Sächsische Schweiz Nationalpark-Wanderwege teilweise gesperrt: Bürgerinitiative fordert weitere Maßnahmen

09. Januar 2023, 17:31 Uhr

Im Polenztal ist die Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz dabei, durch Borkenkäferbefall abgestorbene Fichten zu fällen. Gesperrte Wege sollen nicht genutzt werden. Eine Bürgerinitiative begrüßt die Sicherungsmaßnahmen, stellt aber bei der ersten Totholzwanderung nach den verheerenden Sommerwaldbränden 2022 weitergehende Forderungen. Ende Januar wird es nun erste Gespräche zwischen der Nationalparkverwaltung sowie Vertretern und Vertreterinnen der Bürgerinitiative geben.

  • Im Polenztal sind derzeit Wanderwege gesperrt, weil abgestorbene Fichten gefällt werden.
  • 120 Wanderfans bei Totholzwanderung bei Bad Schandau dabei.
  • Eine Bürgerinitiative setzt sich für die Umwandlung des Nationalparks in einen Naturpark ein.

An den Wanderwegen im Nationalpark Sächsische Schweiz wird derzeit intensiv gearbeitet. Im Polenztal werden bis Mitte Januar Fichten gefällt, die von Borkenkäfern befallen waren und dadurch abgestorben sind. Damit soll die Passierbarkeit des Wanderweges langfristig gesichert werden, wie die Nationalpark-Verwaltung mitteilt. Außerdem beginnen Sicherungs- und Fällarbeiten am Schleifgrundweg unterhalb von Lohmen beziehungsweise Uttewalde. Abgeschlossen sind dagegen die Arbeiten am Füllhölzelweg zwischen Parkplatz Füllhölzelweg und Kurort Rathen. Die Nationalparkverwaltung bittet aus Sicherheitsgründen, gesperrte Wege nicht zu betreten oder zu befahren.

Die Sperrungen im Detail


Für die Sicherungsarbeiten der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz muss der Polenztalweg vorübergehend zwischen Pension und Gaststätte Polenztal und der Waltersdorfer Mühle gesperrt werden. Die Strecke des Malerwegs ist von den Arbeiten nicht betroffen. Die Sperrung betrifft jedoch den Teil des Füllhölzelweges, der aus dem Polenztal hoch zum Parkplatz Füllhölzelweg an der Ziegenrückenstraße führt. Weiterhin finden Sicherungs- und Fällarbeiten am Schleifgrundweg unterhalb von Lohmen bzw. Uttewalde statt. Hier ist eine Umleitung über Brückwaldweg und Knotenweg möglich und ausgeschildert.

Füllhölzelweg trotz aufgehobener Sperrung nicht begehen


Auch wenn die Fällarbeiten am Füllhölzelweg zwischen Parkplatz Füllhölzelweg und Kurort Rathen abgeschlossen ist und der Weg nicht mehr gesperrt ist, rät die Nationalparkverwaltung davon ab, den Weg in dieser Woche zu nutzen. Grund dafür sei der schlechte Wegezustand nach dem Maschineneinsatz. In der kommenden Woche sollen die Wege in Ordnung gebracht werden.

Wanderweg zum Prebischtor versperrt


Durch die starken Winde der vergangenen Tage ist laut Auskunft des Nationalparks Böhmische Schweiz der Wanderweg zum Prebischtor wegen umgestürzter Bäume teilweise versperrt. An der Beseitigung werde laut Nationalparkverwaltung gearbeitet.

120 Wanderfans bei erster Totholzwanderung nach verheerenden Waldbränden

Das Interesse am Nationalpark Sächsische Schweiz ist nach den verheerenden Waldbränden im Sommer 2022 groß. Am Wochenende hatten 120 Interessierte an einer zweieinhalbstündigen Wanderung durch den Totwald oberhalb des Kirnitzschtals teilgenommen. Die Wanderung führte auf einer Rundstrecke vom Campingplatz und der Pension "Ostrauer Mühle" im Bad Schandauer Ortsteil Ostrau zur Hohen Liebe und weiter oberhalb des Kirnitzschtals zum Forsthaus und über den Flößersteig entlang der Kirnitzsch wieder zurück. Die organisierte Wanderung im Nationalpark war nach Angaben einer Bürgerinitiative von der Landesdirektion Sachsen im Vorfeld genehmigt worden.

Hohnsteiner Bürgermeister fordert Brandschneise um gefährdete Ortschaften

Auf der Wanderung erläuterten Vertreter einer Bürgerinitiative, warum sie keinen Nationalpark Sächsische Schweiz mehr wollen. Auch Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD) war dabei. Er unterstützt die Initiative und forderte 200-Meter breite Brandschneisen, um Orte, die in Wäldern liegen. Der Nationalpark Böhmische Schweiz habe das bereits beschlossen, weil dort im Sommer mehrere Wohnhäuser abbrannten, als das Feuer in den Orten einfiel. Ein Kompromiss könne sein, dass "künftig nur die Kernzone Nationalpark ist – wie im Bayerischen Wald. Und der Rest dann Naturpark", so Brade.

Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (42, SPD).
Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD) fordert für bestimmte Ortschaften im Nationalpark Sächsische Schweiz Brandschneisen. Bildrechte: Daniel Förster

Bürgerinitiative sammelt Unterschriften für Umwandlung in "Naturpark"

Mit seiner Idee steht Daniel Brade nicht alleine da. Eine Bürgerinitiative hat eigenen Angaben zufolge bereits 7.000 Unterschriften für eine Petition gesammelt, die sich für die Schaffung eines Naturparks Sächsische Schweiz einsetzt und eine Änderung der Sächsischen Naturschutzgesetzgebung fordert. Seit August 2022 gibt es die Bürgerinitiative.

Wir haben hier eine Kulturlandschaft. Das bedeutet, der Mensch hat hier schon seit vielen Jahrhunderten eingegriffen. Deshalb halten wir einen Nationalpark nicht für die richtigen Schutzkategorie.

Hanka Owsian Sprecherin Bürgerinitiative für Naturpark Sächsische Schweiz

Ziel der Bürgerinitiative sei es, einen Naturpark Sächsische Schweiz zu schaffen, wo eine Balance zwischen Schutz der Natur, touristischer Nutzung und kultureller Adaption bestehe und ein sicheres Leben möglich sei, so die Sprecherin der Bürgerinitiative, Hanka Owsian. Sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter fordern, dass der Nationalpark in einen Naturpark umgewandelt werde.

"Wir haben hier eine Kulturlandschaft. Das bedeutet, der Mensch hat hier schon seit vielen Jahrhunderten eingegriffen. Deshalb halten wir einen Nationalpark nicht für die richtigen Schutzkategorie", begründet Hanka Owsian die Forderungen der Initiative. Den Nationalpark gebe es erst seit 1990. Bei dem Gebiet habe es sich nie um eine natürliche Wildnis gehandelt.

Ex-Nationalpark-Ranger Mathias Klimmer (61) aus Porschdorf fordert zudem, dass dicke Stämme, die quer über Wanderwegen liegen, beräumt werden, ebenso wie kahle Fichten. Die umgestürzten Bäume würden Rettungsdienste behindern und eine Brandgefahr darstellen.

Nationalpark-Status

Sachsens Landesregierung hatte bisher erklärt, am Nationalpark-Status festhalten zu wollen. Thilo Heinken, Botanikprofessor der Universität Potsdam, zeigte sich kurz nach der Gründung der Bürgerinitiative verwundert über die Ziele. Kommunen würden in Nationalparkgegenden touristisch profitieren. Und, Heinken ergänzte: "Es gibt keinen klaren Beleg, dass Totholz der Brandbeschleuniger ist."

Erstes Gespräch zwischen Bürgerinitiative und Nationalparkverwaltung geplant

Die Bürgerinitiative hatte sich nach den verheerenden Waldbränden im Nationalpark Sächsische Schweiz gegründet. Sie wird unterstützt durch die Stadt Hohnstein sowie die Bad Schandauer Ortsteile Prossen, Porschdorf und Schmilka. Ende Januar soll es ein erstes Gespräch zwischen der Bürgerinitiative und der Nationalparkverwaltung geben.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 09. Januar 2023 | 05:30 Uhr

Mehr aus Freital und Pirna

Mehr aus Sachsen