
Technisches Rathaus Neustart für Bauruine: Leipzig baut Verwaltungszentrum am alten Standort
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25. April 2024, 15:24 Uhr
Vor 15 Jahren zog das Technische Rathaus drei Straßenbahnhaltestellen weiter in einen Neubau an der Prager Straße. Seitdem steht das ehemalige Gebäude leer. Der geplante Wohnungsbau der Berliner Adler Group ruht seit vier Jahren. Ende 2023 kam Bewegung in die Baustelle: Die Stadt Leipzig kündigte an, das Gebäude zu kaufen. Nun hat der Stadtrat darüber entschieden.
- Das ehemalige Technische Rathaus soll zu einem Verwaltungszentrum werden.
- Der Ankauf des Grundstücks kostet rund 27 Millionen, der Abriss weitere 11 Millionen, für den Neubau sind rund 250 Millionen Euro veranschlagt.
- Die Stadt plant, rund 65 Prozent der Arbeitsplätze in städtischem Eigentum unterzubringen und dadurch Miete zu sparen.
Die Stadt Leipzig plant ein neues Verwaltungszentrum an alter Stelle: Das ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße 20-28 soll zu einer modernen Behörde umgebaut werden. Kosten des Neubaus: Rund 250 Millionen Euro. Die Berliner Adler Group wollte auf dem rund 19.500 Quadratmeter großen Grundstück ursprünglich 300 Wohnungen errichten. Doch seit vier Jahren steht die Baustelle still. 2019 hatte es einen Brandanschlag auf einen Baukran gegeben.
27 Millionen für Grundstück und Rohbau
Nun habe man sich auf einen Kaufpreis geeinigt, heißt es aus dem Rathaus: "Der Erwerb von Grundstück und Gebäuderest für rund 27 Millionen Euro wurde in den vergangenen Wochen umfassend geprüft. Neben dem Kauf ist der zeitnahe Abriss des Rohbaus und die Planung des Verwaltungszentrums Planen, Bauen und Umwelt beabsichtigt", teilte die Stadt mit.
Verwaltungszentrum in Innenstadtnähe
Hintergrund ist der ablaufende Mietvertrag im derzeitigen Sitz des Technischen Rathauses in der Prager Straße 118 bis 136. Dieser endet im Dezember 2029. Der Neubau hätte den Vorteil, wichtige Ämter in Innenstadtnähe an einem Ort zu vereinen, so Oberbürgermeister Burkhard Jung: "Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern zentrumsnah und an einem Ort Verwaltungsdienstleistungen anbieten. Und wir wollen einen städtebaulichen Missstand beseitigen, das Grundstück neugestalten und modern bebauen."
Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern zentrumsnah und an einem Ort Verwaltungsdienstleistungen anbieten.
Zustimmung gibt es von der CDU. "Aus unserer Sicht ist es das Wichtigste, dass das derzeitige Gerippe abgerissen wird, um einen Neubau der Verwaltung zu errichten", sagte der Fraktionsvorsitzende Michael Weickert MDR SACHSEN. "Die Stadt braucht das, um Mietverträge an anderer Stelle zu kündigen und ein zentrales Gebäude an sehr zentralem Standort zu errichten."
Abriss und Neubau geplant
Der Abriss würde rund 11 Millionen Euro kosten. Ein kompletter Neubau wäre dennoch die kostengünstigere Variante, heißt es aus dem Rathaus. Den seit vier Jahren ruhenden Ausbau fortzusetzen, sei auch statisch nicht möglich, sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg dem MDR: "Das Gebäude ist für eine Büronutzung nicht geeignet. Die Deckenhöhen stimmen nicht. Der Rohbau ist dem Wetter ausgesetzt. Das würde nicht funktionieren. Die beste Variante wäre, es abzureißen und neu zu bauen." Grüne und Linke stehen dem geplanten Abriss aus klimapolitischen Gründen sehr skeptisch gegenüber. Die Grünen sprachen sich für eine statische Prüfung aus und stimmten gegen einen Abriss. Die Linke stimmte schließlich zu, unter der Voraussetzung, dass das freigesetzte CO2 kompensiert wird.
Wohnungen stehen nicht zur Diskussion
Die Alternative, in dem Gebäude an der Prager Straße Wohnungen zu schaffen, wie es der derzeitige Eigentümer ursprünglich vorhatte, sieht der Plan der Stadt nicht vor. Mit dem Neubau des Verwaltungszentrums sieht Michael Weickert die Möglichkeit, auf dem städtischen Grundstück an der Semmelweißstraße neuen Wohnraum zu schaffen. Das könnte durch die die kommunale Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) realisiert werden. Das Grundstück war ursprünglich für das Verwaltungsgebäude vorgesehen.
Miete sparen durch Eigentum
Ankauf, Abriss und Neubau seien eine hohe Investition, so Stadtsprecher Hasberg, aber im Vergleich zu den Mietzahlungen sinnvoll. Derzeit seien viele Ämter der Stadt in angemieteten Räumen untergebracht. Der Ankauf entspreche der vom Stadtrat beschlossenen Strategie, rund 65 Prozent der Arbeitsplätze in städtischen Eigentum unterzubringen – derzeit sind es etwa 35 Prozent.
MDR (ltt)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 25. April 2024 | 06:30 Uhr