vorher in dieser Stunde, wo man den Gegenstand besichtigen kann. Aber wir nehmen grundsätzlich nichts zurück.

Kann alles versteigert werden oder gibt es auch sogenannte Ladenhüter?

Also los bekommen wir alles, weil wir dann natürlich mit den Angeboten ein Stück weit runtergehen. Aber es gibt immer Gegenstände, die ein bisschen Zeit brauchen, bis wir sie an den Mann gebracht haben. In einem Jahr waren ein paar Badeschuhe von Marvel dabei und ich dachte erst, die wird niemand ersteigern. Aber als der Auktionator dann sagte, dass das Größe 42 ist, also doch eine sehr gängige Größe, schossen die Gebote auf einmal nach oben. Und dann sind wir sie für zehn Euro losgeworden.

Die nächste öffentliche Versteigerung der Stadt Dresden ist am 13. September.

MDR (ama)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Programm | 11. Juli 2022 | 10:20 Uhr

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