Nach einem Unwetter müssen Fußböden aus einem Haus gerissen und Hausrat entsorgt werden.
Einen großen Teil ihres Hausrats musste Familie M. nach dem Unwetter entsorgen. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Buttelstedt Wie eine Familie durch ein Unwetter ihr Haus verlor und warum es Ärger mit der Versicherung gab

30. August 2023, 15:06 Uhr

Den 15. August 2023 wird Franziska M. aus Buttelstedt im Weimarer Land vermutlich nie vergessen. Es war der Tag, an dem ihr ein Unwetter das Zuhause genommen hat.

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Schon auf dem Heimweg fliegen Franziska M. (der Name ist der Redaktion bekannt) Äste entgegen. Die Gullys können den Regen nicht mehr aufnehmen und sind zum Teil hochgeklappt. Doch als die junge Mutter mit dem Auto in ihre Straße in Buttelstedt einbiegt, ahnt sie Schlimmes.

Aus dem Hoftor kommt ihr das Wasser entgegen. Die Tür ist bereits herausgerissen und fortgespült. Das Haus, am Hang gebaut, ist völlig überflutet. Schlammmassen vom etwa 200 Meter oberhalb gelegenen Feld haben sich den Weg durch den Garten gebahnt, sich in einen reißenden Strom verwandelt und alle Räume geflutet.

Selbst aus den Steckdosen kamen Wasser und Schlamm herausgespritzt. Es ist die Wände runtergelaufen, bis in den Keller.

Franziska M. aus Buttelstedt

Feuerwehrleute pumpen Keller aus

Durch jede Ritze, jedes Fenster und jede Tür kommt der Dreck. "Selbst aus den Steckdosen kamen Wasser und Schlamm herausgespritzt. Es ist die Wände runtergelaufen, bis in den Keller." Franziska M. ruft sofort die Feuerwehr, die den Keller auspumpt. Mit Schneeschiebern versuchen die Feuerwehrleute, den Schlamm zu beseitigen. Auch mit der Versicherung nimmt die junge Mutter sofort Kontakt auf. Gleich am nächsten Tag steht der Berater vor der Tür.

Nach einem Unwetter müssen Fußböden aus einem Haus gerissen und Hausrat entsorgt werden.
Den Schlamm nach dem Unwetter hat Familie M. beseitigt. Nun müssen die Fußböden herausgerissen werden. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Versicherung stuft Haus zunächst als Kleinschaden ein

"Doch der", sagt Franziska M., "schien die Lage zu verkennen. Er hat uns als Kleinschaden eingestuft - das wäre ein Schaden von 6.000 Euro. Das war lächerlich." Dass das nicht stimmen konnte, beweist allein die Tatsache, dass Franziska M. mit ihrem Freund und der dreijährigen Tochter ausziehen musste.

Der Strom funktioniert nicht, die Fußböden sind getränkt mit Schlamm, der inzwischen hart wie Beton geworden ist, und in den Küchenschränken steht das Wasser.

Dank Nachbarn und Freunden: Familie hat neue Wohnung

Innerhalb weniger Tage gilt es, eine Wohnung in der Nähe zu finden. Nachbarn und Freunde sind behilflich. Inzwischen sind die Drei in einer kleinen Wohnung untergekommen. Mitgenommen haben sie nur das Nötigste.

Mit der Versicherung haben sie sich intensiv auseinander gesetzt. "Wir haben inzwischen unseren Berater gewechselt. Der Gutachter hat unseren Schaden hochgestuft und uns viel Hoffnung gemacht. Wir haben eine Elementarversicherung aus DDR-Zeiten. Die wird wohl einen großen Teil des Schadens übernehmen."

Unwetterschäden und entwurzelte Bäume auf einer Straße 11 min
Bildrechte: IMAGO/teamwork

Kollegen nehmen Urlaub, um zu helfen

Doch Geld ist das eine - was jetzt kommt, ist jede Menge Arbeit. Franziska M.s Chef hat sich verständnisvoll und kulant gezeigt. Unkompliziert bekam sie einige Tage frei. Etliche Kollegen haben Urlaub genommen, um die junge Mutter beim Aufräumen zu unterstützen.

Durch ein Unwetter entstandene Schäden in einem Wohnhaus
Die Decke der Küche von Familie M. in Buttelstedt wellte sich nach dem Unwetter am 15. August. Bildrechte: privat

Der große Container vor dem Haus hat sich schnell gefüllt - mit Möbeln, Geschirr, Dekoration und allen möglichen Alltagsgegenständen. Das Haus ist inzwischen leer geräumt und muss komplett neu eingerichtet werden. Der hinzugezogene Sachverständige will ebenfalls noch ein Urteil fällen. Er hat Wände und Mauern untersucht. "Die", hofft Franziska M., "sind nach dem Abtrocknen wenigstens noch in Ordnung."

Seit drei Generationen wohnt ihre Familie schon an Ort und Stelle. Unwetter haben sie schon viele erlebt. "Aber keines mit derartigen Folgen. Ich hoffe, es wird sich baulich etwas tun. Die Bauern sollten nicht den letzten Zentimeter ihrer Felder beackern. Lieber einen Weg lassen oder einen Blühstreifen, auf dem das Wasser versickern kann." Derzeit liegen Sandsäcke zwischen ihrem Grundstück und dem besagten Feld. Doch das kann nicht ewig so bleiben.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 30. August 2023 | 10:40 Uhr

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