Blick auf die Villa der Kulturen in Dresden, ein dreistöckiges Gebäude mit heller Fassade.
Die interkulturelle Begegnungsstätte "Villa der Kulturen" befindet sich auf dem Areal Kraftwerk Mitte. Bildrechte: Kinder- und Elternzentrum "Kolibri" e.V.

Kulturareal Kraftwerk Mitte Interkulturelles Zentrum "Villa der Kulturen" in Dresden eröffnet

22. September 2023, 21:15 Uhr

Mit der "Villa der Kulturen" hat Dresden am Freitag ein neues interkulturelles Zentrum bekommen. Die Bildungs- und Begegnungsstätte wird von dem Dresdner Verein "Kolibri" betrieben. Dieser bietet seit 2009 Kultur- und Sprachprogramme für Kinder und Familien an. Die neuen Räumlichkeiten auf dem Kulturareal des ehemaligen Kraftwerksgeländes Mitte sollen dem wachsenden Verein mehr Platz bieten und einen Ort der Begegnung in Dresden schaffen.

Dresden verfügt seit Freitag über ein interkulturelles Zentrum. Symbolisch übergab der ostsächsische Energieversorger Sachsen Energie als Bauherr der Sanierungsmaßnahmen im alten Kraftwerk Mitte einen großen Schlüssel an den "Kolibri e.V." als künftigen Träger der "Villa der Kulturen". Das um eine Etage mit Veranstaltungssaal aufgestockte Gebäude wurde in der Gründerzeit als Fabrikantenvilla auf dem Kraftwerksgelände errichtet. Damit geht der umfangreiche Umbau des Areals zu einem "Kulturkraftwerk" nahe der Stadtmitte seinem Ende entgegen. Als erste waren 2016 die Staatsoperette und das Theater Junge Generation eingezogen.

Sachsen Energie investierte sieben Millionen Euro in das Projekt

Um diese Zeit reiften auch die Pläne, neben der Nutzung durch Theater, durch die Hochschule für Musik und das Schütz-Konservatorium hier auch eine Begegnungsstätte der Weltkulturen und ihrer migrantischen Vertreter einzurichten. Provisorisch hatte in der Villa schon der Künstler Holger John mit Freunden sein Domizil.

Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) strahlte denn beim Eröffnungsfest auch am meisten, als mit Konfettikanonen der Startschuss gegeben wurde. Besondere Genugtuung bereite es ihr, dass nach mehr als zehn Jahren Bauzeit die Wünsche nach einem "Kulturkraftwerk" weitgehend erfüllt werden. Für die "Villa der Kulturen" investierte die Sachsen Energie etwa sieben Millionen Euro. Bund, der Freistaat Sachsen und die Stadt förderten zusätzlich.

Blick auf das Areal des Kraftwerk Mitte in Dresden, Industriebauten.
Das Kulturareal auf dem alten Kraftwerksgelände in Dresden ist nun auch Standort der "Villa der Kulturen". Bildrechte: Oliver Killig

Trägerverein "Kolibri" betreut 850 Kinder aus 20 Ländern

Ungetrübte Freude herrschte zum Eröffnungsfest mit Weltmusik und einem internationalen Buffet auch beim künftigen Hauptmieter, dem "Kinder- und Elternzentrum Kolibri e.V.". Seit 2009 kümmerte sich zunächst die Musikpädagogin Halyna Yefremova relativ unauffällig um die Kinder der Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Der Verein wuchs, erweiterte sein Kultur- und Sprachangebot und betreut mittlerweile 850 Kinder und deren Eltern aus zwanzig Ländern.

Es geht darum, das Miteinander in dieser Stadt zu verbessern, mehr aufeinander zuzugehen.

Kristina Daniels, Geschäftsführerin "Kolibri e.V."

Durch den russischen Krieg gegen die Ukraine nahm die Dresdner Öffentlichkeit den Verein plötzlich aufmerksamer wahr. Zugleich erwuchs mit der Ausbalancierung der Konflikte zwischen russisch- und ukrainischstämmigen Besucherinnen und Besuchern und der Betreuung von Flüchtlingen eine neue Aufgabe. Allein der persisch-ukrainische Frauentreff zählt 350 Gäste. Vereinsvorsitzende Halyna Yefremova wendet sich strikt gegen den "Import von Kriegsfronten" und sieht konträre Haltungen in der Sorge um die Kinder aufgehoben.

"Villa der Kulturen" soll Begegnungsstätte für Menschen in Dresden werden

Mit der "Villa der Kulturen" wird nicht nur die Raumnot des expandierenden Vereins aufgehoben. Das Haus soll künftig Kompetenzzentrum und Anlaufpunkt für alle ähnlichen Vereine und Initiativen sowie für alle offenen Dresdner sein. Dass man damit dem derzeitigen Trend zu nationaler Abschottung und Misstrauen gegenüber allem Fremden entgegenwirke, erwähnte der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas.

"Wir wollen keinesfalls nur ein Schaufenster exotischer Kulturen sein. Es geht darum, das Miteinander in dieser Stadt zu verbessern, mehr aufeinander zuzugehen“, erklärt Geschäftsführerin Kristina Daniels, eine in Moskau und Kiew erfahrene Slawistin. Eine Monokultur, bei der in Sachsen nur Sachsen und in Dresden nur Dresdner lebten, sei gar nicht mehr denkbar.

Redaktionelle Bearbeitung: lig

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 22. September 2023 | 15:30 Uhr

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