Nach Spielschluss in Jubelpose: Torhüter Martin Männel Aue
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Fußball | 3. Liga Aues "richtig geiler Tag" hinterlässt Frust und Fragezeichen bei Dynamo Dresden

19. Februar 2024, 10:56 Uhr

Erzgebirge Aue verdient sich mit einer kämpferischen Leistung den Sieg im Sachsenderby und hält Tuchfühlung zum Relegationsplatz. Dynamo Dresden gibt im neuen Jahr dagegen weiter Rätsel auf.

Es war eine - im wahrsten Sinne des Wortes - mitreißende Partie am Sonntagnachmittag. Das lag neben Jakob Lewalds etwas rabiatem Trikotzupfer gegen Boris Tashchy, mit dem der Dresdner Innenverteidiger ein Stück Stoff aus dem lila Jersey seines Gegenspielers gerissen hatte, in erster Linie an packenden Zweikämpfen, drei sehenswerten Toren, jeder Menge Emotionen und einem verdienten Sieger im 100. Sachsenderby. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hieß der allerdings nicht Dynamo Dresden.

Aue griffiger, motivierter und zielsicherer

"Einfach ein richtig geiler Tag", fasste Torschütze Marcel Bär die Gefühlslage bei Erzgebirge Aue nach dem knappen 2:1-Erfolg am Sport im Osten-Mikrofon zusammen. Man habe "alles reingeschmissen, gekämpft ohne Ende" und sich so nach zuletzt drei Pleiten in Folge gegen den Erzrivalen mit dem ersten Derbysieg seit Mai 2022 belohnt

Aue war heute einfach brutal effektiv, das hat den Unterschied gemacht.

Markus Anfang Trainer SG Dynamo Dresden

Dass Aue letztlich als Sieger vom Platz ging, war verdient. Das Team von Trainer Pavel Dotchev agierte griffiger in den Zweikämpfen, spielte mutig nach vorne und nutzte seine Chancen gegen eine teils verträumte Dresdner Hintermannschaft eiskalt aus. Bezeichnend dafür war die Situation vor dem Führungstreffer, als sich Kilian Jakob auf der linken Außenbahn energisch gegen Claudio Kammerknecht und Lewald durchsetzte und Bär die Führung auf dem Silbertablett servierte. "Aue war heute einfach brutal effektiv, das hat den Unterschied gemacht", musste auch Dynamo-Trainer Markus Anfang nach dem Spiel anerkennen.

Aue robbt sich an die Spitzenteams heran

Auch wenn seine Mannschaft nach dem zweiten Auer Treffer durch Tim Danhof kurz vor Schluss dank Joker Robin Meißner noch einmal herankam, fehlte der letzte Wille für eine erfolgreiche Schlussoffensive. Zwar hätte man laut Anfang "mindestens einen Punkt verdient gehabt", in letzter Konsequenz zeigte sich Aue in den entscheidenden Situationen aber schlicht giftiger und gieriger. "Motivieren musste ich meine Mannschaft nicht viel – im Gegenteil, ich musste eher etwas an Motivation rausnehmen", ließ Dotchev nach Spielende durchblicken.

Für Aues Übungsleiter war es vor allem eine Bestätigung der geleisteten Arbeit in den vergangenen Wochen. Die Mannschaft habe gezeigt, dass sie sich weiterentwickelt habe. Durch den Derbysieg springen die "Veilchen" in der Tabelle auf Platz sieben und rücken an die Topteams der Liga ran. Bei aktuell sechs Zählern Rückstand auf Ulm auf dem Relegationsplatz ist auch der Aufstieg alles andere als ausgeschlossen - auch wenn Dotchev etwaige Gedanken beiseiteschiebt. "Ich habe schon alles erlebt. Ich schaue mir nur die Tabelle der letzten sechs Spieltage an und dann gucke ich was drin ist."

Stephanie Müller-Spirra im Gespräch mit Pavel Dotchev 2 min
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Dynamo verpasst Tabellenführung

Für Dynamo ist mit Blick auf die Tabelle ganz sicher erst einmal Frust drin. Mit einem Sieg hätte die Tabellenspitze erobert werden können. Stattdessen kassierte Dresden bereits die vierte Niederlage in diesem Jahr und gibt weiter Rätsel auf. Insbesondere nach dem furiosen 7:2 am vergangenen Wochenende gegen Lübeck schien es, als hätte die SGD pünktlich vor dem Derby zurück in die Spur gefunden. Der Auftritt in Aue gibt allerdings zu bedenken. In der Abwehr agierte Dynamo in den spielentscheidenden Momenten zu schläfrig, offensiv fehlte trotz bester Chancen die Durchschlagskraft.

Ein bisschen mehr Galligkeit hätte ich mir schon gewünscht.

Stefan Kutschke Kapitän SG Dynamo Dresden

"Du darfst in einem Derby nicht so tun, als wäre es ein Testspiel", brachte es Kapitän Kutschke auf den Punkt. "Ein bisschen mehr Galligkeit hätte ich mir schon gewünscht." Vielleicht war der Kopf angesichts der Bedeutung des Spiels auch einfach "zu kühl", mutmaßte Anfang. So oder so schmolz der Vorsprung auf den Relegationsplatz nach der bereits neunten Saisonpleite auf zwei Zähler zusammen. Am kommenden Samstag ist Dynamo zuhause gegen Rot-Weiss Essen gefordert. Setzt es auch dann eine Niederlage, dürften die Alarmglocken heller den je schrillen. Denn es geht einzig und allein um den Aufstieg in dieser Saison.

Markus Anfang im Interview 2 min
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Erinnerungen an die vergangene Spielzeit, als die SGD auf den letzten Drücker den Aufstieg verspielte, dürften angesichts der aktuell schwankenden Leistungen bei dem einen oder anderen Fan wach werden. Zumal die Aufgaben in den kommenden Wochen mit Teams aus der oberen Tabellenhälfte (Essen, Ulm, Münster) nicht einfacher werden. Anfang bleibt trotzdem gelassen. "Wir sind in einer guten Position und der einzige Verein, der gesagt hat, dass er aufsteigen will. Wir stehen dazu." Sollte die Rückkehr in die 2. Bundesliga am Ende der Saison dann tatsächlich gelingen, dürfte auch die Derbyniederlage in Aue schnell der Vergessenheit angehören.


jsc

Videos und Audios zur 3. Liga

Dynamo-Trainer Markus Anfang
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4 min

Mit der 1:3-Niederlage gegen Saarbrücken wächst auch die Kritik an Dynamo-Trainer Markus Anfang. Der zeigt Verständnis und will aktuell nicht mehr über den Aufstiegskampf sprechen.

So 07.04.2024 16:22Uhr 03:40 min

https://www.mdr.de/sport/sport-im-osten/video-markus-anfang-nach-dynamo-saarbruecken-100.html

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Dynamo-Angreifer Manuel Schäffler
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3 min

Manuel Schäffler war nach der 1:3-Niederlage gegen Saarbrücken sichtlich mitgenommen. Der Dynamo-Angreifer schoss den Anschlusstreffer, konnte sich über sein Tor aber nicht wirklich freuen.

So 07.04.2024 16:20Uhr 03:29 min

https://www.mdr.de/sport/sport-im-osten/video-manuel-schaeffler-nach-dynamo-saarbruecken-100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 19. Februar 2024 | 19:30 Uhr

31 Kommentare

Camouflage vor 9 Wochen

@Dartmeister wieder FALSCH

Viel Feind', viel Ehr'!
Dieser vielzitierte Wahlspruch des frühneuzeitlichen Landsknechtsführers Georg von Frundsberg, auch George und Jörg bzw. von Fronsberg und Freundsberg, war ein süddeutscher Soldat und Landsknechts­führer in kaiserlich-habsburgischen Diensten, bezeichnete ursprünglich die Möglichkeit, gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind umso mehr Ehre erlangen zu können. Mit seinen gut gedrillten Truppen errang Frundsberg bedeutende Siege. Mit seinen gut gedrillten Truppen errang Frundsberg bedeutende Siege. 1513 schlug er ein zahlenmäßig vierfach überlegenes venezianisches Heer bei Creazzo vernichtend. Aus dieser Schlacht stammt sein Motto "Viel Feind', viel Ehr'!"

Camouflage vor 9 Wochen

Für Aue war es die Zündung ab jetzt geht's aufwärts, bis auf Relegationsplatz um Aufstieg gespielt wird, Dresden bleibt sicher in der Liga und hat mit Abstieg nichts zu tun.

Il Sassone vor 9 Wochen

Da wird ein Trainer nach dem anderen "verfeuert" um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Bei einem Abstieg wird garantiert versucht den sofortigen Wiederaufstieg zu erreichen. Das wird nicht ewig gut gehen.

Man muss allerdings zugeben, dass bei den Transfers seriös gewirtschaftet wird.

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