Eine Streuobstwiese im Frühling auf der Hohen Schrecke in Thüringen. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Tag der Streuobstwiese Fünf Gründe, eine Streuobstwiese zu bewirtschaften

27. April 2023, 13:42 Uhr

Streuobstwiesen liefern Obst in großen Mengen, bieten Ruhe und Erholung und ganz nebenbei tun Streuobstwiesenbewirtschafter auch noch etwas für den Artenschutz. Gute Gründe, sich für eine Streuobstwiese zu entscheiden.

Riesige Mengen Obst ernten - für Freunde, Verwandte und die Speisekammer

Etwa 200 Kilogramm Äpfel reifen jedes Jahr an einem Apfelbaum. Je nach Anzahl der Bäume vervielfacht sich die Menge. Das reicht zum selber Essen, Verschenken und Einlagern für den Winter. Dazu lässt sich die Speisekammer mit den verarbeiteten Produkten füllen. Aus 100 Kilogramm Äpfeln lassen sich etwa 60 Liter Saft pressen. Der wiederum schmeckt pur, als Schorle oder kann zu Apfelwein weiterverarbeitet werden. Sie haben Kirschen und Pflaumen? Auch aus denen lässt sich Saft pressen. Außerdem können Sie das Obst zu Marmeladen, Chutneys oder einfach Kompott verarbeiten. Frieren Sie die Früchte für Kuchen und Süßspeisen ein. So genießen Sie das ganze Jahr über die Produkte Ihrer Wiese. Und falls es doch zu viel werden sollte: Es gibt viele Menschen, die gerne frisches Obst nehmen. Gegen einen kleinen Obolus oder gegen tatkräftige Hilfe finden Sie Interessenten.

Platz zum Erholen - bei der Arbeit und in der Hängematte

Draußen zu sein, tut der Seele gut. Gartenarbeit ist für viele Menschen ein willkommener Ausgleich zur Erwerbsarbeit. Und zu tun gibt es auf einer Streuobstwiese immer etwas. Aber natürlich ist auch genug Gelegenheit zum Ausruhen. Zwischen die großen Bäumen einer Streuobstwiese kann problemlos eine Hängematte aufgehängt werden. Bauen Sie eine Baumbank, stellen Sie Liegestühle. Auch für einen Grill ist immer Platz.

Das beste: Sie werden auf Ihrer Streuobstwiese vermutlich selten allein sein. Wer schlägt schon eine Einladung zum Kaffee unter blühenden Obstbäumen aus. Und wer das mag, kommt auch zur gemeinsamen Ernte, Grasmahd oder zum Baumschnitt. So ist die Arbeit schnell erledigt und Spaß macht es auch noch.

Zwischen zwei Obstbäumen ist eine Hängematte aufgehängt.
Was gibt es Schöneres, als in einer Hängematte zu entspannen? Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Endlich Platz für Tiere

Wer immer schon damit geliebäugelt hat, sich zum Beispiel Schafe, Ziegen oder Federvieh zuzulegen, kann das sehr gut mit einer Streuobstwiese kombinieren, denn unter den hochgewachsenen Bäumen ist genügend Platz für tierische Bewohner.

Damit schlagen Sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Tiere halten das Gras kurz und düngen die Wiese mit ihrem Kot. Davon profitieren auch die Bäume. Eine nichtgedüngte Wiese magert über Jahrzehnte ab. Das ist schön für die Wiesenblumen, aber schlecht für den Ertrag. Außerdem verdichten die Tiere mit ihren Hufen den Boden, das gefällt Wühlmäusen gar nicht, die nur allzu gern an zarten Baumwurzeln knabbern. Zudem fressen die Tiere heruntergefallenes Obst. Schädlingen wie der Apfelwickler haben keine Chance.

Einziger Nachteil: Sie müssen nachgepflanzte Jungbäume vor Verbiss schützen. Und sich natürlich um die Tiere kümmern. Vielleicht finden Sie aber auch Tierhalter in ihrer Nähe, die Interesse haben, ihr Vieh auf einer nahrhaften Streuobstwiese weiden zu lassen.

Alte Obstsorten auf der Streuobstwiese erhalten

'Goldparmäne', 'Berner Rosenapfel', 'Bergamottebirne' - auf Streuobstwiesen wachsen alte und regionale Obstsorten, die Sie nicht im Supermarkt erhalten und die auch auf den meisten Wochenmärkten nicht verkauft werden. Das eröffnet ganz neue Geschmackserlebnisse. Wer weiß schon, wie die Perlkirsche oder der Lausitzer Nelkenapfel schmecken? Schöner Nebeneffekt: Menschen, die auf Äpfel allergisch sind, vertragen häufig alte Sorten.

Einen Beitrag zum Naturschutz leisten

Wenn Sie sich um eine Streuobstwiese kümmern, sie pflegen und verjüngen, leisten Sie quasi nebenbei einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz. Das betrifft nicht nur den Erhalt alter Obstsorten. Streuobstwiesen sind wahre Paradiese der Artenvielfalt. Hier wird nicht gedüngt, nicht mit Pflanzenschutzmitteln gesprüht. Und die Natur dankt den pfleglichen Umgang.

Mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten wurden auf Streuobstwiesen nachgewiesen. Auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen wächst eine große Vielfalt an Pflanzenarten. Diese wiederum bieten vielen verschiedenen Bienen, Käfern, Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung, Unterschlupf und einen Platz für ihren Nachwuchs. Auch in den Bäumen leben Insekten sowie Vögel wie Gartenrotschwanz, Wiedehopf, Steinkauz. Eidechsen, Eichhörnchen, Gartenschläfer und zahlreiche andere Kleintiere nutzen den Lebensraum auf einer Streuobstwiese.

Blick in eine Baumkrone mit dicken Ästen und rosa-weißen Blüten.
Ein blühender Apfelbaum ist ein Paradies für Bienen, Wildbienen und andere Tiere. Bildrechte: MDR/Teresa Herlitzius

Wie komme ich an eine Streuobstwiese? Grundstücke mit Streuobstwiesen sind regulär über den Immobilienmarkt zu kaufen oder zu pachten. Wenn Ihnen eine Streuobstwiese ins Auge fällt, die augenscheinlich nicht mehr bewirtschaftet wird, können Sie auch beim jeweiligen Katasteramt nachfragen oder Sie erkundigen sich in der Dorfgemeinschaft, wem sie gehört.

Gute Anlaufstellen sind auch die Ortsverbände von Nabu und BUND oder lokale Naturschutzverbände. Sie betreuen oft Streuobstwiesen und suchen dafür nach engagierten Menschen, die mithelfen. Das ist ein tolles Angebot für alle, die erst einmal schauen wollen, ob eine eigene Streuobstwiese zu ihnen passt.

Quelle: MDR Garten (anz)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 23. April 2023 | 08:30 Uhr