Elektromobilität Mit 15 Jahren E-Auto fahren - so läuft der Test in Gera

15. Januar 2023, 15:57 Uhr

Begleitetes Fahren ab 17 kennen viele schon. In Gera dürfen Jugendliche seit ein paar Monaten schon mit 15 Auto fahren - kostenlos und elektrisch. Ein Test, wie E-Mobilität bei Schülern und Azubis ankommt. Kurz vor Ende des Projektes gab es nun in Gera Gelegenheit für ein erstes Fazit.

Zielstrebig betritt Carl Colberg das Mieterbüro der TAG Wohnen in Gera-Lusan. Hier ist er mit Chiara Bula und Phil Brosam verabredet. Die beiden Auszubildenden sind seit September bei der TAG verantwortlich für das Kimi-Projekt. Junge Leute wie Carl Colberg können hier einen Elektroflitzer mieten - der Rocks-e von Opel bringt maximal 45 km/h auf die Straße, seine Batterie reicht für etwa 70 Kilometer. Das Ausleihen ist kostenlos. Die Mieterinnen und Mieter müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Außerdem brauchen sie einen Moped-Führerschein und das Einverständnis der Eltern.

Einige kommen sogar aus Erfurt

Initiiert wurde das Projekt von TAG Wohnen gemeinsam mit der Fischer Academy und dem Autohaus Exner in Gera. Der Opel-Händler stellte die beiden Fahrzeuge zur Verfügung, Fahrschule und TAG organisieren den Verleih. "Das ist echt gut angenommen worden", sagt Sarah Zwick, Auszubildende bei der Fischer Academy. "Auch das Feedback der Leute ist super."

Die Tester kamen nicht nur aus Gera. Einige Eltern machten sich mit ihren Sprösslingen sogar aus Erfurt auf den Weg. "Für manche Eltern ist so ein E-Auto die bessere Alternative, denn das kann man im Gegensatz zum Moped das ganze Jahr fahren", sagt Ingo Süß aus Gera, der seinen Sohn allerdings erst von einer Testfahrt überzeugen musste. Denn für manchen Jugendlichen steht das Fahren mit den Kultmopeds von Simson immer noch an erster Stelle.

Ohne Eltern im Auto auf die Straße

Andere sind neugierig und wollen die neue Technik ausprobieren. Oder einfach unabhängig von den Eltern sein, die nicht immer Zeit haben, um den Nachwuchs in die Stadt zu fahren. Carl Colberg hat zwar mit seinen 17 Jahren schon einen Führerschein. Der reicht aber nur für das begleitete Fahren. Mit Kimi darf er allein auf die Straße.

TAG Standortleiter Claudius Oleszak ist überrascht über die Resonanz. Immerhin nutzten bisher knapp 100 junge Leute das Angebot. "Wir sind da sehr unbefangen rangegangen", sagt Oleszak. "Es hat sehr viel Spaß gemacht, unseren Azubis bei der Arbeit zuzusehen." Denn der Nachwuchs bei TAG und Fischer Academy ist von der Beratung über den Mietvertrag bis hin zur Übergabe der Fahrzeuge für alle Aufgaben zuständig, die mit dem Kimi-Projekt zusammenhängen.

Laut Chiara Bula ist aber eigentlich von Anfang an alles glatt gelaufen. Lediglich einige Abläufe habe man anders organisieren müssen. Und nicht nur bei Jugendlichen sei das Angebot auf Interesse gestoßen. Auch Senioren buchten Kimi für eine Testfahrt.

Verlängerung in Gera nicht geplant

Laut Opel-Händler Jörg Neupert hat das Projekt aber auch beim Autobauer selbst Wellen geschlagen. Im Dezember sei Opel-Deutschland-Chef Andreas Marx in Gera gewesen, um sich über die Kimi und die ersten Testergebnisse zu informieren. Gemeinsam mit TAG Wohnen soll es bald einen zweiten Test geben. In einer anderen Stadt soll geprüft werden, wie Kimi dort von den jungen Leuten angenommen wird. Eine Verlängerung in Gera ist erst einmal nicht geplant.

Aber auch für Gera hat die TAG Wohnen schon Pläne. Nach dem autonomen Minibus Emma und dem elektrischen Sitzroller Elmo ist Kimi immerhin schon das dritte Projekt für Mobilität. Der größte Vermieter in Gera-Lusan will mit seinen Aktivitäten das Wohnumfeld für alle Generationen attraktiver machen. Damit unterstützt das Unternehmen auch die SmartCity-Strategie der Stadt Gera.

Opel-Händler Jörg Neupert ist überrascht, dass es bisher keine Unfälle mit Kimi gab, nicht einmal einen Kratzer. Auch deshalb gab es viel Lob für die Arbeit der Auszubildenden. Und nicht nur die sind traurig, dass Kimi Ende Februar in Gera erst einmal Geschichte ist.

Mehr zu Führerschein und Innovationen in Gera

MDR (adr/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Januar 2023 | 19:00 Uhr

32 Kommentare

fritz deutsch am 16.01.2023

Wer von Langenberg (B7) Richtung Zentrum fährt erlebt in aller Regel
neun grüne Ampeln .Kenne keine vergleichbare Zufahrt ins Zentrum .
45er Mini-Opel wären hier aber wenig hilfreich.
Grün nicht mein Lieblingswort ,aber "Grüne Welle" finde ich gut.

Tom0815 am 16.01.2023

@kleiner.klaus77
Nein und ich werde es wohl auch nie.
Im Artikel geht es ja aber um ein Projekt "um das Wohnumfeld für alle Generationen attraktiver zu machen". Und das beschriebene Projekt finde ich gut. Zu allem anderen was die TAG als Vermieter betrifft kann und werde ich mich nicht äußern, da ich darüber nichts weiß.

kleiner.klaus77 am 16.01.2023

Wenn ich mich einmischen darf, Reden und Handeln ist meiner Meinung nach zweierlei, besonders wenn man die TAG schon einmal als Vermieter kennengelernt hat!

Mehr aus der Region Gera - Altenburg - Zwickau

Mehr aus Thüringen

Drei Menschen rollen in der Innenstadt von Suhl einen großen grünen Teppich aus 1 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
1 min 26.04.2024 | 20:37 Uhr

In der Fußgängerzone in Suhl wurde dazu ein grüner Teppich ausgerollt. Das Stadtmarketing will damit Einwohner und Gäste auffordern, häufiger in die Innenstadt zu kommen.

Fr 26.04.2024 19:21Uhr 00:26 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/suhl/video-teppich-innenstadt-gruen-aktion-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video