Eine junge Familie
Bildrechte: MDR/Katalin Vales

Terence Hill wird 85 Terence Junior und seine Fan-Familie: Auf den Spuren von Terence Hill in Lommatzsch

29. März 2024, 12:39 Uhr

Terence Hill hat einige Jahre seiner Kindheit im sächsischen Lommatzsch verbracht. Zu seinem 85. Geburtstag erzählen Menschen in Lommatzsch MDR SACHSEN, was sie mit dem berühmten Sohn der Stadt verbindet. Einige haben ihn sogar persönlich kennengelernt. Ein Junge aus Lommatzsch hat eine ganz besondere Gemeinsamkeit mit ihm. Doch es gibt nicht nur Fans.

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Zum 85. Geburtstag von Terence Hill am Karfreitag ist MDR SACHSEN in Lommatzsch auf Spurensuche gegangen. In der Kleinstadt hat der berühmte Schauspieler und Regisseur einige Jahre seiner Kindheit verbracht - allerdings hat er längst nicht so viele Jahre in Sachsen gelebt wie der 13 Jahre alte Terence Kasper. Seinen Namen verdankt der 13-jährige Lommatzscher der großen Leidenschaft seines Vaters für den Schauspieler Terence Hill.

Vater Roman hat damit inzwischen die ganze Familie angesteckt. Die Terence-Hill-Filme kennen sie fast auswendig. Über die Gemeinsamkeiten, die Terence Junior mit seinem Namensvetter hat, freut er sich. "Ich habe genau wie Terence Hill blaue Augen und blonde Haare", erzählt er MDR SACHSEN.

Terence Junior mag Handball statt Prügelei

Als Roman Kaspers Frau Romy schwanger wurde und klar war, dass der Nachwuchs ein Junge werden würde, schlug Roman den Namen "Terence" vor. Romy war zwar erst überrascht, fand den Namen aber sofort gut: "Der ist schön und auch nicht so verbreitet."

Doch statt sich wie Terence Hill in vielen seiner Filme zu prügeln, ist ihr Terence eher ein ruhiger Typ, sagen die Eltern. Terence Junior mag Handball, Musik auflegen und interessiert sich für Tontechnik. Beim Geburtstag seiner Schwester Johanna hat er als DJ für Stimmung gesorgt. Zum 85. Geburtstag wünscht die Terence-Hill-Fan-Familie in Lommatzsch dem berühmten Terence "alles Gute zum Geburtstag".

Dass Terence so heißt wie der Kult-Schauspieler, findet er cool. "Ich schaue die Filme eigentlich seit meiner Geburt zusammen mit meiner Mutti und meinem Vati." Dass Papa Roman so ein Fan ist, hängt wohl auch damit zusammen, dass er im selben Haus wie Terence Hill gewohnt hat. Noch heute steht es in der Döbelner Straße Nummer 40. Eine Gedenktafel erinnert an den berühmten Bewohner des Hauses.

In die Jahre gekommene Erinnerungsorte in Lommatzsch

Mittlerweile steht das einstige Wohnhaus von Terence Hill leer. Die Inschrift auf der Gedenktafel an der Hauswand ist kaum noch zu lesen. Im Hinterhof sammelt sich Unrat. Das alte Eisentor, an dem Terence einst herumgeklettert sein soll, steht offen und gibt den Blick frei auf einen Schuttcontainer.

Auch das Freibad verfällt. Ein Schild mit der Aufschrift "Terence-Hill-Freibad" erinnert an bessere Zeiten. Seit 2011 planscht niemand mehr in dem mehr als 100 Jahre alten Bad, in dem Terence Hill als Kind schwimmen gelernt haben soll und dem er in den 1990er-Jahren eine Rutsche spendiert hatte.

"Die Stadt kann sich die laufenden Betriebskosten nicht leisten", erklärt die Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP). Viele in der Stadt ärgern sich über das geschlossene Bad, zum Beispiel Jeanette Haggenmüller: "Meine Kinder sind in dem Freibad groß geworden und es ist traurig, dass man diese Erinnerungen an die Enkelkinder nicht mehr weitergeben kann."

Doch alles gehe eben nicht, sagt Bürgermeisterin Anita Maaß. Dafür gebe es ein lebendiges und viel genutzes Bürgerhaus mit einer "Terence-Hill-Bar", die für private Feiern gemietet werden kann und natürlich das Terence-Hill-Museum.

Bildergalerie So viel Terence Hill steckt heute noch in Lommatsch

Eine Frau steht auf einem Parkplatz.
Die Lommatzscherin Anita Numerzki (78) findet die Filme mit Terence Hill Kult. Bildrechte: MDR/Jacob Wallner
Eine Frau steht auf einem Parkplatz.
Die Lommatzscherin Anita Numerzki (78) findet die Filme mit Terence Hill Kult. Bildrechte: MDR/Jacob Wallner
Ein Mädchen spricht in ein Mikrofon.
Die jüngeren im Ort können mit dem einstigen Westernhelden kaum noch was anfangen. Die kleine Elli weiß nur, dass es mal im Museum leckeres Eis gab. Doch das gibt es zur Zeit dort nicht. Bildrechte: MDR/Jacob Wallner
Ein altes Haus
Noch heute gibt es in Lommatzsch das Wohnhaus der Großeltern, in dem der legendäre Schauspieler Terence Hill während des zweiten Weltkriegs mit für einige Jahre mit seinen Eltern und Geschwistern gelebt hat. Heute lebt darin niemand mehr. Als Kind soll er oft an dem Eisentor herum geklettert sein. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Steintafel mit Hinweis auf Wohnort von Terence Hill
Eine Gedenktafel an dem einstigen Wohnhaus der Familie erinnert an den berühmten Sohn der Stadt, der mit bürgerlichen Namen Mario Girotti heißt. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Gleise neben Gartenanlage
Nur wenige Meter neben seinem alten Wohnhaus soll Terence als Kind oft auf dieser Eisenbahnbrücke gestanden und die dampfenden Züge beobachtet haben. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Terence Hill Freibad Lommatzsch
Es gibt sogar ein Terence Hill Freibad in Lommatzsch. Angeblich soll Terence HIll hier schwimmen gelernt haben. Vor etlichen Jahren hat der Schauspieler eine Rutsche für das Freibad spendiert. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Terence Hill Freibad Lommatzsch
Seit 2011 badet allerdings niemand mehr im "Terence-Hill-Freibad". Die Stadt kann sich laut Bürgermeisterin Anita Maaß die laufenden Betriebskosten nicht leisten. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Ein Mann lächelt.
Medikamentenbote Ronald Wohsmann (61) findet die Filme mit Terence Hill mit seinen "coolen" Sprüchen heute noch toll. Er würde sich wünschen, wenn der Weltstar noch einmal in seine sächsische Heimat kommen würde. Bildrechte: MDR/Jacob Wallner
Terence Hill umringt von Fans
Im Jahr 1995 besuchte Terence Hill seine mittelsächsische Heimatstadt. Viele in Lommatzsch erinnern sich noch heute an seinen Besuch. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Terence Hill mit Kind
Medikamentenbote Ronald Wohsmann hat für MDR SACHSEN im Familienalbum gestöbert und dieses Bild gefunden. Es zeigt die Tochter der Familie gemeinsam mit Terence Hill bei seinem Besuch in Lommatzsch. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Terence Hill probt mit Schülern eine Schlägerei
Bei seinem Besuch 1995 zeigte Terence Hill Kindern in Lommatzsch, wie man sich prügelt, ohne sich dabei weh zu tun. Bildrechte: picture-alliance/ZB/Thomas Lehmann
Eine Bar
Im Bürgerhaus der Stadt Lommatzsch gibt es diese Terence-Hill-Bar im Western-Stil. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Eine Bar
Für Familienfeiern und Mottoparty kann die Bar zum fairen Preis gemietet werden. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Eine junge Familie
Familie Kasper aus Lommatzsch hat ihren Sohn nach Terence Hill benannt. Genau wie der Schauspieler hat er blonde Haare und blaue Augen. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Frau im Eingang zum Terence Hill Museum
Die Bürgermeisterin Anita Maaß freut sich über das Terence-Hill-Museum in Lommatzsch. Hier wird die Geschichte des Schauspielers liebevoll mit Heimatgeschichte des Orts verwoben. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Ausstellungsstücke im Terence Hill Museum
Im Terence-Hill-Museum finden sich auch Reproduktionen von Filmrequisiten. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
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Anekdoten über die Kindertage von Terence Hill

Die einen geraten in Lommatzsch regelrecht ins Schwärmen, bekommen leuchtende Augen und kichern schelmisch bei der Erinnerung an die Westernfilme mit den wilden Prügelszenen. Andere zucken eher gleichgültig mit den Schultern. Viele Kinder in Lommatzsch, die nachmittags auf dem Spielplatz neben dem Marktplatz spielen oder gemeinsam mit ihren Eltern Brot von einem der beiden Bäckergeschäfte am Mark holen, können fast gar nichts mehr mit dem Namen Terence Hill anfangen. Es sei denn, sie waren im Terence-Hill-Museum der Stadt.

Viele Ausstellungsstücke und ein Audioguide, der mittels QR-Code auf dem eigenen Smartphone gehört werden kann, erzählen, wie Hill als kleiner Junge mit seiner Familie während des Zweiten Weltkrieges bei seinen Großeltern untergekommen war. Es wird auch gezeigt, was aus dem kleinen Mario Girotti, wie der Schauspieler mit bürgerlichen Namen eigentlich heißt, in seinem späteren Leben geworden ist. Filmplakate mit Winnetou-Darsteller Pierre Brice oder Bud Spencer erinnern an sein filmisches Schaffen. "Die Filme haben einfach Kult", sagt die Lommatzscherin Anita Numerzki. Bei der 78-Jährigen geht die Begeisterung sogar so weit, dass sie ehrenamtlich im Museum hilft.

Alles Gute, Terence!

In Lommatzsch ist Terence Hill Ehrenbürger und für Bürgermeisterin Maaß ein gutes Beispiel dafür, dass aus kleinen Städten auf dem Land bedeutsame Persönlichkeiten hervorgehen können. Auch sein Urgroßvater war für die Stadt bedeutsam: Carl Menzel hat als Glasfabrikant die Industrie in die Stadt gebracht.

Zum 85. Geburtstag möchte ich als Bürgermeisterin Terence Hill im Namen unserer Stadt und unserer Bürgerschaft ganz herzlich gratulieren. Wir wünschen ganz viel Gesundheit und Schaffenskraft.

Anita Maaß Bürgermeisterin Lommatzsch

Zum 85. Geburtstag schickt Bürgermeisterin Geburtstagsgrüße an den Weltstar: "Als Bürgermeisterin möchte ich Terence Hill im Namen unserer Stadt und unserer Bürgerschaft ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. Wir wünschen ganz viel Gesundheit und Schaffenskraft." Sie würde sich freuen, wenn Terence Hill noch einmal nach Lommatzsch käme.

Kindheitserinnerungen an Lommatzsch

Die Mutter von Terence Hill, Hilde Thieme, wurde als Tochter des Glasfabrikanten Carl Menzel in Lommatzsch geboren. Sie heiratete den Italiener Girolamo Girotti und zog mit ihm nach Italien. Dort wurde Terence Hill 1939 als Mario geboren. In den Kriegszeiten lebte er mit seinen beiden Geschwistern und Eltern bei den Großeltern in Lommatzsch. Sein Vater fand als Chemiker Arbeit in Dresden. Seine Mutter studierte in Dresden Kunst.

Als Mario in Lommatzsch ankam, war er vier Jahre alt. Weil seine Mutter in Italien mit ihm ausschließlich Deutsch gesprochen hatte, konnte er sich mit seinen Großeltern gut verständigen. Zu seinen Kindheitserinnerungen zählen die Himbeeren aus Großmutters Garten, Kartoffelpuffer, die Fliesen in der Küche und der brennende Himmel über Dresden, während der Bombardierung der Stadt im Februar 1945, wie im Terence-Hill-Museum zu erfahren ist.

An den brennenden Himmel über Dresden in der Bombennacht erinnert sich Terence Hill noch heute. Den hat er selbst von Lommatzsch aus gesehen.

Anita Maaß Bürgermeisterin Lommatzsch

Den "brennenden Himmel" habe Terence Hill in Lommatzsch sehen können, erzählt Anita Maaß. Die Sorge der Familie war besonders groß, als ein Nachbar sagte, dass sein Papa genau dort sei, wo das passiert. Der Vater arbeitete in Dresden. Nach der Bombennacht gab es eine Woche lang kein Lebenszeichen von ihm. Als Terence Hills Onkel schließlich nach Dresden mit dem Fahrrad fuhr, um den Vater zu suchen, fand er ihn beim Rasieren vor. Es stellte sich heraus, dass der Terence Hills Vater unversehrt war und eine Woche lang bei den Aufräumarbeiten helfen musste.

Nicht nur Fans in Lommatzsch

Doch nicht alle in seiner einstigen Heimatstadt mögen Terence Hill. Der Lommatzscher Andreas Heinitz kann den Filmen nicht so viel abgewinnen: "Ich mag eher andere Filme", sagt der 63- Jährige MDR SACHSEN.

Mir ist das zu gewalttätig.

Yvonne Rehm Mutter aus Lommatzsch

Für Kinder von heute seien die Filme nicht mehr zeitgemäß, findet Yvonne Rehm. Die dreifache Mutter erzählt: "Mir ist das zu gewalttätig. Ich glaube, unsere Kinder würde das nicht so interessieren. Die Kinder sind drei, sieben und acht Jahre alt und mögen mehr Animationen", erzählt die 38-jährige Lommatzscherin.

Für Terence-Hill Fan Roman Kasper zählt das Argument der Gewalttätigkeit nicht. "Bei den Filmen ist ja nie jemand zu Schaden gekommen", wenn es nach ihm ginge, wären die Filme von Terence und Bud Spencer heute Weltkulturerbe.

Terence Hill probt mit Schülern eine Schlägerei
Nach einer verlorenen Wette kam Terence Hill in seine sächsische Heimatstadt Lommatzsch und zeigte Kindern, wie man sich prügelt, ohne sich weh zu tun. Bildrechte: picture-alliance/ZB/Thomas Lehmann

Unvergesslich: der Weltstar zurück in der alten Heimat

1995 war Terence Hill nach einer verlorenen Wette der ZDF-Show "Wetten dass?!" in der alten Heimatstadt. Wer damals dabei war, erinnert sich heute noch daran. "Er war sympathisch", erinnert sich die 87 Jahre alte Ursula Weidner. Und auch die Menschenmassen, die in die kleine Stadt bei Meißen strömten sind unvergessen. Auch Roman Kasper, der Vater des Teenie-Terence, war dabei. "Da war ich ungefähr so alt wie mein Sohn. Und es war unwahrscheinlich viel los in Lommatzsch: Diese Menschenmassen und Kameras und Fotoapparate, das war sehr beeindruckend."

Auch der 61-Jährige Medikamentenbote Ronald Wohsmann kramt ein altes Familienfoto heraus. Es zeigt, wie Terence Hill Wohsmanns kleine Tochter auf dem Arm hat. "Als er hier war, hat er den Kindern in der Lommatzscher Schule gezeigt, wie man sich prügelt, ohne sich weh zu tun." Bei der Erinnerung daran gerät er ins Schwärmen: "Da war richtig viel Tam-Tam hier. Er wurde mit Pferden abgeholt. Als er dann in Lommatzsch leibhaftig vor uns stand, da waren wir alle begeistert."

Diese Begeisterung hält bis heute an: "Die Filme sind super. Die coolen Sprüche, davon sind wir alle begeistert!" Ronaldt Wohsmann wünscht dem Schauspieler von Herzen alles Gute zum 85. Geburtstag: "Viele Grüße aus Lommatzsch, Terence. Wir freuen uns, dass es dich immer noch gibt. Lass dich doch nochmal in Lommatzsch blicken, wir wären begeistert!"


Terence Hill seit zwei Jahren mit deutschem Pass - Mario Girotti - so sein bürgerliche Name - wurde am 29. März 1939 in Venedig geboren. 1943 zog die Familie in die Nähe von Dresden nach Lommatzsch. Seine Mutter Hildegard Thieme stammte aus Lommatzsch, sein Vater Girolamo aus Umbrien.
- 1947 ging die Familie zurück nach Italien. Terence Hill besuchte immer wieder seine Großmutter. Noch heute kann sich der Schauspieler gut auf Deutsch unterhalten.

- Vor zwei Jahren bekam er noch einen deutschen Pass. "Meine wundervolle Mutter und damit auch meine Muttersprache waren immer prägend für mich. Ich bin glücklich, dass ich nun diesen Ausweis habe", sagte er damals. Quelle: KNA

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | MDR SACHSENSPIEGEL | 30. März 2024 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

DanielSBK vor 4 Wochen

Schön, dass man Terence Hill und Bud Spencer (noch) nicht gecancelt hat!!

In den Filmen konnten Männer noch Fleisch essen, furzen und sich prügeln und auch mal ein Auge auf das schöne Geschlecht werfen... auch hießen die Indianer Indianer und es gab auch schwarze Schauspieler z.B. als Piraten mit Papagei auf der Schulter - dazu die total witzigen Dialoge/Synchro von Rainer Brandt...

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