Ein Mann während eines Interviews.
Vereinschef Tobias Fröhlich Initiative für Cybersicherheit in Thüringen will das der Freistaat eine Vorreiterrolle im Bereich Cybersicherheit einnimmt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Cyberkriminalität Wie ein Pößnecker Verein beim Kampf gegen kriminelle Hacker helfen will

18. Oktober 2023, 19:21 Uhr

Rund 1,4 Millionen Cyberangriffe gab es 2022 in Deutschland. Und die Zahlen steigen weiter. Ein neues Netzwerk will jetzt in Thüringen Unternehmen und Behörden bei der Vorsorge und auch im Ernstfall unterstützen.

Die Auftaktveranstaltung der Initiative für Cybersicherheit findet passenderweise in der Pößnecker Feuerwehr statt. Hier treffen sich am Mittwoch Mitarbeiter von Behörden und Unternehmen sowie IT-Fachleute aus Thüringen. Sie wollen sich beim Kampf gegen die weiter steigende Zahl der Hackerangriffe vernetzen.

Rund 70 Prozent aller Spam-Mails sind laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Cyberattacken. Mit einem simplen Klick auf einen Email-Anhang können Mitarbeiter schnell die gesamte Computertechnik lahmlegen. Chaos stiften, kritische Infrastruktur lahmlegen oder Geld erpressen: Die Motive sind vielfältig. Die Folgen sind erschreckend: Die Stadtverwaltung Suhl war zum Beispiel im letzten Jahr wegen eines Hackerangriffs wochenlang nicht arbeitsfähig. Im Juni gab es dann eine Cyberattacke auf die Südwestthüringer Stadt Kaltennordheim sowie die Verwaltungsgemeinschaft Hohe Rhön.

Initiative für Cybersicherheit vor wenigen Wochen gegründet

Die Initiative für Cybersicherheit wurde vor wenigen Wochen als gemeinnütziger Verein gegründet und will für Unternehmen, Kommunen und auch Privatpersonen im Krisenfall da sein. Laut Vereinschef Tobias Fröhlich soll Thüringen eine Vorreiterrolle im Bereich Cybersicherheit einnehmen.

Er beklagt, dass bereits vorhandene lokale Netzwerke zu wenig miteinander sprechen. Auch weil sie oft gar nichts voneinander wissen. Für Hacker, die oft global operieren, sind die Schwachstellen in der IT-Sicherheit hilfreich. Eine bessere Vernetzung könnte bei den vorhandenen Fachleuten viel Zeit und Geld sparen.

Menschen sitzten während einer Prästentation in einem Raum.
In Pößneck haben sich am Mittwoch Mitarbeiter von Behörden und Unternehmen sowie IT-Fachleute aus Thüringen getroffen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mitarbeiter kennen einfache Sicherheitsregeln nicht

In Pößneck sind am Mittwoch auch Vertreter vom Thüringer Landeskriminalamt und vom Cyber-Hilfswerk (CHW) dabei. Ähnlich wie das Technische Hilfswerk, das bei Katastrophen ausrückt, wollen die CHW-Mitarbeiter kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Energiesysteme schützen.

Außerdem hat der Pößnecker Verein die Digitalagentur ins Boot geholt. Allerdings die vom Land Sachsen. "In der Thüringer Digitalagentur fehlt uns ein bisschen der Fokus auf IT-Sicherheit", erzählt Tobias Fröhlich. "Deswegen haben wir mal über den Tellerrand hinausgeschaut."

Einen Schwerpunkt will der Verein auf Prävention legen. Noch immer kennen viele Mitarbeiter in Behörden oder Unternehmen einfache Sicherheitsregeln nicht, die vor Hackerangriffen schützen können. In der Pößnecker Stadtverwaltung absolvieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell eine Online-Schulung. Dort lernen sie, wie sie mit E-Mails oder Internetlinks richtig umgehen.

Auch in Pößneck haben die Cyberangriffe deutlich zugenommen. Die Stadtverwaltung sieht die neue Initiative deshalb positiv. Der Verein sieht die Prävention auch deshalb als wichtig an, weil finanzielle Mittel und Ressourcen auch in Zukunft knapp sein werden.

Eine Frau macht eine Übung an einem Computer.
In der Pößnecker Stadtverwaltung absolvieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell eine Online-Schulung, um sich vor hackerangriffen zu schützen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Pößnecker Stadtbad schaut aufmerksam auf neuen Verein

Auch im Pößnecker Stadtbad schaut man aufmerksam auf den Verein. Denn die hauseigene Badewassertechnik ist nicht nur innerhalb des Gebäudes vernetzt. Servicefirmen können bei Fehlfunktionen von außerhalb auf die Maschinen und Geräte zugreifen. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn Hacker zum Beispiel den Chloranteil im Wasser manipulieren würden.

Der neue Verein will auch bei der Politik den Finger in die Wunde legen, damit Missstände in Sachen IT-Sicherheit abgestellt werden. Denn auch in den nächsten Jahren wird sich die Wahrscheinlichkeit von Cyberattacken weiter erhöhen.

Ein Mann öffnet die Tür eines Servers.
Im Pößnecker Stadtbad ist die Badewassertechnik nicht nur innerhalb des Gebäudes vernetzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Selbst Systeme, die jahrelang als sicher galten, sind inzwischen anfällig für Angriffe von außen, aber auch von innen. Denn wenn innerbetriebliche Abläufe nicht klar geregelt sind, besteht auch die Gefahr, dass Mitarbeiter (oder ehemalige) sich Informationen auf kriminellem Wege beschaffen.

Die Fachvorträge bei der Auftaktveranstaltung gaben am Mittwoch einen Ausblick auf die Arbeit des Vereins in den nächsten Monaten. Bis ein funktionierendes Netzwerk aus Fachleuten existieren wird, dürfte noch einige Zeit vergehen.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 18. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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