Integration Syrer in Leipzig in Warteschleife für Einbürgerung

19. November 2022, 10:25 Uhr

Deutsche oder Deutscher werden, das ist aktuell in Leipzig mit langen Wartezeiten verbunden. Die Stadt hat einen Antragsstau für Einbürgerungen, der bis Anfang 2021 zurückreicht. Der Grund: Die Behörde ist überlastet. Der Syrer Aboud Kabbani wartet seit eineinhalb Jahren auf einen Beratungstermin. Und das ist nur der Startpunkt für das Einbürgerungsverfahren.

Leipzig ist aktuell eine der deutschen Großstädte mit den längsten Wartezeiten für die Einbürgerung. "Wir haben einen Antragsstau und bearbeiten jetzt die Fälle von Anfang 2021. Das ist kein befriedigender Zustand", sagt der Leipziger Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die Geflüchteten aus der Ukraine binden Personal. "Wir wollen Personal nachsteuern und im nächsten Jahr wieder spürbar mehr Anträge bearbeiten", so Rosenthal weiter.

Ein Leben in Leipzig aufgebaut - Warten auf Termin seit 20 Monaten

Aboud Kabbani ist 2015 als Geflüchteter in einem Schlauchboot von der Türkei aus über Griechenland nach Deutschland gekommen. Jetzt lebt er in Leipzig und hat sich in den vergangenen Jahren ein Leben aufgebaut: Er spricht gut Deutsch, hat einen Job, eine Wohnung, er erfülle alle Voraussetzungen für eine Einbürgerung. "Ich habe im März 2021 eine Anfrage für einen Beratungstermin gestellt, doch noch keine Antwort erhalten", sagt der gebürtige Syrer.

Nachfragen bei der Behörde seien sinnlos. Er müsse auf eine E-Mail warten, heißt es. So wartet Kabbani jetzt seit 20 Monaten auf einen Beratungstermin. Nach diesem geht das Einbürgerungsverfahren erst los. Das Verfahren werde dann auch noch einmal mindestens neun Monate - wenn nicht länger - dauern.

Ein Mann hält bei einer Einbürgerungszeremonie eine Einbürgerungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland in der Hand.
Die Einbürgerungsurkunde steht am Ende eines langen Verfahrens, das derzeit für viele Antragstellende länger dauert als üblich. Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Deutsche Staatsbürgerschaft würde Sicherheit geben

Aktuell hat Kabbani eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis. Ein deutscher Pass gäbe ihm Sicherheit und Freiheit. Würde Syrien wieder als sicheres Land gelten, müsste er zurück. "Man hat immer Angst vor Abschiebung. Ich könnte vielleicht meine Familie in einem Drittland treffen, das ist jetzt unmöglich. Ich habe meine Geschwister seit sieben Jahren nicht gesehen und das könnte für meine Approbation hilfreich sein", sagt er. Kabbani ist eigentlich Apotheker. Seine Eltern und Geschwister leben unter Kriegszuständen in Damaskus.

Probleme auch mit anderen Behörden

Auch an anderen Behördenfronten hat Kabbani zu kämpfen, beispielsweise um die Zulassung als Apotheker in Deutschland. Seit 2017 engagiert er sich dafür, seit drei Jahren auch gerichtlich. Nun wurde ihm eine Prüfung für eine deutsche Approbation zugesagt. "Der Richter hat jetzt entschieden, dass ich einen Termin kriege, ich habe immer noch keinen Termin", sagt er ernüchtert. Selbst beim Standesamt habe es Probleme gegeben: Seit Anfang November ist Kabbani mit einer Leipzigerin verheiratet und beide haben einen sieben Monate alten Sohn.

Auch in anderen Regionen Mitteldeutschlands kommt es aktuell zu erheblichen Wartezeiten bei Einbürgerungen - so auch in Sachsen-Anhalt. Dort ist die Landeshauptstadt Magdeburg trauriges Schlusslicht.

MDR (sme)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 19. November 2022 | 19:00 Uhr

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