Andreas Grünwald in seiner neuen Wohnung in Weimar.
Andreas Grünwald glücklich in seiner neuen Wohnung in Weimar. Bildrechte: Conny Mauroner

Weimar Große Hilfsbereitschaft: Schwer Erkrankter zieht in neue Wohnung

07. September 2023, 20:59 Uhr

Der unheilbar erkrankte Andreas Grünwald hat seine neue Wohnung bezogen, die ihm die Wohnungsgesellschaft Weimarer Wohnstätten kurzfristig bereitgestellt hatte.

Ein paar Möbel habe er von Freunden geschenkt bekommen, sagt er. Nur ein Kühlschrank und eine Küche fehlen noch. Deshalb stapelt er seine Lebensmittel aktuell noch auf einer Leiter. Grünwald spricht von einer "Traumwohnung". Das Haus in Weimar-West hat einen Fahrstuhl und ist damit behindertengerecht.

Ich bin überwältigt und zähle die vergangenen Tage zu den glücklichsten meines Lebens.

Andreas Grünwald

Der 67-Jährige leidet an einer Myelofibrose, einer chronischen Erkrankung des Knochenmarkes, die innerhalb von Wochen oder Monaten zum Tod führen kann. Dazu kam bei ihm eine Leukämie - die er schon einmal vor 17 Jahren überstanden hatte.

Provisorisch sind Lebensmittel in seiner neuen Wohnung noch auf einer Trittleiter abgestellt.
Provisorisch sind die Lebensmittel von Andreas Grünwald in seiner neuen Wohnung noch auf einer Trittleiter abgestellt. Bildrechte: Conny Mauroner

Mit leichtem Gepäck ins Hospiz gezogen

Zunächst gaben ihm die Ärzte nach der Diagnose nur noch ein halbes Jahr. Grünwald löste daher seine Wohnung auf, begann seine Wertsachen zu verschenken und suchte sich eine Ruhestätte in einem Friedwald aus. "Dann bin ich mit leichtem Gepäck im Hospiz eingezogen - bereit zu sterben."

Am Ende verließ er das Hospiz, um in einem Wald zu sterben. Aber er rief doch einen Notarzt an - und die Ärzte im Weimarer Hufeland-Klinikum stellten eine neue Diagnose. "Sie sagten, ich könne locker noch ein bis zwei Jahre leben. Das war natürlich eine Freude", erinnert er sich - und an die Sorge, wie er sich nun wieder eine Wohnung und alle andere Habseligkeiten beschaffen musste.

Doch als seine Geschichte bekannt wurde, meldeten sich viele Menschen, die im helfen wollten. Grünwald war tief beeindruckt: "Ich bin überwältigt und zähle die vergangenen Tage zu den glücklichsten meines Lebens", erzählte er.

Was ist eine Myelofibrose? Myelofibrose oder MF ist eine chronische Erkrankung des Knochenmarkes.
Das blutbildende Knochenmark wird durch Bindegewebe ersetzt und zunehmend verfasert. Dabei werden zunächst zu viele rote Blutzellen gebildet, später zu wenige.

Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt. Die Myelofibrose schreitet jedoch stetig voran. Die Erkrankung kann auch akut und damit schnell und heftig verlaufen - und damit innerhalb von Wochen oder Monaten zum Tod führen.

Oft gibt es zu Beginn keine oder nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Gewichtsabnahme.

Pro Jahr erkrankt etwa einer von 100.000 Menschen daran. Es ist damit eine sogenannte "seltene Erkrankung". Sie wird im Schnitt ab 65 diagnostiziert, 90 Prozent sind älter als 46 Jahre. Männer sind häufiger betroffen. https://www.leben-mit-myelofibrose.de

MDR (cma/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 01. September 2023 | 06:10 Uhr

2 Kommentare

SGDHarzer66 vor 33 Wochen

Ich wünsche dem Betroffenen auch alles Gute. Jeder Tag zählt!

Maria A. vor 33 Wochen

Das ist doch mal eine richtig gute Nachricht. Den Hilfsbereiten herzlichen Dank und dem Erkrankten ein kleines Wunder.

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