Ein Kind mit Spielsachen
Vorschulkinder in Uruguay wurden durch den Lockdown im Frühling 2020 in ihrer Entwicklung gebremst, unter anderem in Bezug auf motorische Fähigkeiten. (Symbolfoto) Bildrechte: imago/Panthermedia

Covid-19 Corona Lockdown hat die Entwicklung von Vorschulkindern gebremst

24. Februar 2022, 10:11 Uhr

Eine umfangreiche Studie zur Entwicklung von Vorschulkindern in Uruguay zeigt jetzt: Verglichen mit den Jahrgängen vor der Pandemie haben Fünfjährige durch den Lockdown 2020 erhebliche Entwicklungsrückstände aufgebaut.

Die Bildungsforscher an der Universität in Montevideo untersuchen regelmäßig die kognitiven, motorischen und sozial-emotionalen Fähigkeiten von Vorschulkindern. Dazu beobachten Lehrer die Kinder, wenn sie im Alter von vier in die Klassen kommen und ein weiteres Mal, wenn sie kurz vor dem sechsten Geburtstag fertig sind mit der Schulvorbereitung. So konnten die Forscher nun einen umfangreichen Vergleich anstellen, wie sich der Lockdown im Frühling 2020 und die damit verbundene Anweisung, die eigene Wohnung nicht zu verlassen, auf die Entwicklung der Kinder ausgewirkt haben.

Kinder im Corona Lockdown: Bewegungsmangel und keine Lust auf Mathe

Auf der einen Seite standen 34.355 Vorschüler, die die Vorbereitung auf die Schule bereits 2018 und 2019 abgeschlossen hatten und demnach in der Vorschule nicht von der Pandemie und den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus betroffen waren. Auf der anderen Seite standen 30.158 Kinder, die 2019 und 2020 die Vorschule besuchten und demnach vor allem während des Lockdowns Anfang 2020 viel Unterricht verpassten.

In der Fachzeitschrift "Child Development" berichten die Forscher um Alejandro Vásquez-Echeverría, dass sie die größten Rückstände bei den motorischen, sprachlichen sowie den logisch mathematischen Fähigkeiten beobachten konnten und die fünfjährigen Lockdownkinder weniger Lust auf Lernen hatten, im Vergleich zu ihren Vorgängerjahrgängen. Das sei wenig überraschend, denn frühe Sprach- und Mathematikbildung seien nur schwer durch Home Schooling vermittelbar. Außerdem hätte die Aufforderung zuhause zu bleiben bei vielen Kindern zu Bewegungsmangel geführt.

Lockdown: Betroffene Kinder waren weniger aggressiv

Als die Schule wieder begann, zeigten viele Kinder vermeidende und ängstliche Verhaltensweisen. Das sei wahrscheinlich eine Folge der Belastung der Eltern und Lehrer gewesen, so die Forscher. Überrascht habe sie, dass die Lockdownkinder deutlich seltener aggressives Verhalten zeigten, als die Kinder in den Vorpandemie-Jahrgängen. Das könne aber damit zusammenhängen, dass die Klassen bei der Wiedereröffnung deutlich verkleinert worden seien und die Lehrer die Kinder deshalb hätten enger betreuen und beobachten können.

Kinder, die schon vor der Pandemie benachteiligt waren, erlitten durch den Lockdown größere Entwicklungsverluste als Kinder, deren Familien in privilegierten Gegenden wohnten. Allerdings hatten die Forscher demografische Daten, etwa zu den Einkommen der Eltern, in der Studie nicht erhoben. Daher sei der Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und den Folgen des Lockdowns in dieser Studie nicht klar zu belegen. Die Forscher nehmen aber an, dass es ähnliche Effekte auch in anderen Ländern gab.

(ens)

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