Moderator Jens Haentzschel nimmt die Ernst-Schröder-Münze in Empfang
Auszeichnung mit Blumenfee: Jens Haentzschel hat in Erfurt die Ernst-Schröder-Münze erhalten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Interview Authentisches Engagement: Auszeichnung für MDR Garten-Moderator Jens Haentzschel

18. September 2022, 10:16 Uhr

Der Zentralverband Gartenbau hat MDR Garten-Moderator Jens Haentzschel mit der Ernst-Schröder-Münze in Silber ausgezeichnet. Wir sprachen mit unserem Kollegen über seine Vermittlerrolle, die Besonderheit des Preises, sowie künftige Trends und Herausforderungen im Gartenbau.

Lieber Jens, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung! Wird die Münze der künftige Talisman für unterwegs, oder bleibt sie zu Haus?

Vielen Dank! Die Münze bleibt erstmal auf dem Schreibtisch liegen. Inwiefern sie Talisman wird, zeigen die nächsten Sendungen im MDR Garten. Aber natürlich freue ich mich sehr, denn hier ehrt eine Branche, die sehr genau zu- und hinschaut, meine journalistischen Verdienste und zugleich das Renommee unserer Sendung selbst. Seit über zwanzig Jahren sind wir als Team Teil der großen Gartenbegeisterung. Das muss man erst einmal hinbekommen.

Gartenbauexperte Jörg Kohout im Gespräch mit Moderator Jens Haentzschel
Jens Haentzschel unterwegs in Sachen Gartenbau, hier im Gespräch mit Jörg Kohout an einem Teppich aus blühenden Thymian in Kamenz. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Was genau würdigt der Zentralverband Gartenbau mit dieser Auszeichnung?

Gewürdigt wird mein Engagement als Vermittler und Wegbegleiter der Branche. Gartenbau findet ja in der Sendung nicht nur statt, wenn wir Pflanzenneuheiten zeigen, sondern auch, wenn wir in Gartenbaubetrieben unterwegs sind. Wir zeigen Trends, wir beobachten die Innovationen im Gartenbau und sind sehr authentisch. Es ist von Anfang an ein Herzenswunsch von mir gewesen, dorthin zu gehen, wo Gartenbau stattfindet. Es ist eben ein Unterschied, ob ich eine Handvoll Pflanzen in einem Studio präsentiere oder mich in Glashäusern mit tausenden bis hunderttausenden Pflanzen bewege. Erst so sieht der Zuschauer, mit was für einem Aufwand gegärtnert wird, wie intensiv es ist, sich um Pflanzenkulturen zu kümmern. In Elstra bei Kamenz konnten wir blühende Thymianpolster als überwältigenden Teppich zeigen, in Kassel zuletzt Schaubeete, in Düren waren es Zimmerpflanzen in immensen Stückzahlen. All das hat aus meiner Sicht mehr Emotion als Pflanzen im Topf auf einem Tisch. Wobei wir mit dem MDR Garten-Reich und dem Wintergarten natürlich tolle Orte haben, um ebenso gut Pflanzen zu zeigen.

Die Ernst-Schröder-Münze des Zentralverbandes Gartenbau e.V. Die Ernst-Schröder-Münze in Silber wird nicht für fachliche, kulturtechnische, züchterische oder absatztechnische Leistungen verliehen, sondern an Personen, die keine ehrenamtliche Funktion in gartenbaulichen Verbänden und Fachgruppen wahrnehmen.

Mit der jährlich überreichten Auszeichnung werden Personen geehrt, die sich durch ihre Arbeit um den deutschen Gartenbau verdient gemacht haben oder die sich anderweitig Verdienste um die Förderung des deutschen Gartenbaus erworben haben.

Die Münze erinnert an den ersten Präsidenten des Zentralverbands Gartenbau in Deutschland Ernst Schröder (1893-1976).

Es ist von Anfang an ein Herzenswunsch von mir gewesen, dorthin zu gehen, wo Gartenbau stattfindet.

Jens Haentzschel

Benötigt denn der Gartenbau in Deutschland einen Vermittler, einen Fürsprecher?

Ich sehe Journalismus immer als Vermittlung, Sachverhalte zu erklären. Der Gartenbau ist leistungsfähig, leidensfähig, wenn man sieht, mit welchen Problemen er zu kämpfen hat. Er ist innovativ und transportiert Emotionen. Nichts anderes sind Pflanzen für mich. Meine Erfahrung sagt mir, dass Gartenbau Fürsprecher braucht, denn viele Gärtnerinnen und Gärtner kümmern sich mit Leidenschaft um ihre Pflanzen, sie kämpfen gegen Bürokratie, gegen Auflagen. Da bleibt wenig Zeit, darüber auch noch mit Journalisten zu sprechen. Wir haben mit vielen Züchtern, Gärtnern, Produzenten in der Redaktion einen regen Austausch und der tut gut, weil ich eben nur Geschichtenerzähler bin, kein Gartenbauprofi.

MDR-Garten -Moderator und Buchautor Jens Haentzschel 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Und dennoch hast Du einen Gartenbau-Preis erhalten. Ist das nochmal eine besondere Ehrung?

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Ehrung, die von außen kommt. Hier geht es nicht um einen Journalistenpreis, sondern eine lebendige und starke Branche schaut uns zu und mag den MDR Garten und in diesem Fall mein Engagement für den Gartenbau.

MDR Garten-Moderator Jens Haentzschel bei Strebergärtner-Mittendrin-Veranstaltung im Egapark
Erzählen und vermitteln: Jens Haentzschel mit Kollegen und Zuschauern beim "Strebergärtner"-Tag im Erfurter Egapark. Bildrechte: MDR/Jens Borghardt

Du bist selbst auch als Autor und Regisseur tätig. Siehst Du dich da ebenfalls als Vermittler, oder überwiegt eher die eigene Sicht auf Garten-Themen?

Sicherlich ist die eigene Erfahrung immer ein Wegbegleiter. Mit jeder Sendung lerne ich dazu. Mit jedem Aufenthalt in Gärten wird der Blick geschärft. Grundsätzlich stehen im MDR Garten die Gäste im Vordergrund und da treten Moderatoren immer einen Schritt zurück. Und das Vermitteln ist meine Grundeinstellung für meine journalistische Arbeit. Ich will Geschichten erzählen als Autor, die Expertise von Gärtnerinnen und Gärtnern den Zuschauern vermitteln als Moderator. Der Erfolg der Sendung stimmt. "Die Fernsehsendung MDR Garten gehört bundesweit zu den zuverlässigen Ratgebern rund ums Gärtnern", sagt ZVG-Präsident Jürgen Mertz. Er hat Recht.

Nichts ist langweiliger als Einfalt im Garten.

Jens Haentzschel

Welche Herausforderungen kommen auf den Gartenbau in den Herbst- und Wintermonaten zu?

Die Energiekrise wird dafür sorgen, dass es einige Gartenbaubetriebe härter trifft als andere. Es wird einige Unternehmen auch nicht mehr geben. Durch den heißen Sommer sind die Umsätze selbst bei Staudengärtnereien, die ja recht robuste Pflanzen produzieren, bis zu 70 Prozent eingebrochen. Niemand pflanzt bei 40 Grad Celsius. Es wird auch im Gartenbau eine Zeitenwende geben, denn einige Firmen finden keine Nachfolger. Die Sortimente werden kleiner, man reduziert bewusst, stellt auf trockenheitstauglich um, und ich habe die Befürchtung, dass die Vielfalt immer weiter verloren geht. Nichts ist langweiliger als Einfalt im Garten. Die Aussichten sind bescheiden, fürchte ich. Auf der anderen Seite wird innovativ gezüchtet, das Bewusstsein für Insektenfreundlichkeit hat zugenommen, Städte gehen neue Wege mit ihrem Stadtgrün. Es gibt Lichtblicke, aber hilfreich wäre sicher, wenn es mal normale Jahre geben würde.

Ein Insektenhotel
Unterstützung für die Natur: ein Insektenhotel im Garten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Und welche Trends siehst Du für die Zukunft?

Das große Thema wird der Klimawandel bleiben. Wir werden leise Abschied nehmen von Kulturen, die viel Torf brauchen, die viel Wasser benötigen, es sei denn, dort wird züchterisch noch etwas verändert. Gewinner sind sicher viele Stauden. Ich finde es gerade toll, dass viele Privatgärten auf naturnahe Gestaltung setzen. Der Hashtag #staudenstattrasen findet mehr Anhänger. Leider wird im öffentlichen Raum immer noch zu viel Fläche versiegelt. Im MDR Garten spielt dieser Trend ja bereits eine Rolle. Die Biodiversität zu unterstützen ist eine Herzensaufgabe für mich.

Mehr zum Gartenbau

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR Garten | 18. September 2022 | 08:30 Uhr