Eine künstlerische Darstellung der russischen Mondlandefähre Luna 25.
Eine künstlerische Darstellung der russischen Mondlandefähre Luna 25. Bildrechte: Roskosmos

Mondmission Russland schickt am 11. August mit Luna 25 wieder eine Raumsonde zum Mond

09. August 2023, 14:38 Uhr

Russland schickt zum ersten Mal seit 47 Jahren wieder ein Raumfahrzeug zum Mond. Die Mission Luna 25 wurde bereits mehrfach verschoben und auch 2023 kam es wieder zu einer Verschiebung des Missionsstarts. Doch in der Nacht zum 11. August 2023 soll es so weit sein. Diese Raumfahrtmission soll der Beginn einer zukünftigen russischen Kolonisierung des Mondes sein – in Zusammenarbeit mit China.

Update: 9. August 2023
Die russische Mondmission Luna 25 hat einen Starttermin. Die Mission ist für Freitag, den 11. August 2023, vorgesehen und soll um 1:10 Uhr (MESZ) vom Kosmodrom Wostotschny im Osten Russlands starten.

Nach fast einem halben Jahrhundert will Russland wieder zum Mond zurückkehren. Bei der Mission Luna 25 geht es aber nicht nur um wissenschaftliche Erkenntnisse und Prestige. Nein, die Russische Föderation will zeigen, dass sich Rohstoffe auf dem Mond fördern lassen. Trotz jahrelanger Stagnation, der Insolvenz einiger Zulieferer und einer Reihe von Korruptionsvorwürfen gegen Top-Manager der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos will das Land zeigen: Wir sind wieder da! Wir gehören zur Spitze der Raumfahrtnationen! 

Russland demonstriert mit der Mission, wenn sie denn glückt, aber auch, dass auch seine Experten auf dem Mond landen können. Bisher ist dies nur zwei weiteren Nationen gelungen: den USA und China. Alle anderen Nationen und privaten Unternehmen sind an einer sanften Mondlandung gescheitert, wie zuletzt die privatwirtschaftliche japanische Mission Hakuto-R.

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Ansicht des Mondes mit einer reliefartigen Struktur der Zahl 10. 12 min
Was wissen wir über den Mond? Bildrechte: MDR

Landen auf dem Mond – eine Herausforderung

Nicht etwa, weil ihnen das Know-how komplett fehlt. Eine Landung auf einem fremden Himmelskörper ist alles andere als einfach. Der Strahl der Düsen, die eine sanfte Landung garantieren sollen, wirbelt so viel Staub auf, dass die Bordgeräte den Abstand zum Boden nicht immer richtig einschätzen können. 

Russland ist es aber bereits einige Male gelungen, auf dem Erdtrabanten aufzusetzen. Wobei es die ehemalige Sowjetunion war. Das kommunistische Regime ist zuletzt vor 47 Jahren mit der Raumfahrtmission Luna 24 auf dem Mond gelandet. 

Eine künstlerische Darstellung der russischen Mondlandefähre Luna 25.
Eine künstlerische Darstellung der russischen Mondlandefähre Luna 25 nach der Landung. Bildrechte: Roskosmos

Doch seit 1976 ist einiges passiert: Das kommunistische Regime der UdSSR ist untergegangen und Russland ist zu einem wichtigen Partner in der Raumfahrt herangewachsen. Ohne die Föderation wären nach dem Ende des amerikanischen Space-Shuttle-Programms keine Raumfahrenden mehr in den Orbit und somit zum Gemeinschaftsprojekt zwischen den Europäern, Kanadiern, Japanern, US-Amerikanern und Russland – der Internationalen Raumstation ISS – gelangt. 

Die Spaltung der Welt, die vor dem All nicht Halt macht

Im Sommer 2023 soll nun das Landemodul Luna 25 zum Mond aufbrechen. Doch lange blieb es still um die Mission. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die internationalen Raumfahrt-Kooperationen mit der Föderation abgebrochen – mit Ausnahme der Zusammenarbeit auf der ISS. 

Ohne die internationale Zusammenarbeit kann die Raumstation nicht bestehen. Russland will jedoch mit seiner geplanten Ross-Raumstation (Russian Orbital Service Station) auch aus dem ISS-Programm aussteigen. Wenn alles nach Plan verläuft, soll diese ab 2027 im All platziert werden und Russland würde im Folgejahr das internationale Gemeinschaftsprojekt verlassen. Die USA wollen die ISS dann voraussichtlich 2031 in der Erdatmosphäre kontrolliert zum Absturz bringen.

Noch kurz vor dem Ukrainekrieg hatten China und Russland ihre großen gemeinsamen Pläne für die Kolonisierung des Mondes vorgestellt. Doch seit dem Angriffskrieg wurde es still um die Kooperation. Die chinesische Regierung und ihre Raumfahrtbehörde CNSA verkünden zwar regelmäßig ihre engagierten Ziele für ihre Mondbasis, die voraussichtlich ab 2027 entstehen soll, von einer möglichen Kooperation mit Russland ist in der Öffentlichkeit jedoch keine Rede mehr. 

Dafür wird vor allem von amerikanischer Seite über das neue Wettrennen zum Mond, das Space Race 2.0 zwischen China und den USA (und ihren vorwiegend westlichen Partnern) gesprochen, und die Möglichkeit, dass China hier die Führung übernehmen könnte.

Russland fliegt wieder zum Mond – mit leichter Verspätung

Abseits vom Machtkampf zwischen China und den USA will Russland dieses Jahr zum Mond fliegen. Ursprünglich war der Launch für den 13. Juli 2023 angesetzt, musste jedoch erneut verschoben werden. "Die statistische Simulation der Schlüsselphase der Mission – eine weiche Landung auf der Mondoberfläche – steht kurz vor dem Abschluss", sagte ein Roskosmos-Sprecher gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass am 31. Mai 2023.

Mit einer Sojus-2.1b-Trägerrakete soll die Mission vom Kosmodrom Wostotschny im Fernen Osten Russlands nahe der chinesischen Grenze nun im August 2023 aufbrechen. Damit wird es nach dem Zusammenbruch der UdSSR die erste geplante Mondlandung der Russischen Föderation werden – wenn alles nach Plan verläuft. 

Flugtag 20 (5. Dezember 2022): Das Orion-Raumschiff erfasst die Erde nach Mondvorbeiflug
Flugtag 20 von Artemis I (5. Dezember 2022): Das Orion-Raumschiff erfasst die Erde nach Mondvorbeiflug. Bildrechte: Nasa Johnson

Ziel der Mission ist eine sanfte Landung in der Südpolregion des Mondes. In dieser Region will auch die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa mit ihrer Mission Artemis III landen. Mit ihr sollen die erste Frau und der nächste Mann auf der Mondoberfläche landen. Einer von ihnen wird eine Person of Color (PoC) sein. Aber auch die Chinesen wollen ihre Mondbasis am Südpol errichten.  

Lebenswichtige Ressourcen

Der Grund ist einfach: Am Südpol wird genügend gefrorenes Wasser vermutet. Denn die Mondkrater in dieser Region liegen im Dauerschatten und das einfallende Sonnenlicht fehlt, damit die Wassereis-Reserven verdunsten und sich damit verflüchtigen. Wenn es den zukünftigen Raumfahrenden und den mitgebrachten Robotern gelingt, dieses Wasser abzubauen, würden gleich mehrere Probleme gelöst werden. 

Zum einen kann das Wassereis aufbereitet werden und als Trinkwasser verwendet werden. Zum anderen kann das Wasser, wie der deutsche Esa-Astronaut Mattias Maurer MDR WISSEN in einem früheren Interview verraten hat, in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten werden. Der Sauerstoff kann zum einen als Luft für die zukünftigen Raumfahrenden verwendet werden. Zum anderen können die beiden Stoffe aber auch für Raketenantriebe genutzt werden. Damit kann der Mond zum Sprungbrett für weitere Raumfahrtmissionen beispielsweise zum Mars werden. 

Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. 3 min
Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. Bildrechte: MDR, ESA, NASA
3 min

Ein Jahr auf dem Mond? Für manche unvorstellbar – für andere ein Traum. Der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer hat MDR WISSEN verraten, warum er einer einjährigen Mondmission zustimmen würde.

Fr 05.08.2022 14:22Uhr 03:26 min

https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/video-matthias-maurer-interview-ueber-den-mond100.html

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Auf dem Mond soll es aber noch viel mehr Wasser geben, beispielsweise eingeschlossen im Mondregolith, dem Sand und Staub auf dem Trabanten. Wie ein chinesisches Forschungsteam herausgefunden hat, gibt es auf dem Mond auch Glasperlen. Und in diesen Glasperlen, die durch den Einschlag von Meteoriten auf der Mondoberfläche entstanden sind, ist ebenfalls ein Wasseranteil gespeichert. Am Mondsüdpol bricht also möglicherweise bald die Goldgräberstimmung aus und wer zuerst an der richtigen Stelle seine Basis errichtet, wird zunächst die Hoheit über dieses Gebiet erlangen. 

Die Erkundung des Südpols mit Luna 25

Die Landefähre der geplanten russischen Mission besteht aus einem vierbeinigen Unterbau und einer oberen Kammer. An den Füßen sind die Treibstofftanks und die Raketendüsen für die Landung angebracht. Im Oberbau sind die Sonnenkollektoren, die Kommunikationsausrüstung, die Bordcomputer und der größte Teil der wissenschaftlichen Ausrüstung verortet.

Zudem verfügt die Landefähre über einen 1,60 Meter langen Roboterarm, mit diesem soll das Regolith bis zu eine Tiefe von 0,25 Metern abgetragen werden. Eine der beiden Hauptaufgaben dieser Mission ist nämlich die Untersuchung der Zusammensetzung des polaren Regoliths. Dies soll ein Jahr lang mit diversen wissenschaftlichen Instrumenten geschehen. 

Mit einem Massenspektrometer (dem LASMA-LR) soll die Zusammensetzung der Regolith-Proben untersucht werden. Das Infrarotspektrometer (LIS-TV-RPM) misst das (möglicherweise) vorhandene Oberflächenwasser auf dem Mondboden. Zudem soll das Oberflächenregolith mit einem Gammastrahlen- und Neutronenspektrometer (ADRON-LR) in Augenschein genommen werden. Mit einem Panorama- und lokalen Abbildungssystem (STS-L) sollen neue Aufnahmen vom Mond gemacht werden. 

Ein*e Techniker*in arbeitet an einer Weltraumsonde.
Im Sommer 2023 plant Roskosmos Luna-25 auf eine Mission zum Mond zu schicken, die erste derartige Mission in der Geschichte des modernen Russland nach dem sowjetischen Luna-Programm in den 1970er Jahren. Dieses Bild zeigt die Raumsonde in einer Fertigungshalle. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Die zweite Hauptaufgabe der Mission umfasst die Untersuchung der Plasma- und Staubkomponenten der polaren Exosphäre des Mondes. Sie stellt die äußere Schicht der sehr dünnen Mondatmosphäre dar. In dieser polaren Sphäre soll der Staub mit einem Detektor (PML) untersucht und mit einem weiteren Detektor (ARIES-L) nach geladenen und neutralen Teilchen gesucht werden. 

Als Hauptlandeplatz wurde übrigens eine Region nördlich des Boguslavsky-Kraters ausgewählt. Falls sich während des Überflugs der Region herausstellen sollten, dass die Umgebung ungeeignet ist – möglicherweise befinden sich zu viele Steine am vorgesehenen Landeplatz oder das Gelände weist vorher nicht-wahrgenommene Unebenheiten auf –, kommt noch ein Landeplatz südwestlich des Kraters Manzini infrage. 

Wettlauf zum Mond: Nicht für Russland?

Für Russland selbst besteht nach eigenen Angaben keine Eile im Wettlauf zum Mond. Der ehemalige Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin teilte während seiner Amtszeit noch mit: "Wir sind nicht bereit, uns an irgendeinem Wettlauf zum Mond zu beteiligen." Dennoch wollte oder will man noch mit den Chinesen zusammenarbeiten. 

Im Sommer 2021 hatte Chinas Raumfahrtbehörde ein Video veröffentlicht, in dem es ihre Zukunftspläne bekanntgab. Darin heißt es, dass bis 2025 die Missionen Chang'e 4 bis 7 sowie die Luna-Missionen 25 bis 27 den Trabanten erreicht sollen. Mit den Missionen Chang’e 8 und Luna 28 soll die Endfertigungstechnologie für eine Mondbasis überprüft werden. Mit Lunar 28 soll ab 2027 sogar ein Rover zum Mond gebracht werden. 

Links

Pressemitteilung der Tass vom 31. Mai 2023: Russia’s first lunar mission postponed until August — Roscosmos (engl. Russlands erste Mondmission auf August verschoben - Roscosmos).

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Wie könnten wir Menschen auf anderen Planeten überleben? Science-Fiction-Autoren aber auch Wissenschaftler haben sich mit diesen Fragen beschäftigen. Und sie haben teilweise auch schon spannende Antworten!

Mo 28.03.2022 15:48Uhr 06:29 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/artemis-leben-auf-mond-und-mars100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Vollmond hinter der Mattielli-Statue von Jean Francois Regis auf der Katholischen Hofkirche in Dresden 3 min
Bildrechte: imago/Robert Michael
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Oben am Himmel sieht er gewaltig groß und zum Greifen nah aus. Wenn wir ihn fotografieren, ist er ein winziger Punkt. Wer oder was täuscht uns nun - der Mond oder unsere Wahrnehmung?

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https://www.mdr.de/wissen/mond-mal-gross-mal-klein-citizen-science-moondiary100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 13. März 2023 | 06:22 Uhr