Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Haarnetz und weißem Kittel beim Firmenbesuch von Viba in Schmalkalden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit Haarnetz und weißem Kittel beim Firmenbesuch von Viba in Schmalkalden. Vor den Werkstoren blockierten Demonstranten eine Straße aus Protest gegen Habeck und die Bundesregierung. Das Unternehmen kritisierte danach die aggressiven Proteste. Bildrechte: IMAGO / Jacob Schröter

Stellungnahme Nach Habeck-Besuch: Viba kritisiert aggressive Proteste in Schmalkalden

23. Februar 2024, 08:00 Uhr

Der Nougathersteller Viba in Schmalkalden hat die aggressiven Proteste beim Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Mitte Februar kritisiert. Auch die Meininger Landrätin Greiser verurteilte die verbalen Angriffe. Das Unternehmen hatte sich in der Vergangenheit wiederholt zu aktuellen Themen geäußert.

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Der Nougathersteller Viba in Schmalkalden hat die aggressiven Proteste beim Werksbesuch von Robert Habeck (Grüne) in der vergangenen Woche kritisiert. Auch Viba sei nicht mit allem einverstanden, was gerade passiert, heißt es in einer Mitteilung in den Sozialen Medien vom Montag, dem 19. Februar, die mehr als 1.000-mal geteilt wurde. Das Unternehmen hat den Wirtschaftsminister nach eigenen Angaben mit dem Ziel eingeladen, einen konstruktiven Dialog zu führen.

Vor dem Betriebsgelände hatten zum Besuch von Habeck am Donnerstag, dem 16. Februar, etwa 200 Bauern und Handwerker mit Traktoren, Autos und Transportern demonstriert. Zufahrtsstraßen wurden blockiert, Mitarbeiter beschimpft und Reporter mit Ausrufen wie "Aufhängen!" bedroht. Die Stimmung war aggressiv und aufgeheizt. Er war für eine Drei-Länder-Reise in Schmalkalden.

Boykottaufrufe und Insolvenzwünsche gegenüber Viba

Habecks Besuch habe die Gelegenheit geboten, die eigenen Anliegen direkt anzubringen und das Unternehmen bekannter zu machen. Außerdem habe der Termin die Chance geboten, nicht nur dem Ministerium, sondern auch der mitgereisten Presse zu zeigen, dass es in Thüringen viele Unternehmen und Menschen gibt, die weltoffen sind und konstruktiv gestalten wollen. Man habe Thüringen als vielfältig und attraktiv - zum Leben, Arbeiten, Urlaub machen - präsentieren wollen.

In den Sozialen Medien hätten Menschen dem Süßwarenhersteller dagegen die Insolvenz gewünscht und zum Boykott aufgerufen. In der Berichterstattung habe daraufhin wieder Hass und Verrohung in Thüringen dominiert. Auch wenn der Hass nicht von der Mehrheit der Bevölkerung komme, gehe er unter die Haut und die Feindseligkeit menschlich nahe, heißt es. Viba appellierte, dass dieser Umgang nicht salonfähig werden dürfe.

Menschen protestieren wegen des Besuchs von Wirtschaftsminister Robert Habeck vor dem Werksgelände des Nougatherstellers Viba in Schmalkalden.
Menschen protestieren wegen des Besuchs von Wirtschaftsminister Robert Habeck vor dem Werksgelände des Nougatherstellers Viba in Schmalkalden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Viba: Habeck hat nichts schöngeredet

Den Austausch mit dem Bundeswirtschaftsminister beschrieb Viba in seiner Mitteilung als gut. Diskutiert wurde den Angaben zufolge über verschiedene Themen, wie Bürokratie, Kostendruck, Integration, Lieferketten oder Förderpolitik. Laut dem Süßwarenhersteller hat Habeck Fragen gestellt, zugehört und auch nichts schöngeredet. Er habe wissen wollen, was das Unternehmen bewegt. Dies sei aus Sicht von Viba ein guter Anfang.

Meininger Landrätin verurteilt Angriffe auf Unternehmen

Die Meininger Landrätin Peggy Greiser (parteilos) verurteilte ebenso am Freitag (23. Februar) die zahlreichen verbalen Angriffe im Netz gegen das Süßwarenunternehmen Viba. Proteste im Zusammenhang mit dem Besuch von Habeck seien zwar legitim, doch Beleidigungen, Hass und Hetze seien inakzeptabel. Greiser appellierte an alle Demonstranten, ihren Protest friedlich und konstruktiv zu halten. Für Greiser bedeuten Demokratie und Toleranz, dass man andere Meinungen akzeptiert, zuhört und nicht brüllt.

Viba äußert sich wiederholt zu aktuellen Themen

Das Unternehmen hatte sich in der Vergangenheit mehrmals zu aktuellen Themen geäußert. Als im April 2023 bekannt wurde, dass Mathias Döpfner, Chef des Springer-Medienkonzerns, Ostdeutsche in Chatnachrichten pauschal als Kommunisten und Faschisten bezeichnet hatte, reagierte das Unternehmen mit einer ironischen Kampagne in den sozialen Medien. Die Botschaft hat laut Viba mehr als 15 Millionen Menschen erreicht, es habe tausende positive Reaktionen und Kommentare gegeben.

Außerdem erklärte das Unternehmen nach der Wahl des deutschlandweit ersten AfD-Landrates im Südthüringer Kreis Sonneberg, dass mit der Wahl der Wirtschaftsstandort Thüringen bedroht sei: Ohne Europa, ohne Euro, ohne Zuwanderung, ohne Weltoffenheit, ohne Demokratie wäre Viba heute nicht dort, wo es ist. Mit einer Rabattaktion wollte das Unternehmen Menschen zum Gang an die Wahlurne bewegen.

Mit dem folgenden Shitstorm hatte Viba allerdings nicht gerechnet. Geschäftsführerin Corinna Wartenberg sagte kurz nach der Wahl der "Südthüringer Zeitung": Das, was unter dem hundertfach geteilten Post zu lesen war, habe Viba "so nicht kommen sehen." Das habe richtig Angst gemacht und richtig weh getan. Die Hasskommentaren hätten von Beleidigungen und Vorwürfen zur Manipulation der Wahl bis hin zu Boykottaufrufen und Insolvenz-Wünschen gereicht.

Mitglied der Initiative "Weltoffenes Thüringen"

Das Unternehmen ist Mitglied in der Initiative "Weltoffenes Thüringen", das sich im Januar in Thüringen gegründet hat. Nach eigenen Angaben haben sich Tausende Menschen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Politik, Kultur, Kirche oder Bildung dort engagiert und wollen sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einsetzen.

Der Süßwarenhersteller Viba beschäftigt mehrere Hundert Mitarbeiter in Schmalkalden und hat 2021 einen Umsatz von 40 Millionen Euro erwirtschaftet.

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