Im Gegenlicht und vor wolkenverhangenem Himmel ist eine Kirchturmspitze mit Kreuz zu sehen
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Reform Bistum Dresden-Meißen: Missbrauchsbetroffene bekommen Stimme

09. Oktober 2022, 18:02 Uhr

Seit Jahren ist die Katholische Kirche wegen Fällen von sexueller Gewalt in den Schlagzeilen. Auch in Sachsen wurden solche Taten bekannt. Kritik gibt es aber nicht nur an den Delikten selbst, sondern auch am Umgang mit den Betroffenen und der zögerlichen Aufarbeitung dieser Fälle. Der Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen will nun die Rechte von Betroffenen von Missbrauch stärken und hat deshalb seine Satzung geändert.

Betroffene sexualisierter Gewalt haben zukünftig einen festen Sitz im Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen. Das entschied die Laienvertretung des Bistums am Wochenende auf ihrer Herbstvollversammlung.

Der sogenannte Betroffenenbeirat Region Ost kann in Zukunft Vertreter in den Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen entsenden. Ratsvorsitzende Martina Breyer sagte: "Das ist ein wichtiger Schritt, der vor allem die Betroffenen stärken und ihren Anliegen mehr Raum geben und Gewicht verschaffen soll."

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen ist die demokratisch gewählte und vom Bischof anerkannte Vertretung von Frauen und Männern aus den Pfarreien, Verbänden, Geistlichen Gemeinschaften und Initiativen Sachsens und Ost-Thüringens.

Ergebnis intensiver Debatte

Die Entscheidung ist das Ergebnis intensiver Diskussionen unter den Ratsmitgliedern über die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch im Bistum. Im Fokus standen dabei die Schwierigkeiten beim Aufbau des Betroffenenbeirates sowie die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Heidenau. Dort hatte ein Pfarrer in den 1960er-Jahren mindestens vier Mädchen im Alter zwischen vier und acht Jahren sexuell missbraucht. Der Fall gilt als einer der schwerwiegendsten im Bistum Dresden-Meißen.

Über 50 Fälle seit 1945

Laut eigenen Angaben gab es im Bistum Dresden-Meißen seit 1945 über 50 Fälle von sexuellem Missbrauch. Darin verwickelt waren 29 Priester oder andere Kirchenmitarbeiter. Erst Anfang dieses Jahres hatten sich Betroffene solcher Delikte zum Betroffenenbeirat Region Ost zusammengeschlossen. Der Betroffenenbeirat ist eine Initiative von Katholiken aus dem Bistum Berlin, den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz sowie der Katholischen Militärseelsorge. Die Kommission soll die Aufklärung sexueller Gewalt in der Katholischen Kirche beschleunigen.

MDR (kna/mwa)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

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