Eine Nadel steckt in einer Ampulle mit Moderna-Impfstoff.
Wahrscheinlich wegen Antigen-Erbsünde: Die Anpassung des Impfstoffs gegen Omikron bringt zuvor Geimpften im Vergleich mit dem normalen Booster wahrscheinlich keinen zusätzlichen Schutz, das lassen Tierversuche vermuten. Bildrechte: imago images/NurPhoto

Sars-Corona-Virus-2 Omikron spezifischer Booster bringt bei Tierversuchen keine zusätzliche Verbesserung

14. Februar 2022, 16:59 Uhr

Biontech und Moderna arbeiten an einer an Omikron angepassten Booster-Impfung. Bei Tierversuchen zeigt sich aber: Die Anpassung brachte im Vergleich mit einer dritten Dosis der bisherigen Impfstoffe keinen zusätzlichen Gewinn.

Wie viel zusätzlichen Schutz liefert ein an Omikron angepasster Booster-Impfstoff im Vergleich zu den bereits verfügbaren Impfungen? Möglicherweise weniger als erhofft, darauf deuten die Ergebnisse einer Versuchsreihe in Rhesus-Affen hin. Forschende vom Nationalen Zentrum für Allergien und Infektionen (NIAID) in den USA verglichen die Wirkung einer Booster-Dosis mit dem bisherigen mRNA-Impfstoff von Moderna mit dem an Omikron angepassten Booster.

Antigen-Erbsünde: Normaler Booster schützt genauso gut wie angepasster Booster

Insgesamt acht Tiere waren zunächst mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs von Moderna (mRNA-1273) grundimmunisiert worden. Rund 9 Monate später erhielten jeweils vier Tiere entweder einen an Omikron angepassten Booster-Impfstoff (mRNA-1273.529), oder eine weitere Dosis mRNA-1273. Beide Varianten der Auffrischimpfungen führten zu einem deutlichen Anstieg schützender Antikörper. Gegen die Immunfluchtvarianten Omikron und Beta (die frühere Südafrikavariante) brachten erst die Booster-Dosen überhaupt eine wirklich messbare Menge an neutralisierenden Antikörpern. Doch im Vergleich mit Delta oder der ursprünglichen Wuhan-Variante entfalteten beide Booster weiterhin einen schlechteren Schutz gegen Omikron und auch gegen Beta.

Die Ergebnisse bestätigen laut den Forschern bereits vorangegangene Experimente mit einem an die Beta-Variante angepassten Impfstoff. Auch dort hatte der angepasste Booster keine wesentliche Verbesserung im Vergleich mit dem ursprünglichen Impfstoff gebracht. Die Autoren vermuten, dass es zur sogenannten Antigen-Erbsünde gekommen ist. Demnach wird bei der Booster-Dosis vor allem die Produktion von Antikörpern verstärkt, die sich gegen die Stellen vom Sars-Corona-Virus-2 richten, gegen die die Basis-Immunisierung ausgerichtet war.

Booster lässt breiten Immunschutz gegen weitere Varianten ausreifen

Die gute Nachricht lautet allerdings, dass beide Auffrischimpfungen eine deutliche Verbesserung bei kreuzreaktiven B-Zellen gebracht haben. Diese Gedächtniszellen des Immunsystem reifen sehr langsam. Ein dritter Kontakt mit dem Virusantigen, sei es durch eine dritte Impfung oder einen Kontakt zum Virus bei einer Infektion, führt demnach zu einer weiteren Stimulation der B-Zellen, die daraufhin deutlich breiter wirksame Antikörper produzieren, die mehr verschiedene Virusvarianten abdecken können.

Zusätzlich zu den Neutralisationstests im Labor wurden die geboosterten Tiere einige Wochen nach der Auffrischung mit dem echten Virus infiziert. Dabei zeigte sich, dass das Virus die unteren Atemwege praktisch gar nicht mehr befallen konnte und auch in den oberen Atemwegen kaum nachweisbar war. Die Booster schützten also zuverlässig vor einem schweren Krankheitsverlauf.

Mehr Antworten von klinischen Studien zur Omikron Booster Impfung erwartet

Die Aussagen der Studie lassen allerdings nur begrenzt Schlüsse darauf zu, wie die derzeit in Entwicklung befindlichen angepassten Impfstoffe bei Menschen wirken. Denn erstens wurden hier mit acht Individuen nur sehr wenige Versuchstiere beobachtet. Zum anderen produzieren Rhesus-Affen bei den verwendeten Impfstoffmengen deutlich mehr neutralisierende Antikörper als Menschen. Daher waren die Atemwege so gut geschützt, dass die Forscher keinen Schwellenwert für Antikörper fanden, ab dem die Tiere geschützt waren. Damit fehlt weiterhin das sogenannte Immunkorrelat, also der Antikörperwert, ab dem jemand als zuverlässig vor einer Infektion geschützt gelten kann.

Die laufenden klinischen Versuche zu den an Omikron angepassten Booster-Impfstoffen können hier voraussichtlich weitere Forschungslücken schließen. Möglich sei etwa, dass zwei Dosen eines Omikron-Boosters die Bildung von spezifischeren B-Zellen gegen die Variante auslösen, so die Forscher.

Omikron Booster: Sinnvoll wahrscheinlich erst im Herbst

Die Ergebnisse passen allerdings gut zur beginnenden Debatte um die Bedeutung einer möglichen Omikron Booster Impfung in Deutschland. Da erwartet wird, dass die Zahl der Neuinfektionen in den kommenden Wochen stark zurückgeht, stellen viele bereits in Frage, ob eine weitere Booster-Impfung für die breite Bevölkerung sinnvoll ist.

Wenn überhaupt, dann sei ein Omikron Booster wahrscheinlich erst im Herbst interessant, sagte der Immunologe Carsten Watzl im ARD Morgenmagazin. "Den an Omikron angepassten Impfstoff sehe ich im Herbst, wenn man dann die vulnerablen Gruppen oder die Menschen im Gesundheitswesen ein viertes Mal impft." Für alle anderen sei vor allem wichtig, mindestens drei Mal Kontakt zu den Virusantigenen gehabt zu haben, entweder durch Impfung und Booster oder durch Impfung und Infektion, beziehungsweise Infektion und Booster. "Der gute Schutz gegen Corona besteht in einer Dreifachimpfung", so der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Watzl vermutet, dass die meisten jüngeren Menschen ihren spezifischen Schutz gegen Omikron durch eine Infektion holen werden.

Omikron Booster oder polyvalenter Impfstoff?

Die Forscher des NIAID stellen in Frage, ob ein reiner Omikron-Booster sinnvoll ist. Sie glauben, ein sogenannter polyvalenter Impfstoff, der mRNA gegen die ursprüngliche Variante und gegen Omikron enthalte, sei möglicherweise langfristig der beste Weg für die Anpassung der Impfstoffe.

Quellen

12 Kommentare

AlexLeipzig am 21.02.2022

Wo geht es hin, einen Interessenkonflikt kann ich vor allem in Ihrem Vokabular erkennen: "impffrei", "nach dem Stich", "Doppelstich", "Zwangsgelder" - so drückt sich niemand aus, der neutral beobachten und bewerten möchte!

wo geht es hin am 19.02.2022

"Zu den Vorwürfen gegen Pfizer sagen Experten..."
Andere Experten sagen genau das Gegenteil. Und die werden nicht aus dem reichhaltigem Topf der Zwangsgelder für den Ö/R für ihre "Expertise" bezahlt. Also wem glaube ich eher? Jemandem, der von diesen Geldern abhängig ist und die Hand, die ihn füttert logischerweise nicht beisst oder jemandem, der sich aus rein wissenschaftlichem Interesse mit dem Thema beschäftigt? Sie erkennen den Interessenskonflikt?

MDR-Team am 17.02.2022

@wo geht es hin
Die Erfassung ist nicht willkürlich, sondern man gilt ab dem 15. Tag nach der Impfung als geimpft, da dann der Impfschutz relativ sicher wirkt. Genauso verhält es sich bei dem notwendigen Auffrischen des Impfschutzes nach sechs Monaten. Zu den Vorwürfen gegen Pfizer sagen Experten, dass dadurch nicht die Wirksamkeit des Impfstoffs in Frage gestellt würde (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/pfizer-impfung-test-usa-101.html).
LG, das MDR-Wissen-Team