Ein weißes Haus von oben.
Das Haus am Horn ist auch von oben bis heute klar erkennbar. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Jubiläum Bauhaus-Vermächtnis: Haus am Horn in Weimar wird 100 Jahre alt

15. August 2023, 12:32 Uhr

Vor 100 Jahren wurde das Haus am Horn zum ersten Mal in Weimar der Öffentlichkeit präsentiert. Ein noch unbekannter Maler entwarf damit die einzige echte Bauhaus-Architektur der Stadt: Auch ein "Laboratorium für die Hausfrau" durfte damals nicht fehlen. Das Jubiläum gibt den Startschuss für die diesjährigen Bauhauswochen in Weimar.

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Das Haus am Horn in Weimar wird am Dienstag 100 Jahre alt. Es ist das einzige Gebäude des Bauhauses, das im Gründungsort der Kunstschule entstand. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde es am 15. August 1923 zur ersten Bauhausaustellung.

Damals wurden dort die Arbeiten der Studentinnen und Studenten präsentiert, mit dem Ziel, ein Magnet für viele Künstlerinnen und Künstler, Intellektuelle und Kunstinteressierte zu sein.

Optimale Raumnutzung für eine Familie

Eigentlich war das Haus am Horn kein Bau für die Ewigkeit. "Versuchshaus" hieß es damals noch und wurde nicht von einem bereits etablierten Architekten entworfen, sondern von einem der jungen Künstler am Bauhaus: Der 27-jährige Maler Georg Muche entwickelte das Haus so, wie er es sich für seine Familie vorstellte.

Es war der Versuch des Bauhauses, architektonisch eine Antwort auf die Fragen zu finden: Wie wollen wir wohnen, wie wenig ist genug und vor allem: wie lässt sich der Raum optimal nutzen? So, dass eine dreiköpfige Familie ein eigenes Haus haben kann. Mit kleinen, aber eigenen Rückzugsorten.

Ein Tisch auf rot, weiß blau gekacheltem Boden.
Ganz klar der Bauhaus-Stil: Erkennbar an der Schlichtheit und Farbenlehre im Raum. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das "Laboratorium der Hausfrau"

Möglichst praktisch sollte es vor hundert Jahren sein, wie Ute Ackermann von der Klassikstiftung Weimar am Beispiel der Küche erklärt: "Die ist insofern auch besonders, da Georg Muche sie als 'Laboratorium der Hausfrau' bezeichnet hat. Also kurze Wege, ganz praktisch eingerichtet, kein Schnickschnack, der einstaubt, den man reinigen muss."

Eine schlichte, weiße Küche.
Alte Rollenbilder: So stellte sich Georg Muche den idealen Ort für seine Frau vor. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Bauzeit betrug nur wenige Monate - aus Kostengründen musste auch beim Material gespart werden. Trotzdem gelang es, das Haus nach dem Ende der Bauhausausstellung zu verkaufen, sodass es jahrzehntelang bewohnt werden konnte. Mit einigen An- und Umbauten überstand es sowohl die Nazizeit als auch die DDR.

Teil des Unesco-Weltkulturerbes

Ab den 1970er-Jahren gab es im Haus wieder öffentliche Veranstaltungen. Auch Georg Muche war Gast und fand die Anbauten gelungen. Seit 2019 ist das Haus am Horn wieder weitgehend im Originalzustand und ein Museum. Es gehört als eine der Bauhausstätten zum Unesco-Weltkulturerbe.

Eine weiße, eckige Hausfassade.
Klare Kante: Das Haus am Horn hat zehn Jahrzehnte überdauert. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Startschuss für die Bauhauswochen

Die Klassikstiftung Weimar und die Bauhaus-Universität erinnern mit den am Dienstag beginnenden Bauhauswochen bis Ende August an das Jubiläum. Bis zum 10. September werden im ganzen Weimarer Stadtgebiet Workshops, Performances, Musik- und Filmevents geboten. Höhepunkt ist die Bauhaus-Parade am 31. August.

MDR (ubo/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 14. August 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Harka2 vor 38 Wochen

Ich finde es immer wieder lustig, dass sich Weimar so sehr mit seiner Bauhausgeschichte versucht zu profilieren. Die Wahrheit ist, dass moderne Künstler 1919 das Bauhaus zwar in Weimar gründeten, als die Weimarer bzw. thüringer Spießbürger aber deren erste nüchternen Produkte 1922 in einer Ausstellung zu sehen bekamen, wurde das Bauhaus zunehmen angefeindet, 1924 kürzte das Land die Zuschüsse um 50% und vertrieb bis 1925 die Architeken und Künstler des Bauhauses endgültig aus der Stadt. Sie organisierten sich in Dessau neu und entwickelten erst dort ihren heute so bekannten Stil.

Weimar und dessen bürgerliche Politiker verstanden sich eher als barocke Residenzstadt, statt als einen Ort, der so radikal mit den alten Traditionen brach und die Funktionalität betonte, wie es das Bauhaus praktizierte. Es gibt Gründe, warum Kleingeister wie Hitler sich in Weimar so wohl fühlten.

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