27.09.2019 | 15:17 Uhr Batterie statt Oberleitung: Plan für neue Züge zwischen Chemnitz und Leipzig

27. September 2019, 15:17 Uhr

Auf der Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig sollen von Ende 2023 an batteriebetriebene Züge fahren. Der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen hat am Freitag auf seiner Verbandsversammlung den Kauf von elf batteriebetriebenen Zügen vom Typ Alstom Coradia Continental beschlossen. Für die Beschaffung der Züge nimmt der Zweckverband nach eigenen Angaben einen Kredit in Höhe von 50 Millionen Euro auf. Der Verkehrsverbund mit Sitz in Chemnitz besitzt bereits sehr ähnliche Fahrzeuge für Betrieb unter Oberleitung zwischen Dresden und Hof über Freiberg, Chemnitz, Zwickau und Plauen sowie für die Verbindung Chemnitz - Riesa - Elsterwerda.

Reichsbahn-Züge in der Kritik

Auf der Regionalexpress-Linie RE6 fahren derzeit Wendezüge mit Diesellok und Waggons aus Beständen der Deutschen Reichsbahn der DDR. Die Linie steht seit Jahren in der Kritik wegen Verspätungen und Zugausfällen. Verantwortliches Bahnunternehmen ist die Transdev-Tochter Mitteldeutsche Regiobahn, der aktuelle Verkehrsvertrag läuft bis Ende 2023, also dem geplanten Starttermin der neuen Züge.

Der Fahrzeughersteller Alstom sieht sich für die Entwicklung der Batterie-Züge gerüstet. Eine Sprecherin sagte: "Als Anbieter nachhaltiger Lösungen ist Alstom in der Lage, alle Arten von Technologien anzubieten und ist sehr daran interessiert, eine so innovative und umweltfreundliche Version seines erfolgreichen und bewährten Coradia Continental Regionalzuges anzubieten."

Batterien auf dem Dach

Die neuen Züge sollen mit Hochleistungsbatterien auf den Dächern ausgestattet werden, die jeweils in den Endbahnhöfen Chemnitz und Leipzig an der dort vorhandenen Oberleitung aufgeladen werden sollen. Die Ladezeit beträgt den Angaben zufolge rund 30 Minuten. Für die Strecke sind im täglichen Betrieb vier Zugpaare geplant. Es sollen jeweils zwei gekuppelte Triebwagen fahren und Platz für 300 Reisende bieten. Die Triebzüge sind etwas schneller als die jetzigen Dieselloks. Der Verkehrsverbund Mittelsachen erwartet dadurch Fahrpläne mit besseren Anschlüssen in Leipzig. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig muss den Angaben zufolge den Plänen des Verkehrsverbundes Mittelsachsen noch zustimmen.

Der weitestgehend eingleisige Bahnstrecke Chemnitz - Leipzig soll nach aktuellen Plänen bis voraussichtlich 2028 elektrifiziert und ausgebaut werden.

Quelle: MDR/lam/dpa

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 27.09.2019 | 17:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz

3 Kommentare

Sachse44 am 28.09.2019

Irre!
Mittlerweile sollte bekannt sein wie einige Materialien für Batterien gewonnen werden. Hier muß Journalismus kritisch werden, auch bzgl. der Entsorgung.

Arbeitende Rentnerin am 27.09.2019

Da wird man wohl alleine 3 Waggons mit Ersatzbatterien mitschleppen müssen und in jedem zweiten Bahnhof auswechseln. Mal davon abgesehen, dass Hochleistungsbatterien nicht gerade zu den umweltfreundlichsten Artikeln gehören, will man wohl diese Strecke dauerhaft zur Experimentalstrecke machen, auch um zu testen, wieweit die Geduld der Fahrgäste reicht. Elektrifizierung mag umweltfreundlich und sinnvoll sein, aber diese Variante?

Egon am 27.09.2019

Der CO2-Rucksack der Elektrifizierungs-Mobilität ist mit Sicherheit größer als der von Batteriezügen. Aber auch letzterer ist nicht zu unterschätzen und ein Grund, warum Batteriefahrzeuge mit entsprechend großem Aktionsradius mehr CO2 emittieren als H2-BZ-Fahrzeuge. Laut Fraunhofer liegt dieser Aktionsradius bei Pkw bei etwa 250 km. Batteriezüge, die bei häufigem Einsatz in den Wendepausen geladen werden müssen, können im Gegensatz zu BZ-Zügen dazu keine kostengünstigen Schwachlasttarife nutzen. Ferner fällt bei Batteriezügen keine Abwärme zur Beheizung der Fahrgasträume an. Ein komplexes Thema, das häufig fälschlicherweise allein an der Energieeffizienz des Antriebs festgemacht wird.

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