Impfstoff gegen Omikron Zahl der Corona-Impfungen steigt sprunghaft - aber nur der zweite Booster

23. Oktober 2022, 15:00 Uhr

Seit der Corona-Impfstoff gegen neue Omikron-Varianten angeboten wird, steigt die Zahl der Impfwilligen in Thüringen wieder. Allerdings lassen sich fast ausschließlich Menschen immunisieren, die schon geboostert sind und sich jetzt zum vierten Mal impfen lassen.

Die Zahl der Impfungen gegen das Coronavirus ist in Thüringen in den vergangenen zwei Wochen deutlich gestiegen. Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ließen sich im September wöchentlich noch 3.000 bis 4.000 Menschen immunisieren. Mit Einführung des angepassten Impfstoffs an die Varianten BA.4 und BA.5 Ende September verdoppelte sich die Zahl. Mitte Oktober ließen sich binnen sieben Tagen bereits über 10.000 Menschen in Thüringen gegen das Coronavirus impfen.

Der starke Anstieg ist nahezu auf Viertimpfungen zurückzuführen: Deren Anteil an allen Impfungen betrug Mitte Oktober fast 90 Prozent. Die Zahl der Erst- bis Drittimpfungen stieg dagegen kaum oder nur geringfügig. Mit anderen Worten: Wer schon geboostert ist, holt sich gegenwärtig oft auch die vierte Impfung. Wer sich bisher nicht hat impfen lassen oder maximal Erst- und Zweitimpfung hinter sich hat, lässt es eher bleiben.

Mehr Impfungen bei Hausärzten als in den Impfzentren

Neben den 16 Impfzentren in Thüringen bieten viele Hausärzte und medizinische Versorgungszentren den Piks gegen das Coronavirus an. Diese ordern ihren Impfstoff selbst. Dem Thüringer Gesundheitsministerium zufolge werden in den Praxen niedergelassener Ärzte mittlerweile 70 Prozent der Impfungen durchgeführt.

Auch wenn laut Statistik die Impfbereitschaft zunimmt, herrscht dort nicht überall der Eindruck, dass sich mehr Menschen impfen lassen - oder dass es gemessen an der Patientenzahl eben doch recht wenige sind. Nach wie vor zählt Thüringen zu den Bundesländern mit der geringsten Impfquote.

Ein Sprecher der ambulanten medizinischen Versorgung Kielstein, die mit 40 Standorten eines der großen Häuser ist, sagt: "Exemplarisch für unseren Großstandort Polyklinik in Erfurt mit rund 20.000 Patienten im Quartal lässt sich sagen, dass die Nachfrage mit circa 80 Impfungen am Tag derzeit recht gering ist."

Ähnlich sieht es in der ländlichen Region aus. In der kleinen Praxis von Stefan Grollmisch in Lauscha sei die Impfbereitschaft für eine Corona-Impfung kaum spürbar, teilte er MDR THÜRINGEN mit. Weit mehr Patienten kämen wegen einer Grippeschutzimpfung.

Betreuung und Beratung der Patienten wichtig

In Südthüringen und Oberfranken hat das Facharztzentrum Sonneberg-Coburg insgesamt fünf Standorte. Dessen ärztlicher Leiter und geschäftsführender Gesellschafter Christian Franke spricht von einer leichten Zunahme der Impfanfragen. Entscheidend für die Impfbereitschaft, sagt er, seien aber nicht nur hohe Inzidenzen oder neue Impfstoffe, sondern stetige Beratung und Betreuung der Patienten.

"Wir überprüfen immer wieder den Impfstatus und sprechen Empfehlungen aus", sagt Franke. Viele Patienten mit Risikofaktoren seien daraufhin geboostert worden. Bei der Einordnung der Impfzahlen müsse auch berücksichtigt werden, dass sich viele Menschen in den vergangenen Monaten infiziert haben und sich daher jetzt noch nicht impfen lassen sollten.

Nach überstandener Covid-Infektion sollte laut Ständiger Impfkommission (Stiko) ein Abstand von drei Monaten zur nächsten Impfung eingehalten werden. Allgemein empfiehlt die Stiko eine Auffrischungsimpfung mit einem Omikron-Impfstoff Menschen ab 60, Bewohnern und Personal in Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen sowie besonders gefährdeten Personen.

Corona-Impfungen mit und ohne Termin

Einen Impftermin bekämen Patienten in dem Südthüringer Facharztzentrum zeitnah, mitunter noch am nächsten Tag. Franke empfiehlt, sich zeitgleich eine Grippeschutzimpfung geben zu lassen. Das sei in Kombination mit der Corona-Impfung "sehr gut möglich". In anderen Praxen klappt es teilweise auch ohne Impftermin, wie an den Kielstein-Standorten oder bei Stefan Grollmisch in Lauscha. Auch in den Impfzentren kann sich mit als auch ohne Termin eine Impfung abgeholt werden.

Öffnungszeiten der Impfzentren
Wochentag Öffnungszeit mit Termin Öffnungszeit ohne Termin
Montag geschlossen geschlossen
Dienstag 08:00 - 13:30 Uhr

(nur Erfurt, Gera und Weimar)
geschlossen
Mittwoch 14:00 - 20:00 Uhr 16:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag 08:00 - 13:30 Uhr

(Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Jena, Suhl und Weimar)
geschlossen
Freitag 14:00 - 20:00 Uhr 16:00 - 18:00 Uhr
Samstag 08:00 - 13:30 Uhr 10:00 - 12:00 Uhr
Sonntag geschlossen geschlossen

Nach Auskunft des Gesundheitsministeriums sind die Zentren in Erfurt, Weimar, Jena oder Gera gut ausgebucht, sodass es zu Wartezeiten kommen kann. In den vergangenen Wochen wurden die Öffnungszeiten erweitert. Termine können nach wie vor über das Thüringer Impfportal gebucht werden. Über das Portal bieten auch zahlreiche Thüringer Hausärzte Termine für eine Corona-Schutzimpfung an. Die Wartezeit liegt je nach Arzt und Impfstoff bei wenigen Tagen bis zu zwei bis drei Wochen. Laut Gesundheitsministerium und den befragten Hausärzten ist ausreichend Impfstoff vorhanden.

Das Land betreibt die 16 Impfzentren regulär noch bis zum Jahresende. Dem Gesundheitsministerium zufolge würde Thüringen die Zentren gerne auch darüber hinaus im neuen Jahr betreiben. Momentan befänden sich Bund und Länder in dieser Frage im Austausch, sodass die weitere Zukunft noch offen ist.

Weniger auf Intensivstationen, mehr auf Normalstationen

In den vergangenen Wochen waren wieder mehr Menschen mit oder wegen Corona im Krankenhaus oder starben in Zusammenhang mit dem Virus. Probleme bereiten den Kliniken Personalausfälle, die einerseits durch Corona, andererseits aber auch durch typisch im Herbst auftretende Erkältungskrankheiten verstärkt werden, wie Chefarzt und Intensivmediziner Raimondo Laubinger vom Zentralklinikum Suhl dem MDR am vergangenen Montag sagte.

Im Vergleich zu vorangegangenen Corona-Wellen berichten Ärzte von viel milderen Krankheitsverläufen ihrer Patienten. So müssten in Suhl jetzt deutlich weniger Patienten auf die Intensivstation. Dafür seien auf den Normalstationen zeitweise zwei Drittel der Patienten positiv getestet worden und müssten isoliert werden. Das sei eine Mehrbelastung für Patienten und Personal und ein Problem, sagte Laubinger.

Helios-Klinik Meiningen kurzzeitig ausgelastet

In Meiningen hat das Helios-Klinikum wegen Überlastung am 12. Oktober gar keine Notfallpatienten mehr aufgenommen. An diesem Tag mussten 70 Patienten mit einer Corona-Infektion sowie weitere Intensivpatienten gleichzeitig betreut werden. Zudem waren viele Beschäftigte auch coronabedingt ausgefallen.

Nach Auskunft der Krankenhaus-Sprecherin hat sich die Lage etwas entspannt. Am Freitag, 21. Oktober, zählte die Klinik demnach 38 Covid-Fälle unter den Patienten, während die Zahl der an Corona erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverändert sei.

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MDR (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Oktober 2022 | 11:00 Uhr

15 Kommentare

Guter Schwabe am 24.10.2022

@Sven Mueller: Interessant auch die Aussage der Pfizer- Direktorin vor den EU Untersuchungsausschuss letzte Woche in Bezug auf die Teststudie zwecks Übertragung des Virus in Verbindung mit dem Impfstoff.

Altmeister 50 am 24.10.2022

Wie ist eigentlich das prozentuale Verhältnis von Geimpften und Ungeimpften von denjenigen, die wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus liegen oder krank geschrieben sind ?
Gibt es da Daten ? Wenn nicht, habe ich nach fast 3 Jahren Corona dafür kein Verständnis. Oder könnte die Veröffentlichung der Daten zur Verunsicherung führen ?

Brigitte Schmidt am 24.10.2022

Zahl der Corona-Impfungen steigt sprunghaft - aber nur der zweite Booster

Wen überrascht das? Das Thema C-Impfung ist, auch dank der an Propaganda heranreichenden Impf-Werbung, derart zu einer Glaubensentscheidung geworden, daß die einmal kritisch-ablehnenden eher noch kritischer werden und die einmal eingestiegenen auch noch verbissener dabei bleiben.
Eine gesunde Debatte ist, nein war noch nie möglich. Absicht?

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