Eine alte Eisenbahnbrücke führt über ein Tal.
Die Bahn will das Viadukt in Weida abreißen lassen. Seit 1980 ist es ein eingetragenes Kulturdenkmal. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Denkmalgeschütztes Bauwerk Viadukt in Weida: Pläne für Abriss schreiten voran

21. Juli 2023, 11:44 Uhr

Nach Ansicht der Bahn ist das Viadukt im Kreis Greiz nicht mehr zu retten. Nun hat sie den Abriss beantragt. Die Stadt Weida und die Denkmalschutzbehörden müssen dazu nun Stellungnahmen abgeben.

Die Abrisspläne der Deutschen Bahn für das denkmalgeschützte Viadukt in Weida im Landkreis Greiz schreiten voran. Knapp drei Monate nach dem Stellen des Antrages hat das Eisenbahnbundesamt (EBA) den Vorgang offiziell den Denkmalschutzbehörden in Erfurt und Greiz sowie der Stadt Weida bestätigt. Die müssen nun in den kommenden Wochen eine Stellungnahme abgeben.

Bahn: Sanierung wegen hoher Kosten "nicht machbar"

Seit einem Vor-Ort-Termin Anfang März gab es zwischen Denkmalschutz und Deutscher Bahn keine offiziellen Gespräche mehr, sodass die Behörden von den Abrissplänen nur über Dritte erfahren hatten. Damals hatte ein Vertreter der Bahn den Denkmalstatus der stillgelegten Eisenbahnbrücke in Frage gestellt und eine Sanierung wegen hoher Kosten als "nicht machbar" bezeichnet. Laut EBA werden die Antragsunterlagen derzeit von der Bahn überarbeitet. Das Unternehmen selbst will sich auf Anfrage von MDR THÜRINGEN zum laufenden Verfahren nicht äußern.

Das Eisenbahnviadukt in Weida
Denkmalschützer kritisieren, dass die Bahn das Viadukt 40 Jahre lang vernachlässigt hat. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Bahn will das Viadukt abreißen, ihrer Ansicht nach ist es nicht zu retten. Der Konzern soll nun ein genaueres Gutachten vorlegen, weil eine Stellungnahme vom März nach Ansicht des Denkmalschutzes fachlich unzureichend ist. Damals war die Bundesstraße vorübergehend gesperrt worden, weil Teile vom Viadukt zu fallen drohten. Seit Mitte März ist die Straße provisorisch überdacht. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN soll ein Gutachterbüro aus Berlin das 185 Meter lange Viadukt untersuchen.

Ein Mann im Anzug und mit Schlips spricht an einem Tisch. 18 min
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Land Thüringen will sich für Erhalt stark machen

Die Thüringer Staatskanzlei wie auch die Denkmalschützer kritisieren, dass die Bahn das Baudenkmal 40 Jahre lang vernachlässigt habe. Kulturminister Benjamin Hoff (Linke) hatte angekündigt, sich beim Eisenbahnbundesamt für den Erhalt des Viadukts stark zu machen. Eine Online-Petition zur Rettung des Viaduktes haben bislang mehr als 1.500 Menschen unterzeichnet. Die Bahnstrecke auf dem 28 Meter hohen Bauwerk ist seit 1982 stillgelegt. Seitdem verfällt es immer mehr. Seit 1980 ist das Viadukt nach Angaben des Landesamtes ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Bußgeldverfahren läuft gegen Bahn

Gegen die Bahn läuft derzeit ein Bußgeldverfahren der Unteren Denkmalschutzbehörde in Greiz. Im März hatte ein Abrissunternehmen im Auftrag der Bahn Sicherungsarbeiten durchgeführt. Diese Arbeiten erfolgten ohne Rücksprache mit dem Denkmalschutz und haben nach Angaben von Behördenleiter Jörg Metzner mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Zuletzt hatte die Bahn bei den Weidaern noch Hoffnung auf den Erhalt des Viadukts geschürt, weil Fugen im Natursteinmauerwerk saniert worden waren.

Mehr über das Viadukt in Weida

MDR (hey/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 21. Juli 2023 | 06:30 Uhr

9 Kommentare

PoliticalNerd99 vor 41 Wochen

Ich fände den Erhalt des Viadukts sehr sinnvoll, ich komme von dort und finde, wen wir unsere Geschichte ernst nehmen, sollten wir uns für den Erhalt einsetzen. Man könnte z.B. eine Verbindung zwischen zwei Radwegen dort herrichten. Touristisch könnte das ein richtiger Besuchernagnet werden.
Weida würde etwas dergleichen gut tun. Etwas worauf die Stadt stolz sein kann.

Quercus vor 41 Wochen

Die Brücke ist völlig nutzlos und verschandelt die Landschaft. Ein Abriss wäre sogar gut für den Umweltschutz, indem wertvolle Ressourcen wie t. B. Stahl der Wiederverwertung zugeführt werden könnten. Eine Sanierung steht ausser Verhältnis zu Kosten und Nutzen.

Marcel Schauer vor 41 Wochen

Dem Gemeinwohl wäre gedient, indem obsolet gewordene Dinge abgeschafft werden, statt sie zu erhalten. Denn "für 'n Appel und 'n Ei" wird es weder dauerhaft erhalten (laufende Kosten), noch abgerissen. Die Abrisskosten hat man einmal und bei der Menge an Schrott relativieren sich die Kosten schon eher und man könnte den Stahl woanders neu einsetzen.

So, zur Frage "seriöse" Information:
Interessengemeinschaft Oschütztal-Viadukt?
Herr Martin Titscher siehe 3 Min. Video oben bei ca. 1:30.

Auf Facebook wäre z.B. die Möglichkeit auf die Schnelle mit denen in Kontakt zu treten - behaupte ich mal. Es gibt sogar eine Petition zum Erhalt - ich fass es nich'; okay, es gab; Zeit ist abgelaufen. Einfach mal Oschütztal-Viadukt "googeln" und da ist's bei mir der zweite "Treffer" was die Petition angeht - da steht 'n Roman für Liebhaber von dem Bauwerk.

Naja, schön' Tag noch und schönes Wochenende!

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