Zwei Männer an einem Schreibtisch zur Musikproduktion
Die beiden Köpfe von Antlitz schauen sich ins Gesicht. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Musikprojekt Antlitz aus Regis-Breitingen beste Popband des Jahres 2022

26. Dezember 2022, 16:33 Uhr

Vom kleinen Soundstudio in Regis-Breitingen im Landkreis Leipzig auf die große Musikpreisbühne: So lässt sich der bisherige Werdegang des Bandprojekts Antlitz beschreiben. Denn sie haben zum zweiten Mal in Folge den Rock-Pop-Preis abgeräumt - als einzige Band aus Sachsen. Irgendwo zwischen aussagekräftigen Texten und viel elektronischen Beats liegt ihr Geheimnis. MDR SACHSEN ist auf Spurensuche gegangen.

"Es ist wie eine Maske, doch ich setze keine Zeichen", heißt es im Songtext der Single "Still Stehen". Darin könnte auch ein Verweis auf den Namen verborgen liegen: Antlitz - das ist das Musikprojekt von Daniel Müller und Christopher Schiller aus Regis-Breitingen bei Borna. Antlitz ist ein Synonym für das Gesicht. "Außerdem sollte der Name mit dem Buchstaben 'A' beginnen, damit er gleich am Anfang steht", gaben die beiden im Gespräch mit MDR SACHSEN zu.

Seit mehr als drei Jahren auf der Überholspur

Mit knapp 14.000 Followern bei Instagram, mehr als 125.000 Aufrufen der Single innerhalb von sechs Monaten bei YouTube und mittlerweile drei Musikpreisen in der Tasche können sich die beiden sehen lassen. "Wir wurden auf der Straße und im Supermarkt in Regis erkannt und von den Menschen beglückwünscht", erzählt Chris über die jüngsten Erfolge des Mitte 2019 gegründeten Musikprojekts.

Bereits 2021 haben Antlitz beim 39. Rock- und Pop-Preis gewonnen. Der Preis wird vom Deutschen Rock & Pop Musikerverband ausgerichtet. Im Dezember 2022 haben sie noch eins draufgesetzt und sind sogar mit zwei Preisen zurückgekommen: als "beste deutsche Elektropopband" und als beste Pop-Band 2022 mit ihrem Song "Still Stehen".

Bei der Preisverleihung in Siegen sei Daniel Müller durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen, sagt er: "Erst waren es acht Stunden Angst und Zittern. Als dann klar war, dass wir ausgezeichnet werden, war es ein geniales Gefühl", sagt der Sänger und Manager. Leider habe er Antlitz allein vertreten müssen, weil Chris krankheitsbedingt nicht mitkommen konnte.

Antlitz: Freundschaft und musikalische Partnerschaft

Wenn die beiden von diesen bisherigen Highlights erzählen, ist der Zusammenhalt spürbar. Die beiden sind Freunde und musikalische Partner, auch wenn sie ein Altersunterschied und der private Musikgeschmack trennt. "Wir haben uns zusammengefunden, weil wir so unterschiedlich sind", ist sich der 46-jährige Daniel sicher.

Chris ist 27 Jahre alt und kommt aus dem Bereich dunkler Techno und Hard-Dance. Musik zu produzieren, hat er sich seit seinem 14. Lebensjahr selbst beigebracht. Daniel dagegen hat viele Jahre in Rock-Formationen gespielt. Privat liebt er Hardrock von Motörhead und Volbeat.

Wie die Beats und die Texte zusammenfinden

Ihre Texte erzählen Geschichten aus dem Alltag. "Die Songs sollen einen Sinn haben", sagen sie. "Still Stehen" handele beispielsweise vom Ausbrechen. Doch erst entsteht die Musik und danach der Text. Die Melodiefindung passiert entweder in Chris' Kopf oder gemeinsam mit Daniel an der Gitarre.

Danach geht es meist an die elektronischen Regler und verschiedene Beats werden neben- und übereinandergelegt. Die Entwicklung eines Songs und die Produktion dauern manchmal ein paar Wochen, andere Male ein paar Monate. Das Mastering lagern sie mittlerweile aus, erzählen die beiden.

Wir wollen Musik produzieren, die Spaß macht und die einmalig ist.

Daniel Müller & Christopher Schiller Antlitz

Festivals, Streaming und Pläne für 2023

Beide wohnen in Regis-Breitingen und wollen hier Kultur bieten. Dafür haben sie für 2023 spannende Pläne, mit denen sie im Frühjahr an die Öffentlichkeit gehen wollen. Immerhin haben sie verraten, dass sie Musikerinnen und Musikern, die touren, einen professionellen Platz für ein Live-Set bieten wollen an einem Ort, wo sie sonst vorbeifahren würden. "Wir sind stolz, dass wir aus der Provinz kommen", sagte Daniel, dem die Vernetzung innerhalb der Musikwelt wichtig ist.

Maximal fünfmal im Jahr treten Antlitz live auf und dann am liebsten auf Festivals, die sich irgendwo im Techno-Bereich einordnen. Außerdem bauen sie auf Aufrufe ihrer Songs bei Musikplattformen und in den sozialen Medien. "CDs - das ist nicht mehr", weiß Chris.

Musikstil offen für Interpretationen

Viele haben es schon versucht, aber so richtig lässt sich die Musik von Antlitz schwer auf einen Musikstil festlegen. Die Aussage "Ihr klingt ja wie..." lässt sich nicht treffen. Sie wollen Musik produzieren, die Spaß macht und einmalig ist. Ihr Geheimnis scheint auf der einen Seite bei aussagekräftigen Texten und mystischen Klängen zu liegen, auf der anderen Seite hat jeder Song auch härtere rockige Anleihen, die in dunkle und schnelle Elektro-Beats übergehen und dabei trotzdem nicht in Gothic abdriften.

Auf die Frage, mit welchen von den ganz Großen in der Branche sie einmal zusammenarbeiten oder ein Bier trinken würden, antworten Daniel und Chris - wie erwartet - unterschiedlich. Für Chris wären es die Berliner Rapper K.I.Z, für Daniel das norwegische Duo Da Tweekaz.

MDR (sme)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 03. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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