Kultur im ländlichen Raum Zukunft für Projekt X-Dörfer nach Landtagswahl in Sachsen ungewiss
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01. Oktober 2024, 08:10 Uhr
Der Freistaat Sachsen fördert seit rund zwei Jahren mit dem Projekt X-Dörfer Kulturinitiativen im ländlichen Raum. Besonders Theaterprojekte in Orten abseits der großen Städte wurden so untersützt. Doch nach der Landtagswahl und der schwierigen Regierungsbildung in Sachsen ist unklar, wie und ob es weiter geht. Die Projektmacher haben sich zu einer Bestandsaufnahme getroffen.
- Bei einem Treffen in Dresden haben in der Kultur Aktive eine Bestandsaufnahme zum Projekt X-Dörfer gemacht, mit dem kulturelle Initiativen auf dem Land gefördert werden.
- Ziel von X-Dörfer ist mittelfristig die Eigenständigkeit der Kulturprojekte.
- Es gibt bei X-Dörfer Projekte zu Tanz, Literatur oder Musik, jedoch sind Theaterprojekte besonders häufig vertreten.
Seit etwa zwei Jahren fördert der Freistaat Sachsen mit dem Programm X-Dörfer kulturelle Basisinitiativen in Dörfern und Kleinstädten. Es läuft allerdings zum Jahresende aus, eine Fortsetzung ist wegen der schwierigen Regierungsbildung ungewiss.
200.000 Euro gibt das Land Sachsen bislang jährlich an diese ländliche Kulturförderung. Zur Koordination werden davon auch drei halbe Stellen in Dresden finanziert. Aus logistischen Gründen sollen die Projekte deshalb im Umkreis von 60 Kilometern um die Landeshauptstadt liegen. Profis können die Vereine aber auch aus ihrem Projektbudget honorieren.
Ländlicher Raum ist für Kultur kein Niemandsland
Ein Treffen von zwanzig Projekten in Dresden illustrierte jüngst die Erfolge von X-Dörfer. Die heitere Stimmung und der angeregte Austausch bei dieser Zusammenkunft im Dresdner Staatsschauspiel Ende September deutete nicht auf die oft kolportierte Problemzone Ländlicher Raum hin.
Die Kulturwissenschaftlerin und Regisseurin Miriam Tscholl, die bis 2019 zehn Jahre die Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels leitete, stört dieses Negativimage ohnehin. Sie hatte die Idee entwickelt, vorhandene kleine, lokale Kulturinitiativen künstlerisch-professionell und mit einer Startförderung zu unterstützen.
X-Dörfer soll kulturelle Eigeninitiative stärken
Die ersten vom Programm X-Dörfer unterstützten kulturellen Start-Up's gehen nun schon ins dritte Jahr. Andere bestanden bereits länger, erhielten aber durch X-Dörfer einen Schub. Als kulturelle Missionierung dürfe das Programm nicht missverstanden werden, erklärt Tscholl. Ein Kern von Aktiven mit eigenen Vorstellungen müsse vorhanden sein und könne einen Antrag stellen.
Möglichst bald auf eigenen Füßen stehen
Ziel von X-Dörfer ist zudem eine möglichst baldige Entlassung der Geförderten in die Selbständigkeit. Als Muster darf der Verein "Sandsteinspiele" gelten. Weit vor X-Dörfer, zu Tscholls Bürgerbühnenzeiten, ging sie mit dem Landschaftstheater-Spektakel "Der Fall aus dem All" nach Reinhardtsdorf-Schöna in die Sächsische Schweiz. Etwa sechzig Bürger spielten mit.
Als sich Dresden nach zwei Jahren zurückziehen musste, ging die Saat auf. Die Enthusiasten gründeten selbst einen Verein in Bad Schandau, kümmerten sich bei der Kulturstiftung um Förderung und setzten die Reihe der Inszenierungen bis heute fort.
Tanzkurse auf eigenem Grundstück
Unweit von Bad Schandau, in Kleinhennersdorf, macht auch die Heymannbaude wieder von sich reden. Zu DDR-Zeiten ein Ferienheim, von der Treuhand privatisiert, stand sie ein Jahrzehnt lang leer. Beim Treffen in Dresden berichteten Torsten Haubold und seine Gefährtin stolz vom günstigen Kauf des Grundstücks. "X-Dörfer hat uns den Impuls gegeben, nicht länger auf eine Renovierung zu warten, sondern anzufangen!" Vor allem der Saal im DDR-Design wird für Tanzkurse genutzt.
X-Dörfer hat uns den Impuls gegeben, nicht länger auf eine Renovierung zu warten, sondern anzufangen!
Theater dominieren bei X-Dörfer
Die zwanzig bei dem Dresdner Treffen vorgestellten Projekte reichen vom Kulturcafé über Ferienworkshops, Tanz und Musik bis zum Literaturzirkel. Die Schreibwerkstatt Pirna mit etwa siebzig Teilnehmern dürfte wahrscheinlich das bekannteste X-Dörfer-Projekt sein.
Das Theater aber dominiert eindeutig, sogar am Sitz des Mittelsächsischen Theaters in Freiberg. Die "Bürger ohne Bühne" wurden manchmal belächelt und standen im Schatten der Profis. Mittlerweile aber spricht Eike Köhler von einem Qualitätssprung – auch dank professioneller Unterstützung durch X-Dörfer.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. September 2024 | 17:10 Uhr