Nazi-Verbrechen Schüler sammeln Spenden für Stolperschwelle in Wermsdorf

14. Dezember 2023, 12:51 Uhr

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Zwanzig Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums Oschatz haben am Mittwoch Spenden für eine Stolperschwelle gesammelt. Das teilte der Verein Erich-Zeigner-Haus mit. Die Gedenkplakette soll in Wermsdorf an die im Schloss Hubertusburg während der Naziherrschaft ermordeten Menschen erinnern. Anders als ein Stolperstein, der an einzelne Opfer der NS-Diktatur erinnert, widmen sich Stolperschwellen dem Schicksal von ganzen Personengruppen. Wie Projektleiter Henry Lewkowitz sagte, sprechen die Jugendlichen gezielt Bürgerinnen und Bürger an, verteilen Flyer zu dem Projekt und bitten um Spenden.

Eine Schülerin redet auf der Straße mit einem älteren Mann
Am Mittwoch zogen die Schüler durch Oschatz, um Passanten über das Projekt zu informieren und Spenden zu sammeln. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verbrechen wurden totgeschwiegen

"Euthanasie, das ist etwas, was im Unterricht ein bisschen runterfällt, weil der Stundenplan so straff ist, auch bei uns in der 12. Klasse. Deswegen denke ich, dass es wichtig ist, sich außerhalb der Schule hinzusetzen", erklärte eine Schülerin, warum sie sich in dem Projekt engagiert. Ein Mitschüler ergänzt: "Ich denke, es ist einfach in der Bevölkerung hier nicht verankert, weil es totgeschwiegen wurde. Daher ist es wichtig, das ins Gedächtnis der Menschen zu holen."

Nach Angaben des Thomas-Mann-Gymnasiums waren die Schülerinnen und Schüler vor einem Jahr durch einen Vortrag des Erich-Zeigner-Haus e.V. auf das Thema aufmerksam geworden. Für sie sei es unfassbar gewesen, dass dieses Unrecht in der näheren Umgebung begangen wurde.

Erinnern gegen das Vergessen

"Zwischen 1933 und 1943 diente die Landesheil- und Pflegeanstalt dazu, in einem Netz von verschiedenen Zwischenanstalten mindestens 1.700 Menschen in andere Tötungsanstalten zu deportieren. In der Hubertusburg selbst wurden Menschen durch stille Euthanasie umgebracht, also durch Mangelernährung und falsche medizinische Versorgung", sagte Lewkowitz und fügte an: "Die Schüler sollen und wollen sich daran erinnern, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen."

Die Stolperschwelle kostet etwa 1.750 Euro. Sie soll im Mai 2024 vor dem Haupteingang der heutigen Klinik für Psychatrie und Psychotherapie im Schloss Hubertusburg verlegt werden.

MDR (sth/kgr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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