Museen Lockt freier Eintritt wirklich mehr Menschen in Museen?
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12. Januar 2024, 05:00 Uhr
Leipzig will mehr Menschen den Zugang zu Kultur ermöglichen: Seit Anfang des Jahres ist der Eintritt in die ständigen Ausstellungen der Museen kostenlos. Bei ausgewählten Veranstaltungen der Oper und Theater zahlt jeder nur so viel, wie man kann. Aber bringt das der Kultur wirklich mehr Besucher?
- Studien zeigen: Kostenlose Angebote locken meistens die Menschen in Museen & Co., die ohnehin schon gerne hingehen.
- Was die Besucher freut, kostet die Museumsbetreiber viel Geld.
- Eine Alternative ist die "Pay what you want"-Variante.
Kostenloser Zugang zu Gemäldesammlungen, Skulpturen, historischen Zeugnissen – die Stadt Leipzig hofft so, mehr Menschen in die Museen zu locken, erklärt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke: "Aber was uns wichtiger ist, ist, dass vor allen Dingen noch andere Menschen in die Museen finden, als die, die bislang schon gekommen sind. Weil es uns im Kern darum geht, dass Museen als Orte des Aufenthalts, des Wohlfühlens, als erweitertes Wohnzimmer der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt verstanden werden."
Studien zeigen: Kostenlose Angebote machen Museumspublikum nicht diverser
Tatsächlich kommen durch kostenlose Angebote zwar mehr Menschen in die Museen – allerdings meist die, die ohnehin schon gerne ins Museum gehen. Das zeigen verschiedene Studien aus der ganzen Welt.
Diverser wird das Publikum dadurch in der Regel nicht, erklärt Tibor Klimend, Professor für Medien- und Kulturmarketing an der rheinischen Fachhochschule in Köln. "Gegenüber dem Museumsbesuch gibt es eine ganze Reihe von Hürden, die die Menschen abhalten, zu kommen. Das sind Dinge wie: das Angebot ist zu unbekannt, fehlende finanzielle Mittel, abgelegen, man fühlt sich dort fremd, die Ausstellungen interessieren einen nicht, man hat niemanden, der mitgeht und und und." Unter diesen zahlreichen Hürden sei der Eintrittspreis nur eine Hürde. Auch wenn diese eine Hürde wegfalle, seien die anderen Hürden noch weiterhin wirksam.
Freier Eintritt kostet die Museumsbetreiber viel Geld
Zudem ist ein freier Museumseintritt zwar toll für die Bürger, aber teuer für den Museumsbetreiber. Allein durch die entfallenen Eintrittsgelder belaufen sich die Kosten auf rund 500.000 Euro. Doch das sei etwas, was sich die Stadt leisten wolle, sagt Skadi Jennicke von der Stadt Leipzig: "Es kostet Geld – Geld, das der Stadtrat den Museen zusätzlich zur Verfügung gestellt hat. Es ist nicht nur der Eintritt, der nicht erhoben wird, es sind auch erhöhte Kosten bei der Bewachung und Reinigung. Wir haben in den Eingangsbereichen der Museen auch kleinere bauliche Veränderungen vorgenommen. Und wir haben eine große Imagekampagne gestartet, die auch Geld kostet, um die Menschen überhaupt darauf aufmerksam zu machen."
Gerade letzteres sei ganz wichtig, um so eine Aktion erfolgreich zu machen, sagt Wissenschaftler Kliment. Schwierig könnte es dann noch einmal werden, wenn der Eintritt in Museen irgendwann wieder kostenpflichtig würde: "Dann fallen die Besucherzahlen zunächst mal in ein Loch. Das ist immer so."
Finanziell stabiler ist da ein anderes Modell, welches die Stadt Leipzig derzeit testet: Opern- und Theaterveranstaltungen, bei denen nur das gezahlt wird, was man kann: "Pay what you want" Kliment meint dazu: "Interessanterweise ist es sehr häufig so, dass bei diesem Modell kaum Umsatzausfälle zu verzeichnen sind. Also, die Leute bezahlen tatsächlich mehr oder weniger das, was sie auch bei einem Eintritt bezahlt hätten." Wahrscheinlich werden also die Angebote der Leipziger Museen und Theater mehr Besucher anziehen. Allerdings vor allem die, die sich eh schon für Kultur begeistern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Januar 2024 | 06:53 Uhr