Clemens-Meyer-Premiere-Buch 3 min
Clemens Meyer las am Mittwochabend zum ersten mal vor Publikum aus seinem neuen Buch. Bildrechte: Carmen Laux
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Der Roman gilt jetzt schon als Ausnahmewerk und wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert: "Die Projektoren". Autor Clemens Meyer las am Mittwochabend erstmals aus seinem Buch. Ole Steffen über den Premiereabend:

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"Die Projektoren" So war die Buch-Premiere von Clemens Meyer in Leipzig

29. August 2024, 10:00 Uhr

Erstmals seit elf Jahren erscheint ein neuer Roman des Leipziger Schriftstellers Clemens Meyer. "Die Projektoren" wird vom Verlag als Epos über die Krisen Europas und die Kunst des Erzählens angekündigt. Der Roman, der für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, feierte am Mittwochabend seine Buchpremiere in Leipzig.

Der Schriftsteller Clemens Meyer hat am Mittwochabend seinen neuen Roman in Leipzig vorgestellt, an dem er viele Jahre lang geschrieben hat. "Die Projektoren" ist ein Opus magnum und mehr als 1.000 Seiten schwer.

Vor den gespannten Leserinnen und Lesern gab Meyer im Literaturhaus seiner Heimatstadt diverse Anekdoten zum Besten, sprach über die prägenden Ideen und Charaktere von "Die Projektoren" und auch darüber, dass ihn mitunter Geistesblitze auf der Toilette ereilten. "Ich saß auf dem Deckel und wollte mich gerade vorbereiten – und da kam mir die Idee", schilderte er unter dem Gelächter des Publikums.

Das Buch hat mein ganzes Leben bestimmt – über mehrere Jahre.

Clemens Meyer bei der Buch-Premiere von "Die Projektoren"

Der Schriftsteller Clemens Meyer signiert.
Meyer hat eine eingeschworene Fangemeinde. Bei der Lesung am Mittwochabend war der Saal ausverkauft. Bildrechte: Ole Steffen

Der Entstehungsprozess des langerwarteten Buches sei kein leichter gewesen, macht Meyer klar: "Ich war fertig mit der Gesundheit und mit der Psyche." Er habe die vergangenen zwei Jahre ununterbrochen Tag und Nacht an dem Werk gearbeitet. "Das Buch hat mein ganzes Leben bestimmt – über mehrere Jahre." Insgesamt sieben Jahre seines Lebens seien in den Roman geflossen. Umso erleichterter sei er gewesen, als er realisierte, dass seine Arbeit endlich ein Ende findet.

Montageroman auf den Spuren von Karl May

Der Roman beginnt in der sogenannten Irren-, Heil- und Pflege-Anstalt von Eduard Wilhelm Güntz im Leipziger Osten, die es einst wirklich gegeben hat und die Meyer weiter existierten lässt. Der Roman führt seine Leser und Leserinnen zum Balkanfeldzug der Deutschen Wehrmacht, an die Drehorte der Winnetou-Filme im kroatischen Velebit-Gebirge und zu den Jugoslawien-Kriegen in den 1990er Jahren. Schließlich mischt auch noch eine Gruppe Neonazis aus Dortmund mit. "Die Projektoren" werfen Schlaglichter auf die Krisen und Tragödien Europas.

Buchcover mit Farbflächen, die an Gebirgsverläufe erinnern. Darüber steht: Clemens Meyer - Die Projektoren.
Clemens Meyers neuer Roman steht in der Tradition von William Faulkner und Alfred Döblin. Bildrechte: Fischerverlage

Was klingt, als könne es niemals zwischen zwei Buchdeckel passen, bewältigt Meyer in Form der Montage: Er sammelt Geschichten ein, schiebt Zeitebenen vor und zurück, stapelt Episoden übereinander – solange, bis sich ein Bild des Großen und Ganzen zusammenfügt. "Das geht auch nur mit einem Montageroman", bekräftigt Clemens Meyer. Nicht alles hänge mit allem zusammen, aber manches mit manchem, sagt der Autor am Premiereabend über sein Werk.

Als Inspirationen nennt Meyer William Faulkner, James Joyce oder Alfred Döblin. Außerdem ist Meyer vom sächsischen Schriftsteller-Kollegen Karl May faszioniert: Von seinem Begrüßungsgeld, so erzählt man sich, soll der blutjunge Meyer 20 May-Bücher erworben haben, der Band zu fünf D-Mark. Im Roman taucht der Hochstapler und Märchenerzähler Karl May als "Dr. May" auf.

Winnetou und sein Freund Old Shatterhand stehen nebeinander, hinter ihnen ist eine Gebirgslandschaft zu erkennen.
Auch der Schauspieler Lex Barker, der Winnetous Freund Old Shatterhand gespielt hat, hat im Roman einen Auftritt. Bildrechte: IMAGO / United Archives

Nominiert für den Deutschen Buchpreis

Unter den Hauptfiguren, deren Geschichte sich durch dass ganze Buch zieht, sticht der Cowboy besonders heraus. Er ist als halbes Kind Meldegänger bei den Tito-Partisanen, wird nach dem Krieg aber auf "Titos Hawaii", eine kroatische Gefängnisinsel, gesperrt und nach dem Ungarn-Aufstand 1956 zu Verbannung im Velebit begnadigt. Insgesamt ist der Krieg, "der gebrochene, verletzte, für ideologische Sumpfblüten anfällige Männer anzieht", das Grundmotiv dieses Romans, ordnet MDR KULTUR-Kritiker Nils Kahlefendt in seiner Besprechung ein.

Der Märchenerzähler Clemens Meyer hat einen magischen, sprachgewaltigen Roman-Koloss hingestellt, der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht.

MDR KULTUR-Kritiker Nils Kahlefendt
Clemens Meyer "Die Projektoren" (Buchumschlag und Autorenfoto) 4 min
Autor von "Die Projektoren": Clemens Meyer. Bildrechte: S. Fischer Verlag
4 min

Clemens Meyer hat mit "Die Projektoren" den ersten Roman seit elf Jahren vorgelegt und ist damit für den Deutschen Buchpreis nominiert. MDR KULTUR-Kritiker Nils Kahlefendt stellt ihn vor.

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Mit "Die Projektoren" habe Clemens Meyer einen "magischen, sprachgewaltigen Roman-Koloss hingestellt", urteilt Kahlefendt, "der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht". Wie schon der Vorgängerroman "Im Stein" ist auch "Die Projektoren" für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Weitere Informationen zum Roman und zur Buchpremiere

Clemens Meyer
"Die Projektoren"
S. Fischer Verlag

1.056 Seiten, gebunden
36 Euro

ISBN: 978-3-10-002246-2

Quellen: MDR KULTUR (Nils Kahlefendt); Deutsche Presse-Agentur
Redaktionelle Bearbeitung: td, tis

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 29. August 2024 | 07:40 Uhr

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