Ein jungermann arbeitet an einem 3D-Drucker.
Justin Reissig beschäftigt sich seit einigen Jahren schon mit dem 3D-Druck. Bildrechte: MDR/Andreas/Dreißel

Existenzgründung Trotz steinigem Weg: Junge Gründer auf dem Vormarsch

15. Dezember 2023, 13:49 Uhr

Wer in die Selbstständigkeit starten will, braucht neben einer Geschäftsidee vor allem Mut. Immer mehr junge Leute wagen diesen Schritt. So auch Justin Reissig aus Jena, der für seine Schule 3D-Drucke anfertigt.

In einem kleinen Kellerraum im Carl-Zeiss-Gymnasium in Jena summt ein 3D-Drucker vor sich hin. Auf der Arbeitsoberfläche entsteht aus orangem Kunststoff ein Schlüsselanhänger mit den Initialen der Schule. Gleich daneben sitzt Justin Reissig an einem Laptop und gestaltet ein neues 3D-Modell. Seit kurzem ist der 17-Jährige selbstständiger Unternehmer. Der Weg dahin war dauerte allerdings fast ein Jahr.

Die Zahl junger Gründer steige im Bereich der Industrie- und Handelskammer Ostthüringen (IHK), berichtet Frank Lenz, in der IHK zuständig für Gründerberatungen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 50 Prozent gestiegen. Viele junge Gründer starten im Nebenerwerb. Dabei spielten digitale Technologien und das Internet eine wichtige Rolle.

Ein 3D-Drucker druckt etwas.
Im 3D-Drucker entstehen Produkte für das Carl-Zeiss-Gymnasium in Jena. Bildrechte: MDR/Andreas/Dreißel

400 Unternehmen mehr in Ostthüringen

Waren es 2016 noch rund 25 Prozent internetbasierte Gründungen, stieg der Anteil bis 2022 auf immerhin 36 Prozent. Die Gesamtzahl der Unternehmen im Gebiet der IHK Gera ist in den letzten Jahren um etwa 400 gestiegen.

Die jungen Leute würden für ihren Start gleich mehrere Vorteile mitbringen, sagt Frank Lenz. Sie seien flexibler und auch bereit, viel unterwegs zu sein oder sogar umzuziehen, wenn es das Geschäft erfordert. Außerdem kennen sie digitale Technologien von klein auf. Und gerade bei Internet-Unternehmen ist es leichter, Arbeit und Reisen zu kombinieren.

Allerdings gibt es vor allem für die ganz jungen Gründer unter 18 Jahren einige Hürden zu überwinden. Zunächst müssen ihre Eltern einen Antrag beim Amtsgericht stellen. Die Eltern haften auch für das Unternehmen ihrer Sprösslinge, tragen also das finanzielle Risiko. Je höher die Anfangsinvestition ausfällt, desto größer ist wahrscheinlich auch die Scheu vor dem Schritt.

Außerdem gilt: keine Gründung ohne Businessplan. Auch dieser muss beim Amtsgericht vorgelegt werden. Dann kommen die Berater der IHK ins Spiel, die eine Stellungnahme abgeben müssen. Deshalb laden die Kammern die jungen Gründer und deren Eltern zu einem Gespräch.

Auch junge Gründer haben Anspruch auf Förderung

Wenn es um die Finanzierung des Starts in die Selbstständigkeit geht, lassen viele junge Leute erst einmal den Kopf hängen. Dabei haben sie den gleichen Anspruch wie größere Gründerprojekte. So kommen auch für minderjährige Einsteiger Gründungszuschüsse oder Einstiegsgelder in Betracht. Aber auch Crowdfunding-Kampagnen sind eine gute Möglichkeit für Gründer mit überzeugenden Ideen.

Klar sein sollten sich die Jungunternehmer laut IHK aber vor allem über ihre Zielgruppe und ob es überhaupt einen Bedarf für die angebotenen Produkte geben wird. Nur mit einer vagen Idee zu starten: davon raten die IHK-Spezialisten ab.

Kleine Ausstech-Förmchen aus einem 3D-Drucker.
Die kleinen Ausstech-Förmchen tragen die Initialen des Carl-Zeiss-Gymnasiums in Jena. Bildrechte: MDR/Andreas/Dreißel

Monatelang warten: Der lange Weg in die Selbstständigkeit

Auch Justin Reissig ist den Weg übers Gericht und die IHK gegangen. Der Schüler einer 12. Klasse beschäftigt sich schon einige Jahre mit 3D-Druck und erledigte für die Schule bereits einige Aufträge. Als das Gymnasium im Dezember 2022 eine größere Menge Schlüsselanhänger für das Schulfest bestellte, kam die Idee auf, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Im März 2023 dann der Termin beim Gericht. Justin reichte seinen Business-Plan ein, den er mithilfe eines Onlinetools erstellt hatte.

Lange geschah nichts, bis schließlich die Einladung zum Beratungsgespräch bei der IHK ins Haus flatterte. Wieder hieß es warten. Erst Ende November konnte Justin Reissig in der Stadtverwaltung sein Gewerbe anmelden. Zunächst als Kleinunternehmer. Bis er die ersten Rechnungen schreiben kann, wird es allerdings noch bis zum Jahresbeginn dauern. Dann hat er hoffentlich auch endlich eine Steuernummer vom Finanzamt erhalten.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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