Blick auf das Stadtzentrum von Suhl
Suhl von oben - die Stadt will mit drei anderen ein Oberzentrum bilden. Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

Pläne Südthüringer Oberzentrum ohne Meiningen und Schmalkalden

29. Juni 2023, 16:00 Uhr

Ein neues Thüringer Oberzentrum soll die Städte Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen einbinden. Meiningen und Schmalkalden kritisieren die Pläne erneut. Sie befürchten, finanziell benachteiligt zu werden.

Das geplante Südthüringer Oberzentrum soll nur aus den Städten Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen bestehen. Das haben die beteiligten Bürgermeister am Mittwoch klargestellt. Meiningen und Schmalkalden sollen dagegen nur Partner des Oberzentrums sein.

André Knapp (Oberbürgermeister Suhl), Thomas Schulz (Bürgermeister Oberhof), Richard Rossel (Bürgermeister Zella-Mehlis), André Henneberg (Bürgermeister Schleusingen) bei der Pressekonferenz zum geplanten Oberzentrum Südthüringen
André Knapp (Oberbürgermeister Suhl), Thomas Schulz (Bürgermeister Oberhof), Richard Rossel (Bürgermeister Zella-Mehlis), André Henneberg (Bürgermeister Schleusingen) bei der Pressekonferenz zum geplanten Oberzentrum Südthüringen. Bildrechte: MDR/Tino Geist

Der Zella-Mehliser Bürgermeister Richard Rossel (pl) bezeichnete die Idee, noch andere Städte in das geplante Oberzentrum einzubinden, als nicht sinnvoll. Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen haben gemeinsame Grenzen und liegen alle rund um das Autobahndreieck. Ein Oberzentrum in dieser Größenordnung sei händelbar und hätte auch positive Effekte auf die Nachbarorte, so Rossel.

Zum Aufklappen: Was ist denn überhaupt ein Oberzentrum?

Oberzentren werden gemeinhin als zentrale Orte bezeichnet - in der Regel sind es Großstädte oder Stadtverbände. Der Begriff stammt aus der Raumplanung und wird in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. In der Regel profitieren Umlandgemeinden durch Hochschulen, Veranstaltungshallen oder bedeutende Einrichtungen und Behörden in einem Oberzentrum. Als Richtschnur galt einst die Zahl von 100.000 Einwohnern.

Unter anderem weil sich aber Bayern von dieser Richtschnur verabschiedet hatte, wollte Thüringen dem etwas entgegensetzen. Das Infrastrukturministerium erklärte, dass ein Oberzentrum in Südthüringen ein „zentralörtliches Gegengewicht zu den nahegelegenen Oberzentren auf bayrischer Seite und eine Stärkung des Südthüringer Raums schaffen könnte“.

Finanzielle Vorteile als Oberzentrum

Schon 2018 hatten sich die vier Städte gemeinsam auf den Weg gemacht. Der Status Oberzentrum wirkt sich auch auf die Förderung durch das Land aus. Kritik daran gab es immer wieder aus Meiningen und Schmalkalden, die sich benachteiligt fühlen. Die Städte befürchten, dass Fördergelder künftig bevorzugt an die im Oberzentrum organisierten Kommunen fließen könnten.

Gegner wollen "hartnäckig bleiben"

Die Landrätin des Kreises Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser (pl), sagte auf MDR THÜRINGEN Anfrage, ein Oberzentrum in Südthüringen ohne Schmalkalden und Meiningen würde völlig an den Realitäten vorbeigehen. Der Kreis werde weiter hartnäckig bleiben und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um ein Oberzentrum ohne eine Beteiligung der beiden Städte zu verhindern.

Auch Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder (SPD) äußerte sich kritisch zu den Plänen. Die Landesregierung solle sich die Zeit nehmen, um die Dinge genau zu prüfen, so Giesder. Mit den vier Städten seien wesentliche Faktoren eines Oberzentrums nicht erfüllt. Um das zu beheben, würden Doppelstrukturen aufgebaut, so der Bürgermeister. Der Kreis verweist dabei unter anderem auf die Hochschule Schmalkalden, die Bildungseinrichtungen der Polizei, das Justizzentrum und die Landesrettungsdienstschule in Meiningen sowie das Theater und die Museen.

Der Oberhofer Bürgermeister Thomas Schulz (Freie Wähler) betonte, dass es nicht darum gehe Doppelstrukturen auf-, sondern abzubauen. Die ganze Region würde von einem Oberzentrum profitieren, auch wenn bestimmte Städte nicht Teil, sondern Partner des Oberzentrums sind, so Schulz.

Thomas Schulz, Bürgermeister von Oberhof
Thomas Schulz, Bürgermeister von Oberhof (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / ari

Bisher nur drei Oberzentren im Freistaat

Laut dem neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) sollen die Städte Suhl, Zella-Mehlis, Schleusingen und Oberhof ab 2024 das Oberzentrum von Südthüringen bilden. Suhl soll demnach weiter kreisfreie Stadt bleiben, jedoch mit den drei anderen Städten in die Region Südthüringen ausstrahlen - durch kommunale Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Kultur, Sport, Wirtschaft und Soziales. Bisher haben im Freistaat nur Erfurt, Jena und Gera den Status eines Oberzentrums.

Eisenach und Wartburgkreis erneuern Forderung

Auch Eisenach hat sich für ein Oberzentrum in Stellung gebracht. Die Oberbürgermeisterin der Stadt, Katja Wolf, und der Landrat des Wartburgkreises, Reinhard Krebs, haben in einem Schreiben an das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ihre Forderung erneuert.

Eisenach sei Hochschulstandort, liege verkehrstechnisch sehr günstig, biete zentrale Einkaufsmöglichkeiten und sei auch im Wartburgkreis ein bedeutender Wirtschafts- und Industriestandort. Außerdem habe Eisenach eine besondere Funktion für Kultur und Tourismus, heißt es in dem Schreiben.

Mehr zur Entwicklung in Thüringer Regionen

MDR (tig/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 28. Juni 2023 | 18:00 Uhr

7 Kommentare

Ovuvuevuevue Enyetuenwuevue Ugbemugbem Osas vor 44 Wochen

Der Begriff „Oberzentrum“ trifft weder auf Suhl oder Zella-Mehlis noch auf Meiningen, Schmalkalden oder irgend etwas sonst zu. Jede Kuhbläke will heute Oberzentrum, Kreisstadt oder sonstwas sein, das ist doch an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten.

Graf von Henneberg vor 44 Wochen

Oberzentrum - das kann und darf nur Meiningen sein. Wo kommen wir denn da sonst hin? - Suhl war seinerzeit preußisch regiert. - Ggf. sollten die Grenzen des Hzgtm. Sachsen-Meiningen dazu herangezogen werden, oder aber auch die der Grafschaft Henneberg im fränkischen Reichskreis. - Am 2. Juli ist es wieder soweit - da wird der Frankenrechen hochgezogen. Gell.

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