Jena im Winter von oben
In der Hochschulstadt Jena werden viele Start-ups gegründet. Bildrechte: MDR/Anke Preller

Gründer-Stadt Start-up-Leuchtturm Jena kann im Bereich Optik punkten

20. Januar 2024, 08:18 Uhr

In Thüringen sticht Jena mit überdurchschnittlich vielen Start-up-Gründungen heraus. Punkten kann die Hochschul- und Forschungsstadt besonders im Bereich Optik. Das Potenzial sei aber noch nicht ausgeschöpft, sagen Experten. Außerdem könnte die politische Entwicklung Gründer und Fachkräfte abschrecken, befürchtet der Start-up-Verband.

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Hans Elstner ist einer der erfolgreichsten Start-up-Gründer in Thüringen: zu seinen Kunden gehört etwa ein Drittel aller DAX-Unternehmen, zuletzt gaben Investoren 17 Millionen Euro. Seine Firma "rooom" erstellt für Kunden dreidimensionale Räume in allen Formen und Farben. Die werden zum Beispiel für virtuelle Treffen und Events genutzt, erklärt der Jenenser. "Aber auch für den Bereich des Online-Shoppings. Ich kann mir dort Produkte von allen Seiten anschauen."

In Jena gute Bedingungen im optischen Bereich

Hans Elstner, Gründer des Jenaer Start-ups "Rooom" mit einer virtuellen E-Gitarre in einer Hand.
Hans Elstner, Gründer des Jenaer Start-ups "Rooom". Bildrechte: rooom AG

Der gebürtige Jenenser hat in seiner Heimatstadt studiert und ist geblieben. Jena als Wiege der industriellen Optik genauso wie des Online-Shoppings bietet geradezu perfekte Bedingungen: "Rooom" profitiert von Fachwissen und Fachkräften in beiden Bereichen. Es ist eins von vielen Start-ups, die sich in Jena angesiedelt haben. Laut Deutschem Start-up-Verband spielt Jena bei den Neugründungen noch vor Dresden und Leipzig im vorderen Mittelfeld mit, während das Bundesland Thüringen ganz hinten liegt. Vor allem Hochschulstandorte sind laut Verband erfolgreich.

Gute Angebote für Start-up-Gründer

Viele Gründer in Jena entwickeln ihre Ideen an den zwei Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut für Optik und Feinmechanik. Und erreichen damit laut Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum in den Bereichen Optik, Photonik und Quantentechnologie internationale Strahlkraft.

Wichtig, um Start-ups anzusiedeln, seien auch Beratungs-, Förder- und Vernetzungsangebote, sagt Eric Weber vom Gründerzentrum SpinLab in Leipzig, das schon viele mitteldeutsche Start-ups unterstützt hat. Das alles gebe es in Jena und auch Städten wie Ilmenau, er sehe aber noch Potenzial, so Webers Einschätzung.

Wir haben in Ostdeutschland noch nicht so diese DNA, das Risiko einer Gründung einzugehen oder dazu ermutigt zu werden.

Eric Weber Gründerzentrum SpinLab in Leipzig

Außerdem brauchten Start-ups natürlich auch Investoren und Kapital. "Wir haben in Ostdeutschland noch nicht so diese DNA, das Risiko einer Gründung einzugehen oder dazu ermutigt zu werden. Das hat sicher teilweise auch mit der geringeren Vermögensbasis zu tun."

Schlechte Konjunktur und politische Sorgen

Die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage geht auch an den Thüringer Start-ups nicht vorbei. Deutschlandweit ist die Zahl der Neugründungen 2023 gesunken. Es gab so viele Insolvenzen wie nie zuvor.

Den Gründerinnen und Gründern bereitet aber auch die politische Lage Sorgen. Am 1. September wird in Thüringen und Sachsen ein neuer Landtag gewählt. "Dynamische und zukunftsorientierte Start-ups brauchen eine positive, gesellschaftliche Stimmung", sagt Eric Weber. "Und keine Regierung, die alles Neue und Fremde möglicherweise als negativ empfindet."

In aktuellen Umfragen kommt die AfD in Thüringen auf mehr als 30 Prozent. "Rooom"-Gründer und Sprecher des Thüringer Start-up-Verbands Hans Elstner befürchtet langfristige Auswirkungen: "Ich denke, dass das ganze Thema, wofür die AfD steht, einfach nicht mit dem Wertesystem durchaus vieler Start-up-Gründer korreliert." Er erlebe Jena als sehr weltoffene Stadt, doch ein schlechter Ruf Thüringens könnte Gründer und Fachkräfte abschrecken.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Januar 2024 | 07:50 Uhr

12 Kommentare

Uborner vor 14 Wochen

Die unsschöne Wahrheit ist dass Menschen aus dem Ausland und links orientierte Menschen und kluge, friedliche Menschen nicht in einem AfD - regierten Land leben und dort auch nicht hin gehen wollen bzw. wegziehen. Passiert das hier, ist der Standort Thüringen erledigt und wird wirtschaftlich abrutschen und weniger Steuer einnehmen was Auswirkungen auf Infrastruktur, Bildung, Pflege, Medizin, Kultur, Lebensniveau u.s.w. hätte Das ist ja wohl logisch. Das heißt wir lehnen einen Großteil der Deutschen und wohl fast alle Nichtdeeutschen ab.
Wer seine Heimat also ruinieren will, kann das im Herbst tun, sollte aber noch mal nachdenken und sich nicht von Ärger oder Wut leiten lassen.
Ich bin eigentlich unpolitisch, habe aber mit der linken Partei ( die ja gar nicht wirlich links ist ) in der thüringischen Reegierung keine Probleme. Im Bund, also in Berlin, sollte die doch recht weltftremde Linke aber besser nicht so viel Macht bekommen.

Uborner vor 14 Wochen

Die Zahl kann man ins Verhältnis zu den Einwohnern setzen, dann hat man die absolute Zahl. Bsp. - ein Bundesand hat 2 Mio Einwohner und hundert Startups, ein anderes hat 5 Mio Einwohner und 200 Startups, dann jat zweiteres Bundesland absolut mehr Startups, pro Einwohner aber weniger. OK?

GuterMensch vor 14 Wochen

@ak20, also zuerst, kennen wir uns ?
Haben wir schonmal ein Bier oder Kaffee zusammen getrunken ?
Diese Woche hat der MDR in einer anderen Diskussion darauf hingewiesen das wir immer noch beim "Sie" hier sind !
Oder werden selbst da Unterschiede gemacht ?
Und nun zum Thema, "AfD-Opfer-Inszenierung"......gähn, wer inszeniert sich denn ständig als Opfer ?
Und außerdem, was ich schrieb sin nun einmal Fakten, ich habe selbst längere Zeit im Ausland gearbeitet und weis dadurch ein klein wenig bescheid.
Wenn es aber um Fakten geht, naja man weis es.....Schuld ist immer die AFD obwohl in keinerlei Regierungsverantwortung !

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