bunter Regenschirm im Getreidefeld bei aufziehendem Gewitter
Seit Mitte Juli hat es in Thüringen vermehrt geregnet. Das Ende der Trockenperiode ist damit aber nicht erreicht. Bildrechte: imago images / blickwinkel

Wetter Trotz Regen kein Ende der Dürreperiode in Thüringen

09. August 2023, 13:30 Uhr

Regen und Temperaturen um die 20 Grad - der August hat durchwachsen begonnen. Doch was haben die Niederschläge in den vergangenen Tagen in Thüringen bewirkt? Das große Aufatmen in der Landwirtschaft bleibt aus und auch die Dürreperiode hat durch das nasse Wetter ihr Ende noch nicht gefunden.

Obwohl es in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder geregnet hat, kann noch nicht vom Ende der Dürreperiode gesprochen werden. Zu diesem Schluss kommt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Demnach zeigen Analysen der letzten 70 Jahre, dass es sich bei der Trockenheit in diesem Jahr nicht um ein einzelnes saisonales Phänomen handelt, sondern vielmehr um eine mehrjährige Dürreperiode, die bereits seit 2018 anhält.

Niederschlag kaum Einfluss auf Grundwasser

Auf das Grundwasser hat der vermehrte Regen seit Mitte Juli laut UFZ relativ wenig unmittelbaren Einfluss. "Bis das Wasser in die tiefen Bodenschichten vordringt und auch das Grundwasser speist, müsste es noch wochenlangen Landregen geben", teilt das Helmholtz-Zentrum auf MDR-Anfrage mit. Starkregen zähle nicht dazu, denn der fließe über die Flüsse sofort wieder in Richtung Meer und gehe der Natur somit verloren.

Bis das Wasser in die tiefen Bodenschichten vordringt und auch das Grundwasser speist, müsste es noch wochenlangen Landregen geben.

Sprecher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig

Im Sommer könne aber auch langanhaltender, gleichmäßiger Landregen zu wenig sein, weil Pflanzen mit den Wurzeln permanent Wasser aus dem Boden ziehen und bei höheren Temperaturen mehr Wasser verdunstet. Wirklich Feuchtigkeit aufbauen könne sich bis in die tieferen Bodenschichten eher über das Winterhalbjahr.

Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) zeigt die überwiegende Zahl der Grundwassermessstellen derzeit niedrige bis extrem niedrige Grundwasserstände, vergleichbar mit den Beobachtungen des vorigen Jahres.

Regen bremst Ernte

Ebenfalls nach Daten des TLUBN gab es in den ersten sechs Augusttagen bereits fast die Hälfte des durchschnittlichen Monatsniederschlags. Das aktuelle Temperaturniveau liege unter den Durchschnittswerten. Verantwortlich dafür seien Tiefdruckgebiete und kalte Luft, die nach Europa zieht.

Sichtbaren Einfluss hat das auf die Landwirtschaft. Laut dem Thüringer Bauernverband (TBV) zieht der wiederkehrende Regen die Erntezeit in die Länge. "Einige Betriebe rechnen daher mit einer Erntezeit bis Mitte oder gar Ende August, was im Grunde genommen aber nichts Ungewöhnliches ist", heißt es von der Hauptgeschäftsführerin Katrin Hucke. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder unterschiedliche Erntezeiten gegeben. 2022 sei die Ernte stellenweise schon Ende Juli eingefahren gewesen.

Feuchtigkeit ungünstig für Getreide

Nach den zu trockenen Monaten Mai und Juni sind die derzeitigen Niederschläge laut Hucke aber "grundsätzlich erfreulich". Gerade für Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln sowie für Wiesen und Weiden sei der Regen wichtig: "Der Mais hatte dieses Jahr aufgrund der Trockenheit vielerorts seine Startschwierigkeiten, die lückenhaften Bestände sind der Beweis dafür."

Problematisch sei das nasse Wetter hingegen für Getreide. Mit jedem Regenschauer verschlechtere sich die Qualität vor allem beim Weizen. Mit jedem feuchten Tag, an dem der Weizen noch nicht geerntet werde, nehme die Backqualität ab. Vom gefragten Qualitäts-Weizen bleibe dann nur noch Futterweizen übrig, der einen niedrigeren Preis erziele. Ohnehin gleiche der Handel mit Produkten vom Feld derzeit wegen Preisschwankungen am Markt einer Lotterie, heißt es vom TBV.

Mehr Trinkwasser in Talsperren

An den sechs Trinkwassertalsperren in Thüringen haben die Niederschläge nach Angaben der Fernwasserversorgung (TFW) zu "minimalen Zuflüssen" geführt. Sie decken mehr als 50 Prozent des gesamten Trinkwasseraufkommens im Freistaat ab.

Laut TFW hat es in den Einzugsgebieten der Trinkwassertalsperren seit Mitte Juli Niederschläge von bis zu 215 mm gegeben. Das entspreche mehr als dem Doppelten des für diesen Jahresabschnitt üblichen Mittelwertes. Da an allen Trinkwassertalsperren die Zuflüsse in den vorigen Tagen größer gewesen seien als die Wasserentnahme, sei das eher seltene Phänomen von leichtem Wasseranstieg im Hochsommer zu beobachten gewesen.

Üblicherweise beginnt im Mai das "hydrologische Sommerhalbjahr" und damit die Absenkzeit für die Talsperren. Bei normalem Witterungsverlauf erreichen sie nach Angaben der TFW im Oktober und November ihren niedrigsten Füllstand. Sie verfügen dann wieder über genügend Freiraum für das Wasser aus den Niederschlägen und Schneeschmelzen im Winter.

Kein einheitliches Bild bei Brauchwassertalsperren

Anders als bei den Trinkwassertalsperren ist bei den kleineren Brauchwassertalsperren der Wasserspiegel nicht überall angestiegen. Zum einen sind laut TFW lokal nicht dieselben hohen Niederschlagsmengen wie in den Mittelgebirgen gefallen. Zum anderen habe es teilweise ein größeres Defizit bei der Bodenfeuchte gegeben als in den höheren Lagen.

Je nach Standort und Nutzungsgrad führten die Niederschläge an manchen Orten zu weiter fallenden oder stagnierenden Wasserständen, etwa in Großengottern, Tüngeda, Frohndorf und Großbrembach. An anderen Brauchwassertalsperren hingegen sei das Wasser gestiegen, beispielsweise in Lössau, Zeulenroda, Seebach, Hopfgarten und Hohenleuben - was für diese Jahreszeit eher untypisch sei.

Was ist Brauchwasser? Als Brauchwasser wird Wasser bezeichnet, das beispielsweise technisch, gewerblich oder landwirtschaftlich genutzt kommt. Es gilt nicht als Trinkwasser.

Mehr zum Wasser in Thüringen

MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. August 2023 | 19:00 Uhr

42 Kommentare

martin vor 40 Wochen

Welcher Alarmismus? Hier wird sachlich berichtet. Es mag ja sein, dass Ihnen die Realität nicht gefällt - aber die Hinweise darauf sind genauso wenig Alarmismus wie die für die Landwirtschaft blöde Situation, dass der Regen zu spät kommt und nun noch Teile der Ernte schädigt.

Ist der zweite Teil ein Plädoyer, dass die Städte nur noch das Wasser bekommen sollen, was in ihrem Bereich an Niederschlag fällt? Nun, das würde sicher eine deutliche Beförderung der Entwicklung zu den sog. "Schwammstädten" bringen.

faultier vor 40 Wochen

Das Grundwasser senkt sich in der Börde seid Anfang der 80 Jahre ab ,damals versiegten be uns die Brunnen im Ort ,gleichzetig nahmen Wasserpumpwerke für die umliegenden Ortschaften den Betrieb auf

martin vor 40 Wochen

Wer außer Ihnen schreibt den von EINEM Sommer? Der MDR-Beitrag jedenfalls nicht. Wenn ich Ihren (m.M.n. falschen und diffamierenden) Begriff "Alarmismus" aufnehmen darf: Sicher, man kann Alarmanlagen auch ausschalten oder ignorieren (o.k. das ist in der Realität schwieriger) und meinen, dass dann kein Einbruch stattfindet. Ob das sinnvoll ist, möge jeder selbst entscheiden.

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