KI Saalburg 2 min
Im Video: So werden Drohnen mit KI im Saale-Orla-Kreis erstellt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Künstliche Intelligenz Saale-Orla-Kreis: Wie Drohnen dank KI allein fliegen lernen

08. November 2023, 05:00 Uhr

Viele Online-Händler wie Amazon wollen ihre Waren in Zukunft auch mit Drohnen ausliefern. Das scheitert bisher daran, dass die Drohnen nicht allein fliegen dürfen. Ein junges Unternehmen aus dem Saale-Orla-Kreis arbeitet an Lösungen für das Problem.

Mit leisem Summen steigt eine Drohne vom Sportplatz Saalburg-Ebersdorf auf - unter dem aufmerksamen Blick von Ashwanth Ravi. Der Software-Entwickler beobachtet auf einem separaten Monitor, welche Flugdaten die Drohne liefert und ob sie Hindernisse rechtzeitig erkennt.

Ashwanth Ravi arbeitet bei Spleenlab in Saalburg-Ebersdorf. Das noch junge Unternehmen entwickelt künstliche Intelligenz für Drohnen. Erst 2018 von zwei jungen Leuten gegründet, ist es hier und am Standort Jena inzwischen auf mehr als 30 Mitarbeiter angewachsen. "Am Anfang war das eigentlich so eine nebenberufliche Idee", sagt Geschäftsführer Stefan Milz. "Die größte Herausforderung war damals, den Start zu finanzieren."

Drei Männer schauen auf einen Laptop.
Software-Ingenieur Ashwanth Ravi beobachtet den Flug einer Drohne auf dem Monitor. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten für KI-gesteuerte Drohnen

Doch schnell wurden Unternehmen auf der ganzen Welt auf die Ebersdorfer aufmerksam. Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten für Drohnen wächst weiter, und damit auch der Bedarf an künstlicher Intelligenz. So könnten die Drohnen beispielsweise Stromleitungen, Straßen oder Gleisanlagen abfliegen, um Schäden festzustellen.

Bisher dürfen sie das aber nicht ohne Drohnenpiloten. Gerade bei längeren Strecken oder großen Flächen wird der Einsatz dadurch schwieriger. Aber auch Online-Händler wie Amazon schielen auf die neue Technik. Spleenlab arbeitet zum Beispiel mit dem US-Einzelhändler Walmart zusammen, der seine Kunden auch mit Drohnen beliefern will.

Nur wenige Anbieter forschen zu KI bei Drohnen

Stefan Milz erklärt, dass KI nicht heißt, dass die Drohnen selbstständig denken können. "Wir trainieren sie so, dass sie mit unserer Software und dem, was sie beim Flug lernen und üben, später selbst die richtigen Entscheidungen treffen können." Für den selbstständigen Flug brauchen die Drohnen also viele Informationen. Dabei sind nicht nur Höhe und Geschwindigkeit wichtig. Sie müssen vor der Landung auch klären, ob am geplanten Landeplatz Menschen oder Autos stehen. Die KI aus Ebersdorf hilft, solche Hindernisse zu erkennen und gefahrlos zu landen - oder einen alternativen Platz zu finden.

Zwei Männer arbeiten am Computer, über ihnen hängen Drohnen.
Bei Spleenlab arbeiten die Spezialisten an Programmen für Künstliche Intelligenz für Drohnen. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Laut Stefan Milz gibt es weltweit nur eine Handvoll Anbieter, die auf diesem sehr speziellen Themengebiet forschen. Vielleicht ist das ein Grund, dass Spleenlab sich schon in kurzer Zeit international einen Namen machen konnte. Inzwischen arbeiten die Ebersdorfer auch mit Unternehmen wie Daimler oder Airbus zusammen und entwickeln zum Beispiel KI-unterstützte Landesysteme für Helikopter. Die helfen zum Beispiel bei Rettungsmissionen in der Nacht oder bei Flügen zur Kontrolle von Stromleitungen.

Für den militärischen Einsatz forscht Spleenlab nach eigener Aussage ausdrücklich nicht, auch wenn Stefan Milz nicht ausschließen kann, dass sogenannte Dual-Use-Technik auch in Konflikten genutzt wird. "Selbst die kleinen Drohnen von DJI sind ja aktuell in der Ukraine im Einsatz. Das kann man leider nicht verhindern."

KI-Spezialisten forschen auch im Bereich teilautonomes Fahren

Auch am Boden forschen die KI-Spezialisten. Mit einem umgebauten Transporter testen sie derzeit das teilautonome Fahren, zum Beispiel beim Einparken. Dabei gehen sie unter anderem der Frage nach, ob statt teurer Kameras auch Sensoren zum Einsatz kommen können. Die sind laut Spleenlab um einiges günstiger und damit für die Autohersteller attraktiv.

Im Spleenlab-Testfahrzeug kann Techniker Julian Deitert auf einem Monitor alle Daten sehen, die während der Fahrt vom System gesammelt werden. Darunter die Bilder der sechs angebauten Kameras und die Daten der zwanzig Sensoren. Aus den Kamerabildern macht die KI ein dreidimensionales Bild, mit dem die Entfernungen von anderen Fahrzeugen, Hindernissen oder Passanten ermittelt werden kann.

Ein Transporter steht auf einer Straße.
Am Testfahrzeug sind sechs Kameras und rund zwanzig Sensoren verbaut. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Firmensitz Saalburg-Ebersdorf als Standortvorteil

Den Firmensitz im kleinen Saalburg-Ebersdorf will Spleenlab nicht aufgeben. Dass die Gründer und die ersten Mitarbeiter hier verwurzelt sind, spielt dabei aber nur eine Nebenrolle. "Unser Sitz in Ebersdorf ist ein Standortvorteil", sagt Stefan Milz. Und auf die Frage nach dem "Warum" nennt er die dringend benötigten Spezialisten.

"Wir haben hier im Umkreis von 80 Kilometern viele Hochschulen und Universitäten. In den großen Metropolen wäre der Kampf um Fachleute viel schwieriger." In den kommenden Jahren rechnen die Ebersdorfer mit einem weiter steigenden Bedarf an selbstlernenden Systemen.

Ein Transporter steht in einer Einfahrt.
Mit einem umgebauten Transporter testen die Ebersdorfer künstliche Intelligenz beim Fahren. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

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Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. November 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

steka vor 24 Wochen

Schöne Aussichten. Leider gibt es nicht nur freudliche positive Anwender. Ausspähen von Grundstücken, Abwurf von nicht gerade erwünschten "Gegenständen", eine neue möglichkei krimineller Energie wird da möglich.

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