Saale-Orla-Kreis Nach Vorfall in Bad Lobenstein: Bürgermeister bestreitet Angriff und lehnt Rücktritt ab

23. August 2022, 08:19 Uhr

Der Bürgermeister von Bad Lobenstein, Thomas Weigelt, bestreitet den Angriff auf einen Journalisten und will nicht zurücktreten. Er behauptet, den Redakteur der "Ostthüringer Zeitung" nicht berührt zu haben.

Zwei Tage nach dem Angriff auf einen Reporter hat sich Bad Lobensteins Bürgermeister Thomas Weigelt (pl) geäußert. Er habe den Redakteur der "Ostthüringer Zeitung" nicht berührt, heißt es in einer Stellungnahme des Bürgermeisters. Vielmehr sei der Reporter auf ihn zugestürmt - und er habe ihm abwehrend die Hände entgegengehalten.

Daraufhin habe der Reporter einen Schritt zurück gemacht, sei gegen einen älteren Mann gestoßen und beide seien zu Boden gegangen. Nun versuche der Zeitungsreporter, "es so aussehen zu lassen, als habe Weigelt ihn angegriffen". Gegenüber der "Ostthüringer Zeitung" erklärte er am Montag, dass er nicht zurücktreten werde.

Ehefrau soll sich bedroht gefühlt haben

Laut Stellungnahme gab es vor dem Vorfall auf dem Marktplatz am selben Tag bereits ein Zusammentreffen. Demnach habe der Reporter der "Ostthüringer Zeitung" versucht, bei einer geschlossenen Veranstaltung im Bad Lobensteiner Neuen Schloss unter anderem Fotos von Gästen zu machen. Weigelts Ehefrau habe sich dabei von dem Reporter bedroht gefühlt, sagte Weigelt.

Er wirft dem Journalisten in der Stellungnahme vor, dieser hege eine persönliche Abneigung gegen ihn, die er seit einiger Zeit in die Berichterstattung einfließen lasse. Die Vorfälle am Wochenende reihten sich ein "in die lange Kette des unprofessionellen Verhaltens" des Reporters, der eine "Fehde" gegen ihn führe, so Weigelt.

"Reichsbürger" zu Empfang eingeladen

Die "Ostthüringer Zeitung" wies die Vorwürfe des Bürgermeisters gegen die Berichterstattung des Reporters zurück. Kritische Nachfragen gehörten zum Kern des Lokaljournalismus, sagte der stellvertretende Chefredakteur Tino Zippel.

Die Zeitung berichtete, dass dem Vorfall die Recherche des Reporters bei der von ihm erwähnten geschlossenen Veranstaltung vorausgegangen sei. Es habe sich um einen Empfang des Bürgermeisters am selben Tag gehandelt, zu dem ein zur Reichsbürger-Szene gehörender Mann eingeladen gewesen sein.

Dabei handelt es sich laut OTZ um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Dieser hatte bei einem Forum in Zürich Deutschland als "angeblichen Staat" und die Gewaltenteilung als eine "Illusion" bezeichnet. Mit einer Plakataktion machte Reuß 2021 in Bad Lobenstein auf sich aufmerksam. Dabei ging es um die Eröffnung von Wahllisten für einen sogenannten "Verweser". Bei "Verwesern" handelt es sich um Personen, die Monarchen vertreten, während dieser etwa länger abwesend ist. Der OTZ-Reporter wollte von Bürgermeister Weigelt wissen, weshalb Prinz Reuß XIII. zum Empfang geladen war.

Video zeigt Vorfall

Der OTZ zufolge ist der Bürgermeister beim Marktfest am Samstag unvermittelt auf den Journalisten losgestürzt und hat diesen verletzt und dessen Ausrüstung beschädigt. Von dem Vorfall gibt es ein Video, das laut OTZ der Reporter drehte und das die Darstellung der Zeitung stützt.

Die Polizei nahm eine Strafanzeige des Journalisten gegen den Bürgermeister wegen des Verdachts der Körperverletzung auf. Das Landratsamt verwies darauf, dass gegen Weigelt bereits ein Disziplinarverfahren laufe, in das der Vorfall am Samstag aufgenommen werde. Nähere Angaben machte das Landratsamt nicht.

Kritik auch von Bundesinnenministerin Faeser

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat den Übergriff scharf kritisiert: "Angst, Einschüchterung und Gewalt dürfen nie Mittel der Auseinandersetzung sein", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Journalisten müssten jederzeit frei und ungehindert ihre Arbeit machen können. Ohne freie und kritische Medien gebe es keine Demokratie. "Das gilt auf allen Ebenen, gerade auch vor Ort in der lokalen Berichterstattung, wo man sich unmittelbar Tag für Tag begegnet." Faeser forderte zugleich eine vollständige Aufklärung des Vorfalls.

Funke Mediengruppe und Journalisten-Verband verurteilen Attacke

Die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, Julia Becker, verurteilte die Attacke und sprach von einem Angriff auf die Pressefreiheit. Auch die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) in Thüringen, Heidje Beutel, verurteilte den Vorfall und forderte den Bürgermeister auf, sein Amt niederzulegen. Wer Journalisten angreife, greife die Demokratie an, sagte Beutel. Weigelt trete Grundrechte wie die Pressefreiheit mit Füßen.

MDR (jhi,jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 22. August 2022 | 19:00 Uhr

194 Kommentare

O.B. am 24.08.2022

Martin
Wegweiser hat bewiesen das man zurecht nicht alles glauben sollte.
Oder welchen Grund gäbe es für Sie nicht gleich zu schreiben ich war da hab alles gesehen?

O.B. am 24.08.2022

Tpass, dann scrollen Sie mal ein wenig und schauen sich das erste Wegweiser Kommentar an.
Er hat wohl den Olaf gemacht, kann mich nicht erinnern.

Und siehe da er erinnert sich da gewesen zu sein 👍

Na wenn das nicht mal ne Aussage ist und so glaubwürdig 😉🤣🤪

O.B. am 24.08.2022

Beobachter, danke das sie mir soviel Aufmerksamkeit widmen. Ich meine, nicht die legendären ??? 🤔😉🤣

Achja und zu ihrem Kommentar im allgemeinen.

Einer muss es ja tun denn bei Leute wie ihnen wäre er schon verurteilt nur weil er mit "falschen" Leuten spricht.

Wegweiser vor einem Tag!

" Der Weigelt behauptet, den Journalisten nicht berührt zu haben. Ist schon Mist, wenn man sich immer mehr in Lügen verstrickt. Die Videoaufnahmen und Tonmitschnitte sind eindeutig. Es sahen ja auch etliche Zeugen zu."

Wegweiser vor 22 Stunden

"Die Kommentatoren hier brauchen sich nicht in Vermutungen zu ergehen. Wir standen 8 m entfernt und haben den Übergriff dieses BM live miterlebt. Solche Typen dürfen keine öff. Ämter begleiten."

Ihre Quelle hat sich im Laufe des Tages daran erinnert das er da war 👍. Soviel zum diskreditieren von anderen.

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