Schmalkalden-Meiningen Neue Flüchtlingsunterkunft in Oberhof: Ausschließlich Familien sollen einziehen

20. April 2023, 12:32 Uhr

Das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen will Flüchtlingsfamilien in Oberhof unterbringen. Das erklärte Vize-Landrätin Susanne Reich am Mittwochabend auf einer Einwohnerversammlung in Oberhof. In der kommenden Woche sollen bis zu 35 Flüchtlinge in eine ehemalige Pension einziehen. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger brachten ihre Ängste zum Ausdruck. Proteste wie zuletzt in Schleusingen blieben aber aus.

"Wir werden sorgfältig auswählen und schauen, wer nach Oberhof passt", erklärte Vize-Landrätin Susanne Reich (parteilos) am Mittwochabend in Oberhof. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger kamen zu einer Einwohnerversammlung, zu der Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz (parteilos) geladen hatte.

"So voll ist das Haus des Gastes sonst nur zu Jugendweihefeiern", zeigte sich Schulz gleich zu Beginn der Veranstaltung überrascht. Er selbst sei im Oktober von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben informiert worden, dass das bundeseigene Gebäude als Flüchtlingsunterkunft bereitgestellt werden soll.

Das könnten weder Stadt noch Landkreis ändern, erklärte Schulz am Mittwochabend. Er forderte die Bürger zu einem konstruktiven Umgang mit den Flüchtlingen auf und bat darum, sie in der Gemeinde bestmöglich zu integrieren.

Anwohner fürchten um Sicherheit

Einige Anwohner fürchten um die Sicherheit der Schülerinnen im benachbarten Sport-Gymnasium, die entlang der Flüchtlingsunterkunft trainieren. Auch ausbleibende Touristen und ein möglicher Anstieg der Kriminalität wurden diskutiert.

Vertreter des örtlichen Gewerbeverbands wiesen hingegen auf die vielen unbesetzten Arbeitsplätze in Oberhofer Hotels und Gaststätten hin und sehen in den Flüchtlingen eine Chance für die Region.

"Es werden hier keine alleinstehenden, jungen Männer untergebracht", erklärte Susanne Reich und versuchte damit den Teilnehmern die Ängste zu nehmen. Stattdessen wolle man "gezielt Flüchtlingsfamilien auswählen". Die Herkunft solle dabei keine Rolle spielen, es würden Flüchtlinge aus der Ukraine sein, aber auch Asylsuchende aus anderen Regionen.

In der derzeit leerstehenden Pension "Haus Rennsteig" sollen nach Reichs Angaben künftig maximal 35 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Haus habe eine Kapazität von 45 Plätzen, die man aber nicht ausschöpfen wolle.

Thomas Schulz, Bürgermeister von Oberhof
Thomas Schulz ist Bürgermeister von Oberhof (Archivbild). Bildrechte: IMAGO / ari

Vize-Landrätin: Kein Oberhofer Sonderweg

Als Oberhofer Sonderweg wolle sie die Auslese aber nicht verstanden wissen. Auch in anderen Gemeinden werde mit Blick auf Größe und Lage der Flüchtlingsunterkunft eine ortsverträgliche Auswahl getroffen. Auch in Niederschmalkalden würden derzeit neue Plätze für Flüchtlinge geschaffen. Ziel sei es, die Turnhalle in Schwallungen, in der bisher Flüchtlinge untergebracht sind, bis Ende Juni frei zu ziehen, damit diese spätestens nach den Sommerferien von den Vereinen wieder genutzt werden kann. 

Am Ende forderte Bürgermeister Schulz den Bund auf, das Asylrecht anzupassen, um Flüchtlinge und Asylsuchende schneller in Arbeit zu bringen. "Müßiggang ist aller Laster Anfang", sagte Schulz.

MDR (ar/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Thüringen Journal | 20. April 2023 | 19:00 Uhr

228 Kommentare

hinter-dem-Regenbogen am 23.04.2023

Auch stelle ich mir immer wieder die Frage , ob den Menschen, die nach Deutschland einwandern, fliehen oder auch nur mal so vorbeischauen, wirklich geholfen wird - unter der Betrachtung , was die Menschen verlieren und dabei zurücklassen. Familien werden auseinandergerissen und soziale Strukturen gesprengt. Von der Kultur und der Psyche der Menschen ganz abgesehen.
Selbst in diesem Forum wird mehrmals darauf hingewiesen, dass "Deutschland an den Flüchtlingen gewinnen wird "

Wer also sind die wirklichen Gewinner in dieser Migrations - Flüchtlings- und Wanderbewegung ?

hinter-dem-Regenbogen am 23.04.2023

@knarf

Die Suche nach dem Wohl und dem Glück ist eine legitime Sache .
Erfahrungsgemäß jedoch bezahlen die Einen oftmals für das Wohl der Anderen.

Wanderbewegungen (Völkerwanderungen) jeder Art gibt es schon seit Jahrhunderten auf diesem Planeten . Einstmals nannte man die Wandernden zu Pferde auch "Beutefänger ". Sesshafte Völker hatten dabei meist das nachsehen.
Wie man heute die Wanderbewegungen der Völker nennt, ist mir dabei egal.

PS:
Als unmenschlich empfinde ich die Argumentation, dass die Flüchtlinge in Deutschland, die Rente für die Deutschen erarbeiten werden (sollen).
Das erinnert mich an interkontinentale Aktivitäten und schwarze Zeiten vor nicht weniger als 120 - bis 300 Jahren.
Gerne möchte ich mich getäuscht haben, aber die sich immer wiederholenden Geschichtsabläufe, stärken mich in meinen Ansichten.

. . . . und niemand erbringt den Beleg dafür, dass es eigentlich ganz anders ist oder auch sein könnte - und dafür steht der Begriff des "Beutefangs".

lulu2020 am 23.04.2023

Haben wir beide den selben Artikel gelesen? Darin steht, dass die Einwohner Angst um ihre Sicherheit haben, die aber angeblich unbegründet ist, weil ja keine alleinstehenden Männer untergebracht werden und Familien sind weniger kriminell und schaden auch dem Tourismus weniger. Die Einwohner von Suhl haben z.B. kein Mitspracherecht,wer dort untergebracht wird und müssen die ständigen Polizeieinsätze in der Untetkunft dulden. Vielleicht verstehen sie jetzt meine Frage. Also nochmal, nicht ich nehme Wertungen vor sondern andere.

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