"Sonneberg zeigt Gesicht" Vize-Landrat erteilt Demonstranten in Sonneberg eine Absage

15. Dezember 2022, 10:23 Uhr

Seit November hatte der Landkreis Sonneberg die Teilnehmer der wöchentlichen Proteste zu Gesprächen eingeladen. Gemeinsamen Protestaktionen mit der Initiative "Sonneberg zeigt Gesicht" hat Vize-Landrat Jürgen Köpper nun eine Absage erteilt. Grund sind die Reaktionen auf eine Rede des Stadtpfarrers.

In Sonneberg wird es auch künftig keine gemeinsamen Protestaktionen von Kommunalpolitikern und der Initiative "Sonneberg zeigt Gesicht" geben. In einem öffentlichen Brief hat Sonnebergs Vize-Landrat Jürgen Köpper der Initiative eine Absage erteilt. Zur Begründung schrieb der CDU-Politiker, die Reaktionen auf die Rede von Stadtpfarrer Rainer Kunz am zweiten Advent hätten ihn nachdenklich und betroffen gemacht.

Köpper: "Gegenseitiger Respekt schwer beschädigt"

Die Art und Weise, wie Pfarrer Kunz von den Demonstranten angegangen worden sei, habe die Idee eines offenen Austauschs auf Basis gegenseitigen Respekts schwer beschädigt, so Köpper. Nach dieser Erfahrung könne er sich keinen gemeinsamen Protest mehr vorstellen.

Gleichwohl werde er weiter dafür kämpfen, dass die Bundesregierung den Problemen in der Region Gehör schenkt. Zu berücksichtigen sei jedoch auch, so Köpper, dass die Regierung mittlerweile eine Reihe von Gesetzen auf den Weg gebracht hat, um Menschen und Wirtschaft zu entlasten.

Wappen des Landkreises Sonneberg am Landratsamt.
Die Teilnehmer der Proteste wurden vom Landkreis seit November wöchentlich zu einem Gespräch eingeladen. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Stadtpfarrer Rainer Kunz hatte im Anschluss einer regierungskritischen Demonstration ein Friedensgebet gehalten. Darin lobte er die Corona-Politik von Bund und Land. Die Verantwortlichen hätten das Land im Großen und Ganzen gut durch die Krise geführt. Für diese Worte war er von den Demonstrationsteilnehmern ausgepfiffen und verbal angegriffen worden.

Anfang November hatte der Landkreis die Teilnehmer der wöchentlichen Proteste zu einem Gespräch eingeladen. Beide Seiten hatten den Austausch danach als positiv bewertet. Die Initiative "Sonneberg zeigt Gesicht" hatte den Vize-Landrat daraufhin eingeladen, auf einer ihrer Protestveranstaltungen zu sprechen.

"Sonneberg zeigt Gesicht" kündigt Protestpause an

Am Mittwoch kündigte "Sonneberg zeigt Gesicht" eine Protestpause an. Sie will erst im neuen Jahr wieder Kundgebungen organisieren. Der Zulauf hatte in den vergangenen Wochen stark abgenommen. Zuletzt waren laut Polizei noch etwa 220 Menschen auf den Piko-Platz gekommen. Die Veranstaltung wurde wegen der kalten Temperaturen nach weniger als einer Stunde beendet.

MDR (med/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 14. Dezember 2022 | 14:30 Uhr

13 Kommentare

kleiner.klaus77 am 16.12.2022

Ich finde ja den Stadtpfarrer Rainer Kunz mit seiner Ansicht ein wenig skurril, dass während der corona-pandemie in Deutschland im Grunde genommen alles super gelaufen ist! Ist er etwas schlauer als die Sachverständigenkommission des Bundes?

knarf am 15.12.2022

Ludwig 58:Leider fehlt wie es scheint bei man chen Leuten die Voraussetzung um wirklich denken zu können.Lieber wird eben auf die primitive und manchmal auch gefährliche Art gegen die Gesellschaft gepöbelt!

Ludwig58 am 15.12.2022

Es ist gut und richtig, dass der Vizelandrat von Sonneberg der Initiative "Sonneberg zeigt Gesicht" eine klare Absage erteilt hat. Es ist unerträglich, dass bei der Rede des Pfarrers Kunz verbale Pöbeleien von den Demonstranten kamen. Und das nur deshalb, weil der Pfarrer eine andere Meinung kund tat, als es die Protestanten haben.
"Vom Nutzen der Toleranz" ist der Titel eines Buches, das die Ansiedlung der Hugenotten in Erlangen beschreibt. Diese Toleranz Andersdenkenden gegenüber wünsche ich mir (und viele andere auch) von den Demonstranten der Initiative "Sonneberg zeigt Gesicht". Wer mit Buhrufen versucht, die Worte eines Menschen zu übertönen, der eine andere Meinung hat, zeigt meines Erachtens eine gewisse geistige Armut. "Denken heißt vergleichen" hat Walther Rathenau einst gesagt. Und vergleichen heißt: verschiedene Meinungen anzuhören und darüber nachzudenken.
Das Vermögen über die Worte anderer Menschen nachzudenken will ich nicht pauschal allen absprechen, aber es tut weh!

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